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Dan

Dan

Titel: Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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heruntergekommene Transporter raste in waghalsigem Tempo durch die Straßen der Stadt, in eine Richtung, die nichts Gutes verhieß: nach Westen, den Bergen entgegen, nach Monte Verde. Zu El Viejo, der inzwischen alle ihre Geheimnisse kannte und Rache an ihr üben würde.
    Und an Quinn.
    Sie konnten einander nicht sehen, da sie Rücken an Rücken auf dem Boden des Transporters saßen, dessen hintere Sitze herausgenommen worden waren; ihre Hände waren aneinandergefesselt, und Maggie spürte, wie ihr Sohn vor Angst am ganzen Körper zitterte. Gelegentliches Schniefen verriet ihr, dass er trotz aller Anstrengung die Tränen nicht zurückhalten konnte.
    Wenn sie nicht gerade mit jeder Faser für ihrer beider Überleben betete, musterte sie verstohlen ihren Entführer.
    Wie hatten sie ihn nur übersehen können? Er war von Anfang an bei El Viejo gewesen, längst bevor Maggie und später Dan dazustießen. Er hatte alles unbeschadet überstanden, in immer wieder neuer Tarnung, zuletzt in der sichersten von allen: als FBI -Mann.
    Hatte Dan jemals an Joel Sancere gezweifelt – damals, als er angeblich krank bei El Viejo geblieben war, statt zum Treffpunkt mitzukommen, oder jetzt in Miami, wo er Dans laxen Umgang mit dem Gesetz kommentiert und sie mit ungebetenen Ratschlägen eingeschüchtert hatte? Nicht ernsthaft.
    Ihr Entführer lehnte an der Rückwand des Wagens, die Waffe auf sie gerichtet, mit finsterem Blick und unnachgiebiger Haltung.
    Maggie atmete tief durch, um ihre Nerven zu beruhigen. »Warum sind Sie –«
    Er hob drohend die Waffe, um sie zum Schweigen zu bringen.
    »Hör auf, Mom«, sagte Quinn mit vom Weinen rauer Stimme. »Der Typ ist total durchgeknallt. Lass es einfach.«
    Beim Klang von Quinns Stimme ballte sich ihr Herz zusammen. Er hatte zum ersten Mal gesprochen, seit sie mit vorgehaltener Waffe in den Transporter gezwungen worden waren.
    »Alles in Ordnung bei dir, Schatz?«, fragte sie.
    Ihr Entführer runzelte die Stirn, ließ aber seine Waffe, wo sie war.
    »Ich habe Angst«, gab er leise zu. »Und es tut mir so leid.«
    »Hab keine Angst«, erwiderte sie wenig überzeugend, während der Transporter mit knapp hundert Stundenkilometern schlingernd eine Biegung nahm.
    Sie konnte nur erahnen, was sich in dem Lagerhaus abgespielt hatte. War Dan dort drinnen umgekommen? Der Gedanke ließ sie einfach nicht los.
    Vielleicht war er aber auch entkommen. Vielleicht hatte er ihre Armreife gefunden. Vielleicht hatte er den Hinweis verstanden.
    Aber woher sollte er wissen, wohin sie fuhren?
    Es war hoffnungslos. Viejo würde sie umbringen. Nachdem Lola ihm Quinns Geburtsurkunde gefaxt hatte, wusste er die Wahrheit über ihren Sohn. Er würde auch ihn umbringen.
    Durch das dichte Drahtgewirr, das sie von der Fahrerkabine trennte, konnte sie die Berge erkennen. Sie verließen die Stadt.
    »Es war ein Fehler, sich in meinen Fall einzumischen.«
    Maggie blickte Joel überrascht an. »Das ist Ihre Vorgehensweise in einem Fall? Kinder und Zeugen entführen? Einen früheren FBI -Beamten erschießen?«
    »Ich meinte, Dan hätte sich nicht in meinen Fall einmischen sollen.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und wandte sich ab.
    »Ich hatte alles im Griff.«
    »Ja, das sehe ich«, sagte sie leise.
    »Ich arbeite schon seit Jahren für Viejo«, sagte er und beugte sich vor. »Lieferung für Lieferung, Kiste für Kiste. Ich sorge dafür, dass das Geld dorthin zurückkehrt, wo es hingehört: Es ist Staatseigentum.«
    Sie sah ihn ungläubig an. »Ich war selbst in dem Lagerhaus und habe die Werkzeuge aus Gold gesehen. Nichts davon ist den Behörden übergeben worden.«
    »Da irrst du dich, meine Liebe. Ich bin nur der Vermittler; ich nehme Viejos Drogengeld und schaffe es an einen sicheren Ort, wo es dann an offizielle Stellen übergeben wird. Sobald ich alles habe, und das wird bald sein, bin ich ein Held.«
    Sie ließ ihren Blick auf die Waffe sinken. »Wohl kaum.«
    »Es ist alles Teil der verdeckten Ermittlung. Manchmal muss man Unbeteiligte mit hineinziehen. Das verstehst du doch, Maggie? Du warst doch damals eine Unbeteiligte.«
    Und bist mit hineingezogen worden, sehr zu deinem eigenen Vergnügen
. Sie sah ihm den Gedanken förmlich auf die Stirn geschrieben. »Das FBI weiß also, dass Sie hier sind?« Konnte das sein?
    »Niemand weiß, dass wir hier sind. Es war ganz allein meine Entscheidung, diesen Fall abzuschließen, sobald Viejo aus der Haft entlassen ist. Ich hatte damals in den Neunzigern ein

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