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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Nachthemden bekleidet, die vom steifen Wind, der von der Nordsee her wehte, aufgewirbelt wurden, trotteten sie durch den Sand, über Kiesel, Teer und Schotter. Alle hatten die Augen halb geschlossen und schritten mit langsamen, fast tänzelnden Schritten wie Tagträumer.
    Vor dem alten Bunker erwarteten sie bereits die zwei Harlekin-Priester, die zum ersten Mal ihre neuen Roben trugen, die aus verschiedenfarbigen quadratischen Stoffstücken gefertigt waren. Beide hielten einen Schürhaken aus Eisen in der Hand. Als die ersten Frauen sich näherten, verbeugten sie sich schweigend.
    Um den Bunker herum hatte man die Gegend von allem Stechginster gesäubert und auch der Stacheldrahtzaun war vollständig entfernt worden. Das Innere war von Hunderten von Kerzen beleuchtet und am Eingang stand die junge Frau, die früher einmal Shiela Doyle gewesen war – mit offenen Armen hieß sie die Neuankömmlinge willkommen.
    Die Hohepriesterin Labella war in ein langes Gewand, ganz in Weiß und Purpur, gekleidet. Feiner Golddraht war in ihr Haar geflochten und auf der Stirn trug sie einen funkelnden Amethyst in der Form einer Träne, der das Kerzenlicht reflektierte.
    »Seid gegrüßt, Schwestern«, nahm sie die Frauen und Mädchen, die sich vor ihr versammelt hatten, in Empfang. »Der Heilige Magus erwartet euch bei Hofe. Durchschreitet die Wasserscheide und tretet ein.«
    Die Frauen gingen an ihr vorbei, um die Treppe hinabzusteigen und den langen Tunnel dahinter zu durchschreiten. Die meisten hatten sich bereits Spielkarten an die Nachthemden geheftet, doch einige waren noch ohne, und so händigte Labella jeder eine Spielkarte aus, die sie ihrem Königlichen Haus und dem entsprechenden Quartier im Weißen Schloss zuordnete, zu dem sie nun gehörten.
    »Ohne diese lässt euch Mauger nicht vorbei«, erklärte sie. »Er bewacht den Weg aufmerksam und verbissen, doch sobald ihr ihm diese zeigt, erlaubt er euch, einzutreten.«
    Die beiden Letzten waren eine Frau Ende dreißig und ein bleiches Teenie-Mädchen, das sich in einen Morgenmantel gewickelt hatte. Labella befestigte jeweils eine Karte an ihren Nachthemden und ließ sie ein.
    Ihre glasigen Augen funkelten im Kerzenschein, als Sandra Dixon und ihre Mutter begierig die Stufen hinabstiegen.
    Die Hohepriesterin blickte auf die Straße, entlang derer die größere Betonmauer noch immer vom Ginster verdeckt wurde. Der goldene Schein vieler Laternen erleuchtete das Dickicht und die spitzen Blätter. Das Schlagen einer Trommel setzte ein, dazu kam eine Laute und schon bald mischten sich fröhliches Gelächter und Heiterkeit darunter.
    »Die Herzkönigin hat so viel Minchet angesetzt«, murmelte die Hohepriesterin mit einem nachsichtigen Lächeln. »Es gibt genug für alle dort drüben. Nehmt so viele Gläser, wie ihr braucht, Ladys. Wenn ihr zu Heim und Herd zurückkehrt, teilt reichlich aus. Im Namen des Prinzen der Dämmerung und des Heiligen Magus, des prächtigen Ismus!«
    Ehrfurchtsvoll ergriffen die Harlekin-Priester sie an den Händen. Gemeinsam stiegen sie in den Tunnel hinab und machten sich auf den Weg zum Königshof. Inmitten der hohen Wände des großen Bunkers erhoben sich Musik und ausgelassenes Lachen in die Nachtluft. Sie trieben dahin, die Küste entlang, wo sie sich mit dem Rauschen der Wellen vermengten, die gegen die Kiesel schlugen.

22
    Hierein tanzt Langfinger Jack. Drum versteckt, was ihn womöglich neckt! In seinen langen Fingern ständig juckt es ihn, diesen Fluch kann er nicht brechen. Juwelen und Schmuck wird er stehlen, um den bösen Zauber der Hexe zu lindern. Verbergt eure Schätze vor seinem Sehnen – sonst werdet ihr sie niemals mehr wiedersehen.
     
    Am nächsten Morgen stand Barry Milligan am Fenster des Lehrerzimmers und sah zu, wie die ersten Kinder durch das Schultor strömten. Neben ihm stand Martin Baxter. Noch war keiner der übrigen Lehrer aufgekreuzt, daher hatten sie den Raum – und den Wasserkocher – für sich. Sie diskutierten Pauls Verhalten, das er neuerdings an den Tag legte.
    »Und er weigert sich, mit der Friede-Freude-Eierkuchen-Tante Clucas zu plaudern?«, fragte der Direktor.
    »Manchmal ist er genauso stur wie seine Mutter«, antwortete Martin. »Er meint, es sei absolut sinnlos, weil mit ihm alles in Ordnung sei.«
    »Großspuriger Frechdachs«, grummelte Barry. »Trotzdem geht es nun mal nicht, dass er sich einfach so unabgemeldet vom Schulgelände davonmacht, wenn er zu irgendwas keine Lust hat. Wenn das jedes der Kids

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