Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
Vom Netzwerk:
Kreuzbuben. Sollte Conor tatsächlich mal ein Buch gelesen haben? Auch er gehörte zur Brigade der Hängeärmel. Martin verstand beim besten Willen nicht mehr, was in diese Kids gefahren war.
    »Weiß deine Mum, was du mit deiner Uniform angestellt hast?«, fragte er Conor.
    »Wie sonst sollte ich gekleidet sein?«, gab der Junge zurück. »Dies ist der Brauch bei Hofe.«
    »Der einzige Hof, den du je von innen sehen wirst, Westlake, wird einen Richter zum Vorsitz haben.«
    Fünf Kinder lachten. Die anderen starrten den Lehrer nur nichtssagend an.
    »Der einzige Richter ist der Ismus«, antwortete Conor gelassen.
    Martin wollte darauf antworten, als Owen Williams plötzlich seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Der rothaarige Junge kaute lautstark und mit kräftig arbeitenden Kiefern auf etwas herum.
    »In den Müll damit«, forderte Martin ihn auf.
    »Darf ich es nicht vielleicht für später aufheben?«, fragte Owen höflich.
    Martin blinzelte und sah genauer hin, um sich zu vergewissern, dass er auch den richtigen Jungen vor sich hatte. Was war aus dem »Gangsta-Rapper« geworden? Dann dämmerte ihm, dass auch der Waliser eine Spielkarte trug – die Karodrei. Er fragte sich, was es damit wohl auf sich hatte – falls es überhaupt eine tiefere Bedeutung gab.
    »Nein, Owen«, entgegnete er streng. »Das wandert sofort in den Abfall.«
    Normalerweise hätte der Junge gemosert und mit wild fuchtelnden Händen protestiert, aber nicht an diesem Morgen.
    »Wie Sie wünschen«, sagte er.
    Ruhig stand er auf, ging zum Mülleimer, lutschte noch einmal kräftig an der undefinierbaren Masse, die er im Mund hatte, und warf sie dann weg.
    Kurz erhaschte Martin einen Blick auf etwas Graugelbes, bevor der faserige Klumpen schwer auf dem Boden des Abfalleimers inmitten von Spitzerresten und einem braunen Apfelgrips aufschlug – wieder einmal war er am Vorabend vom Reinigungspersonal nicht geleert worden.
    Als Owen an seinen Platz zurückkehrte, sah Martin, dass seine Lippen mit einer fauligen Farbe beschmiert waren – dieselbe Farbe wie der faserige Klumpen, den er gekaut hatte.
    Als Emma Taylor – verspätet und großschnauzig wie immer – ins Zimmer platzte, empfand Martin es direkt als angenehm normal.
    »Der bescheuerte Wecker hat nich geklingelt und meine Mum war zu beschäftigt, dieser bescheuerten, fetten Talktussi zuzuhören, die im Frühstücksfernsehen über Blasenentzündungen gelabert hat, um’s zu merken«, zeterte sie, während sie auf ihren Platz ganz hinten im Klassenraum zusteuerte.
    Nachdem sie eine Weile in ihrem Rucksack herumgekramt hatte, brachte sie – oh Wunder – ihre Bücher zum Vorschein. Dann erst bemerkte sie die komische Stimmung im Klassenzimmer und blickte sich um. »Wer ist denn diesmal gestorben?«, fragte sie taktlos.
    Die fünf Kinder, die dem Einfluss des Buches noch nicht zum Opfer gefallen waren, schnappten sprachlos nach Luft. Wie konnte sie nur so unsensibel sein und solche Dinge von sich geben, wo doch ihre eigenen Freundinnen bei der Katastrophe umgekommen waren? Martin sah sie böse an. Doch Emma fiel nur auf, dass die übrigen Schüler noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt hatten. Am Montag hatte es dieser Karottenkopf, Owen, nicht fertiggebracht, neben Kevin Stipes verlassenem Platz zu sitzen. Heute, als sie den leeren Ausdruck in seinem Gesicht betrachtete, fragte sich Emma, ob er sich überhaupt noch an Kevins Namen erinnerte.
    Der Unterricht ging weiter. Ohne ihre beiden Freundinnen beschränkten sich Emmas nervige Störungen auf Beschwerden darüber, wie schwer die Gleichungen waren, und darauf, die lächerlichen Loser auf die Schippe zu nehmen, die ihre Jacken zermetzelt hatten. Keiner der zweiundzwanzig Kartenträger reagierte jedoch auf ihre Beleidigungen, egal wie viel Mühe Emma sich gab, sie zu provozieren. Schweigend fuhren sie mit ihren Aufgaben fort. Martin beobachtete das alles mit wachsender Besorgnis. Es war einfach nicht normal.
    Am Ende der Doppelstunde, als Martin die Hausaufgaben verkündete, hockte Emma zusammengesunken, beleidigt und wütend da und kaute auf ihrem Stift herum, als wäre er eine dünne Zigarre.
    »Kann ich nicht!«, erklärte sie lässig. »Kapier’s nich.«
    »Die anderen kommen alle zurecht«, erwiderte der Lehrer. »Vielleicht würdest du das auch, wenn du mir zur Abwechslung mal zuhören würdest, wenn ich etwas erkläre.«
    »Hab ich doch!«
    »Hast du nicht, du hast in deiner Zeitschrift rumgekritzelt und Paris Hilton einen Bart

Weitere Kostenlose Bücher