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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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rammte sie den Ellbogen in die Seite und einem Dritten verpasste sie eine Kopfnuss. Jemand kam mit einem Klumpen Minchet in den Fingern herbeigeeilt, bereit, es Emma über den Mund zu schmieren.
    Emma holte die Nagelschere aus ihrer Tasche und fuchtelte damit in der Luft herum. Der Mann, der ihr das Minchet hatte verabreichen wollen, wich zurück und verteilte die abartige Salbe auf den eigenen Lippen.
    »Ich stech jeden ab, der mir in die Quere kommt!«, schrie Emma gellend – und sie meinte es ernst.
    »Lasst sie gehen!«, befahl die Pikkönigin. »Lasst die Törichte ziehen.«
    Die Menge teilte sich und Emma schritt hindurch, wachsam. »Na, wer traut sich?«, brüllte sie. »Na los, bleibt zurück!«
    Sie gehorchten und schließlich war Emma frei. Vor ihr lag nur noch die finstere Einsamkeit des Naturschutzgebiets. Ohne sich noch einmal umzublicken, rannte das Mädchen los.
    Die Pikkönigin beobachtete, wie ihre Tochter in der Düsternis verschwand.
    »Ich wusste, dass es nicht leicht werden würde«, bemerkte der Kreuzbube, als er an ihre Seite humpelte. »Eure einfallsreiche Tochter ist nicht zu unterschätzen.«
    »Sie ist prächtig«, verkündete die Frau voll mütterlichem Stolz. Doch solche Gefühle mussten warten.
    »Der Ismus hat befohlen, dass sie heute Nacht zu den Unseren gehören soll«, erinnerte Jack die Frau.
    Die Pikkönigin warf ihm einen verführerischen Blick zu. »Jill wird nicht weit kommen«, versicherte sie. »Mauger wird sie einfangen.«
    Emma wetzte über das struppige, von Hasen abgenagte Gras des spärlich bewachsenen Naturschutzgebietes. Hier gab es nichts außer den vereinzelten Ginsterbüscheln, die in der Finsternis so fest und massig wie Felsblöcke wirkten. Hinter ihnen erstreckte sich bis zum Horizont die schwarze See, auf der funkelnde Frachtschiffe kreuzten.
    Eine kleine Gestalt huschte an Emma vorbei und sie kreischte vor Schreck auf. Doch es war nur eins der zahllosen Kaninchen, von denen es hier nur so wimmelte. Emma ärgerte sich über sich selbst – andererseits, war es denn ein Wunder, dass sie so schreckhaft war?
    Dann wurde ihr bewusst, dass sie sich mitten im Nirgendwo befand. Sie war zu weit gelaufen – hatte sich selbst wie ein aufgeschrecktes Kaninchen benommen. Die hohen Sanddünen lagen weit zu ihrer Linken, zwischen ihr und der Straße, und schnitten ihr den Weg ab. Wenn ihr Vater zu ihrer Rettung herbeieilte, würde sie ihn nicht mal sehen. Sie wünschte, er würde sich ein bisschen beeilen. Viel weiter konnte sie nicht mehr rennen. Ihre Lungen waren jetzt schon kurz davor zu platzen und ihre Beine taten höllisch weh.
    Als sie rasselnd Atem schöpfte, wurde Emma klar, in was für einer schlechten Form sie war. Sportlich war sie noch nie gewesen und vor dem Sportunterricht hatte sie sich immer gedrückt – lange bevor sie tatsächlich welche hatte, hatte sie sich immer mit Frauenwehwehchen rausgeredet. Und ihr Zigarettenkonsum war auch wenig hilfreich.
    Während sie gierig die kühle Luft einatmete, fragte sie sich, ob diese Verrückten sie noch immer verfolgten. Und warum überhaupt? Das alles war zu abgefahren, um es auch nur ansatzweise zu begreifen. Wollten sie sie kidnappen oder ihr eine Predigt halten? Solche irren Sachen passierten hier, im beschissenen Felixstowe, doch sonst nie.
    Sie machte einen Schwenk und rannte dann auf den breiten geteerten Zubringerweg, der sich durch das Naturschutzgebiet schlängelte, auf die Dünen zu. Ihre Stiefel verursachten auf dem harten grauen Untergrund ein dumpfes Geräusch. Als die kleinen Sandhügel näher kamen, wurden die Schatten, die Emma umgaben, immer dunkler. Der Ginster wuchs dichter und höher, drängte sich durch das Geländer, das entlang der Kuppe verlief.
    Dann erreichte Emma die Stelle, wo der Pfad zwischen zwei Dünen hindurchführte, und blieb kurz stehen. Das Herz hämmerte in ihrer Brust, sie hustete und ihr war schwindelig.
    Vor ihr lag ein Abschnitt der View Point Road, der parallel zu den grasbewachsenen Dünen verlief. Vom Auto ihres Dads gab es noch keine Spur. Die dunkle und einsame Straße wirkte bedrohlich. Da draußen hinter den Sträuchern, die zu beiden Seiten standen, konnten sich noch mehr von diesen Bekloppten verstecken.
    Ohne zu zögern, hastete Emma den nächstbesten Hügel hinauf. Der hohe Kammweg, der über die Hügelspitzen führte, bot ihr den besten Überblick. Von hier aus konnte sie über die Straße in den Containerhafen sehen oder auch in die andere Richtung, über das

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