Dancing Jax - 01 - Auftakt
murmelte Martin. »Diese Kids sind völlig außer Kontrolle.«
An die folgenden zwei Stunden erinnerte sich Martin nur schwammig. Er hatte Sandra ins Lehrerzimmer geholfen und ihr eine Tasse Tee mit reichlich Zucker gemacht und schließlich ihre Eltern angerufen, damit sie sie abholten. In der Zwischenzeit war Barry zum Spielfeld gehetzt, um nachzusehen, was dort vor sich ging.
Martin hatte recht gehabt. Es glich wirklich einem Kriegs-Schauplatz. Douggy Wynn und der Sportlehrer der anderen Schule standen an den Seitenstreifen und blickten völlig hilflos auf das grausame Schauspiel, dem sie keinen Einhalt gebieten konnten. Sie pusteten in ihre Trillerpfeifen und bemühten sich, prügelnde Grüppchen auseinanderzureißen, aber ohne jeden Erfolg. Ungefähr vierzig Jugendliche kämpften erbittert miteinander. Schockiert und voller Abscheu sah Barry zu. Wie die Tiere gingen sie aufeinander los!
Rings um das Spielfeld standen hier und da erstarrte Eltern, die erschrocken zusahen – und mindestens einer von ihnen hatte die Polizei gerufen, denn schon bald ertönten Sirenen, die in einem Wahnsinnstempo die Hauptstraße herunterrasten.
Einige der Kids vertrieb dieses Geräusch, andere wiederum waren so in den Kampf vertieft, dass sie das durchdringende Jaulen, das ständig lauter wurde und näher kam, gar nicht wahrnahmen.
»Was für eine verfluchte Schweinerei«, murmelte Barry.
Zwei Polizeiwagen fuhren vor. Der Hausmeister hatte bereits die Barrieren geöffnet, damit sie direkt aufs Feld fahren konnten. Sieben Jungs wurden festgenommen, zwei von ihnen in völlig zerfetzten Trikots. Die anderen trollten sich.
Barry war außer sich vor Wut und falls in ihm noch Platz war für irgendetwas anderes als das, dann war es Scham. Während er mit den Polizisten sprach, merkte er nur zu deutlich, dass sie ihn als Direktor mitverantwortlich machten. Da war es auch kein Trost, dass nur drei der verhafteten Jungs zu seiner Schule gehörten. Doch diese beiden Gefühle wichen jähem Entsetzen, als einer der Polizisten ihm das zwölf Zentimeter lange Messer zeigte, das er bei einem der Schläger gefunden hatte.
»So was ist hier noch nie passiert«, sagte er.
»Nun, jetzt schon, Sir«, stellte eine ernste junge Polizistin fest. »Die Sache hätte bei Weitem schlimmer ausgehen können. Jemand hätte erstochen werden können. Wir werden Sie und alle anderen zu dem Vorfall vernehmen müssen.«
Barry nickte nur, dann fiel ihm Sandra Dixon wieder ein. »Kurz vorher hat es noch einen anderen Zwischenfall gegeben. Eine unserer Schülerinnen wurde draußen vor dem Haupteingang von drei anderen Mädchen zusammengeschlagen. Ich wollte Sie eben deswegen informieren.«
»Scheint kein guter Tag für Ihre Schule zu sein, was, Sir?«, bemerkte die Polizistin vorwurfsvoll.
Barry Milligan konnte ihr nur beipflichten.
Es war Viertel vor sieben am Freitagabend und noch immer saß Martin in der Schule fest. Seine Freundin Carol hatte er schon angerufen, um ihr knapp zu erklären, was passiert war, und sie vorzuwarnen, dass es spät werden würde, doch sie hatte sich über etwas ganz anderes aufgeregt. Die Bank hatte ihr die Hölle heißgemacht – oder sie hatte der Bank die Hölle heißgemacht … Jedenfalls war sie außer sich. Martin war alles andere als in der Stimmung, sich auch noch ihre Nöte anzuhören, und war froh, als Barry Milligan ins Lehrerzimmer kam und er eine Ausrede hatte, das Gespräch zu beenden.
»Was bitte kann heute sonst noch schiefgehen?«, schnauzte der Direktor und steuerte auf kürzestem Weg den Wasserkocher an. »Das ist doch hier das reinste Irrenhaus! Das wird den Obermackern mal wieder gar nicht schmecken.«
»Gab es auf dem Spielfeld irgendwelche Verletzte?«, fragte Martin.
»Hauptsächlich ein paar gebrochene Nasen und geschwollene Lippen. Wir hatten verflucht viel Glück, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Ein Messer, zum Teufel! Ein beschissenes Messer!«
»Immerhin gehörte es keinem von unseren Jungs.«
»Piepegal, wem es gehört – so was hat in der Nähe meiner Schule nichts zu suchen! Mir war klar, dass es uns eines Tages auch mal erwischt, aber doch nicht so bald. Ich meine, wir sind doch nicht mitten in der Großstadt!«
»Trotzdem gibt es hier Gangs, schräge Gestalten und Unruhestifter.«
»Nun, wir werden sehen – warte nur bis Montagmorgen!«
»Was meinst du?«
»Ich hatte einen Plausch mit der Polizei. Sie werden schnellstmöglich einen Metalldetektor am Eingang aufbauen.
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