Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
Mantelhaken und nahm sich die letzte purpurne Robe. »Wozu hätte ich dich sonst überhaupt mitbringen sollen? Sicherlich nicht, weil man mit dir so viel Spaß hat. Du bist nämlich eine langweilige, egoistische Hexe, weißt du? Oh, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, meine Damen und Herren«, wandte er sich an die Mitglieder des Inneren Zirkels.
Kaltes Entsetzen breitete sich auf Estelies Gesicht aus. Sie beobachtete, wie Simon die Robe anzog und seinen Platz hinter der letzten freien Apparatur einnahm. Dann griff er in die Tasche des Gewands, zog eine Wolfsmaske heraus und setzte sie auf.
Die junge Frau auf dem Stuhl starrte hilflos die vermummten Gestalten an. Einige trugen wie Augusta Kopfhörer und sie alle konzentrierten sich auf die Anzeigen und Messgeräte vor sich.
»Daddy wird mich suchen kommen!«, warnte sie. »Er wird keine Ruhe geben, bis er mich gefunden hat!«
Ihr Gastgeber blickte auf. »Vor zwei Wochen«, erklärte er, »hat mich Ihr Vater in seiner billigen Zeitung denunziert. Ich habe öffentliches Aufsehen immer vermieden, und er hat mir damit gedroht, Geheimnisse zu enthüllen, die besser im Dunkeln bleiben. Dafür werde ich mich bei ihm bedanken, indem ich Sie persönlich zu ihm zurückschicke, Miss Winyard. Eigentlich hatte ich etwas anderes im Sinn, doch Ihr hübsches Geständnis vor einigen Minuten hat mich auf die Idee gebracht, Ihrem Vater Ihren Schädel und Ihre Oberschenkelknochen zu schicken – verpackt in schwarzen Stoff.«
Estelle hatte so große Angst, dass sie nicht einmal schreien konnte.
Austerly Fellows nahm ein eckiges Mikrofon und begrüßte den Inneren Zirkel zu ihrem unvermeidlich letzten Treffen. Seine Stimme wurde im ganzen Haus übertragen, damit auch all seine Anhänger sie hören konnten.
Unten stellte man die Cocktails beiseite. Die Gespräche verstummten und alle lauschten dem Abbot of the Angels – ihrem gefürchteten und verehrten Meister. Ein dicklicher Mann mit einem Schnauzer, der aussah, als wäre er schon als Anwalt auf die Welt gekommen, stellte die Reisetasche ab, die er den ganzen Abend über an sich gedrückt hatte. Seine herrschsüchtige Ehefrau neben ihm stieß einen verzückten Seufzer aus, als die Worte von Austerly Fellows durch den Raum hallten.
»An diesem gesegneten Beltanefest, während dieser höchst vielversprechenden Zusammenkunft ist es mein Privileg zu verkünden, dass mein großes Werk vollbracht ist. Der Moment, auf den wir alle so hart hingearbeitet haben, ist endlich gekommen. Die Dancing Jacks sind bereit, ihren Weg in die Welt anzutreten.«
Ein erstauntes und bewunderndes Geraune ging durch die Menge.
»Heute Nacht werdet ihr alle Exemplare der Erstausgabe mit euch nehmen. Ihr wisst, was ihr damit zu tun habt, wo man sie verstreuen muss. Ich bitte euch nun, euch diesen Augenblick gut einzuprägen. Dies ist die Nacht, in der sich die Weltordnung für immer verändern wird und meine Herrschaft beginnt. Die Scheinheiligkeiten der Vergangenheit werden in Vergessenheit geraten und unser Herr wird aus dem Exil zurückkehren.«
Man spendete Beifall, viele der versammelten Anhänger verbeugten sich.
»Doch kein Buch ist wahrhaft vollständig, solange die Widmung fehlt. Daher werde ich, Austerly Fellows, die Heilige Schrift Ihm widmen. Die Dancing Jacks werden den Weg für Seine Rückkehr ebnen. Alles, wovon wir je geträumt haben. Alles, was wir je wollten. Heil dem Prinzen der Dämmerung, dem Überbringer des Lichts!«
Stürmischer Applaus wallte bis in den ersten Stock hinauf. Der Großmeister des Inneren Zirkels hörte ihn, legte das Mikrofon zurück in die Halterung und wandte sich dann an Estelle: »Und jetzt, Miss Winyard, sollen Sie herausfinden, was Ihrem Vater verborgen blieb: die präzise Art meiner Geschäfte.«
Stürmisch schüttelte sie den Kopf. Sie wollte es nicht wissen. Sie wollte einfach nur fort von hier. »Ich werde keinem etwas verraten, das schwöre ich.«
»Das ist mir völlig bewusst. Ich kann es kaum abwarten, Ihnen zu zeigen, wie genau meine ›neumodischen Kristallkugeln‹ funktionieren und an wen ich meine Botschaften übermittle.«
»Ich will es nicht wissen!«, rief sie. »Bitte!«
»Oh, aber das müssen Sie. Genau genommen würde es ohne Sie gar nicht gehen. Mein Apparat arbeitet auf einer höchst einmaligen Frequenz, müssen Sie wissen.«
Estelle begann zu jammern und zu weinen.
»So ist es recht.« Lächelnd stellte er eine der Skalen präzise ein.
Plötzlich ertönte ein Knall und Statik
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