Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
Vom Netzwerk:
»Die Welt ist nicht reif«, drang es von ihren aufgeplatzten Lippen, während sie den Pfad entlangschlurfte. »Es war zu früh. Zu früh …«
    Mr Hankinson taumelte zurück zu seiner Tasche und drückte sie an sich. Schwer schnaufend überlegte er, was zu tun war. Dann begriff er, dass nun alles in seiner Hand lag. Austerly Fellows hatte ihm genaue Anweisungen gegeben, für den Fall, dass eine höhere Gewalt ihren Plan durchkreuzte. Der Meister hatte nichts dem Zufall überlassen.
    »Der Jangler wird seine Pflicht erfüllen«, schwor Hankinson. »Ebenso wie alle späteren Generationen der Hankinsons, bis die Welt reif ist. So möge es sein.«
    Während Miss Augusta Goodnight Sweatheart sang, marschierte der Anwalt entschlossen zum Haus. Das lange Warten der Getreuen hatte begonnen und es gab viel zu tun.

20
    Im Lager hatte Jody einen weiteren, letzten Tag, eingekerkert in dem winzigen Gefängnis, zu ertragen. Maggie, Charm, Marcus, Lee und Spencer erzählten niemandem von der Rettungsaktion der vergangenen Nacht. Wenn es im Camp wirklich einen Spitzel gab, dann hätte das für Maggie sonst böse Konsequenzen bedeutet. Lee nutzte die nächste Gelegenheit, um sich sofort bei ihr zu entschuldigen, weil er sie tatsächlich kurz verdächtigt hatte, mit dem alten Sack unter einer Decke zu stecken. Dann entschuldigte er sich in aller Form bei Charm dafür, dass er so ein Arsch gewesen war. Zuzugeben, dass er im Unrecht war, war neu für ihn. Beide Mädchen nahmen die Entschuldigung an, auch wenn Charm ihn einen Nachmittag lang schmoren ließ.
    Die Kinder, die Maggie verdächtigt hatten, waren noch immer davon überzeugt, dass sie eine Spionin war, und behandelten sie entsprechend. Nicholas kritzelte eine fiese Karikatur auf die Küchentür: Maggie als Törtchen futternder Elefant und auf den Gebäckstücken prangten die Spielkartensymbole der vier königlichen Häuser von Mooncaster. Es war absolut unfair und brachte Marcus auf die Palme, aber Maggie hielt ihn davon ab, dem Knirps eine zu scheuern.
    Diese ganze Boshaftigkeit ihr gegenüber schien hauptsächlich von Alasdair auszugehen. Lee wollte ihn sich deswegen vornehmen, aber der Schotte weigerte sich, ihm zuzuhören. Und was wollte Lee überhaupt sagen? Maggies Unschuld konnte er nur beweisen, indem er Alasdair in alles einweihte, und Lee war sich nicht sicher, ob er ihm vertrauen konnte.
    Und so spaltete sich das Camp in zwei Lager, zumindest so lange, bis Jody wieder frei war. Dann würde sie Maggie bestimmt bedingungslos verteidigen und Alasdair müsste seine gemeinen Sticheleien gezwungenermaßen zurücknehmen.
    Bis dahin verging jedoch noch ein ganzer Tag, der vor allem für Alasdair und Christina quälend langsam verstrich. Soweit sie wussten, hatte Jody seit dem Morgen, als man sie verschleppt hatte, keinen Tropfen Wasser mehr getrunken. Wie würde es ihr gehen? War sie überhaupt noch am Leben?
    Niemand wagte es, die Wächter zu reizen. Jetzt, da sie wussten, dass die Punchinellos Pistolen hatten und darauf brannten, sie einzusetzen, leisteten die Kinder absoluten Gehorsam. Die Wärter genossen diese Unterwürfigkeit in vollen Zügen und piesackten sie mehr denn je. Yicker hatte einen Mordsspaß dabei, Marcus während der Mincheternte fester als die anderen zu schubsen, und zweimal jagte er eine Kugel knapp am Kopf des Jungen vorbei, als dieser sich zum Pflücken bückte. Auf dem langen Marsch zurück zum Camp handelte sich Marcus mal wieder ein blaues Auge ein, weil Yikker grundlos auf ihn zustürmte und ihm einen Faustschlag ins Gesicht verpasste.
     
    Endlich nahte der Morgen, an dem Jody befreit werden sollte. Es war auch der Morgen, an dem Garrugaskas neues Kostüm geliefert wurde. Als Spencer es sah, wurde ihm richtig schlecht und die anderen Kinder trauten ihren Augen kaum. Der Punchinello war regelrecht besessen von den Western, die er auf Spencers Player geguckt hatte. Den Hut des Jungen zu klauen und den passenden Revolver zu tragen genügte ihm nicht, jetzt war der Wächter auch noch von oben bis unten wie ein echter Revolverheld gekleidet. Die traditionelle gelbe Tunika mit der Halskrause wurde eingemottet. Stattdessen kamen nun ein schwarzes Hemd unter einer schwarzen Lederweste, Stiefel aus Schlangenleder und Sporen zum Einsatz, die bei jedem Schritt klirrten. Um das kurze breite Stück zwischen Kopf und Brust hatte Garrugaska sich ein rotes Halstuch gebunden und zwischen den gelben Zähnen klemmte der dicke Stumpen einer Zigarre. Die

Weitere Kostenlose Bücher