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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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das nicht, dass es dich nicht im nächsten Moment killt.«
    Charm spähte durch das Rankgitter. Aufgeregt griff sie nach Lees Hand, als sie sah, dass eine winzige Leiter aus den Blumen ragte. Wer trug sie? Noch konnte sie nichts entdecken, aber sicher brauchten Eichhörnchen auch in diesem Land keine Leitern, oder? Plötzlich hielt die Kletterhilfe inne und fing an zu wackeln. Anscheinend hatte sich das eine Ende irgendwo verfangen. Eine rote Fingerhutblume erbebte, als etwas sie schüttelte, und ein kleines Stimmchen begann vor Anstrengung zu grummeln und sich zu beschweren. Ein plötzliches Ruckeln an der Leiter ließ den Fingerhut wie einen gefällten Baum umstürzen.
    »Oh, zum Donnerwetter!«, rief die Stimme. »Da hast du dir was eingebrockt! Jetzt steckst du in der Patsche! Das merkt sie bestimmt, ganz bestimmt!«
    In Windeseile sauste die Leiter auf die Hecke zu. Dort hielt sie an und lehnte sich dann dagegen. Im nächsten Augenblick kletterte eine absonderliche kleine Gestalt mit einem Strohhut auf dem Kopf daran hoch.
    Lee drückte drängend Charms Hand. Sein Gesichtsausdruck verriet ihr, dass sie fortmussten. Es war zu gefährlich, länger zu bleiben. Ihre Mutter zu suchen, würde sie auf morgen verschieben müssen. Eben wollte sich Charm zum Gehen wenden, als sie Lees Hand überrascht losließ.
    Lee wirbelte alarmiert herum. Was machte sie denn?
    Charm starrte den Winzling an, der auf die Hecke gekraxelt war und nun die Leiter hinter sich hochzog.
    Es war ein kleiner Mann, gekleidet in ein grünes Lederwams und Kniebundhosen. Sein Kopf war viel zu groß für den Rest des Körpers und die Arme und Beine waren lang und dünn. Von mehreren Riemen und Gürteln hingen viele kleine Tiegel und Fläschchen, gefüllt mit Flüssigkeiten in den verschiedensten Farben. Auf dem Rücken trug er eine von Riemen gehaltene Pflanzkelle.
    »Wir müssen hier weg«, zischte Lee.
    Charm hielt ihn am Ärmel fest und deutete durch das Rosengitter. »Schau! Siehst du nicht, wer das ist?«
    Verwirrt starrte Lee den komischen Knirps an, der inzwischen auf der anderen Seite der Buchshecke hinunterkletterte. »Das glaub ich nicht!«, murmelte er. »Unmöglich.«
    Er hatte lauter gesprochen als beabsichtigt. Der kleine Mann zuckte erschrocken zusammen, rutschte die letzten Sprossen hinunter und verlor seinen Hut, als er einen unfreiwilligen Purzelbaum schlug. Schnell sprang er wieder auf und schaute verängstigt zum Rosenspalier. »Wer ist da?«, wollte er wissen. »Wer versteckt sich in den Floribunda und spioniert? Kommt und zeigt Euch! Sonst pfeife ich nach der Wache! Die piksen Euch im Handumdrehen dort heraus.«
    Jetzt, ohne Hut, gab es keinen Zweifel mehr. Lee und Charm kannten dieses Gesicht. Es war die Karikatur von jemandem, der ihnen allzu vertraut war.
    »Marcus!«, rief Charm und trat aus ihrem Versteck, bevor Lee sie aufhalten konnte. »Wir haben gedacht, du bist tot!«
    Das Männlein machte einen Satz zurück, als sie auf ihn zueilte, und zog drohend seine Kelle, die er wie ein Schwert vor sich hielt. »Wer seid Ihr? Was habt Ihr im Garten des Liebreizes verloren? Er ist allein den Unterköniginnen und Damen vorbehalten.«
    »Ich bin’s, Charm!«, antwortete sie und kniete sich hin, um mit ihm zu reden.
    »Charm? Ihr möchtet einen Zauber, was?«, vermutete er. »Dann wolltet Ihr sicher zum Kräutergarten, der ist dort drüben. Ihr seid hier in einen der königlichen Lustgärten gestreunt. Ihr Maiden solltet es besser wissen, als hier einzudringen. Was, wenn eine der Majestäten Euch beim Lustwandeln entdeckt hätte? Man hätte Euch auf der Stelle grün und blau geschlagen, ohne Zweifel. Sind höchst empfindlich, die Herrschaften, wenn es darum geht, wer hier hineindarf und wer nicht – vor allem die Herzkönigin. So wie sie sich aufplustert, könnte man meinen, sie beansprucht den Garten ganz für sich allein. Als hätte sie nicht ohnehin schon einen Privatgarten ganz für sich!«
    Vorsichtig blickte er sich um. »Hört zu, erzählt nur niemandem, dass ich diese Digitalis purpurea abgebrochen habe, dann verrate ich Euch auch nicht. Den Fingerhut liebt sie besonders, die Herzkönigin – benutzt ihn für ihre Tinkturen und Gebräue.«
    »Marcus«, sagte Charm, »kennst du mich denn nicht?«
    »Crocus«, verbesserte er sie und zeigte auf eine goldene Brosche auf seinem Wams, in Form einer Blume. »Crocus Weedy ist mein Name, Gartengnom im Garten des Liebreizes bin ich. Immer muss sich diese Königin einmischen – und

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