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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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schnell und leise macht, gibt es weit weniger Heulsusengetue – so ist es fein und effizient.«
    »Was?«, brüllte Lee. »Sie sind ein toter Mann! Haben Sie gehört? Sie sind geliefert!« Blind vor Wut wollte sich Lee auf den Alten stürzen. Er wollte ihm den faltigen Hals umdrehen und die Seele aus dem Leib prügeln.
    Augenblicklich warf Bezuel Lee zu Boden und stellte einen Fuß auf sein Gesicht. Lee packte den Schuh und drehte ihn brutal herum. Der Wärter heulte auf und flog mitsamt seinem Chinchilla-Mäntelchen zur Seite. Lee wollte aufspringen und Jangler an die Gurgel gehen, als Garrugaska plötzlich vor ihm stand und Lee einen Revolver an den Kopf drückte.
    »Das wirst du schön bleiben lassen«, knurrte er.
    »Beweg dich nicht!«, rief Spencer Lee flehend zu.
    Lee ließ sich wieder auf die Erde fallen und stieß einen Schrei tiefster Verzweiflung aus. Die Punchinellos fanden das zum Totlachen und äfften den Laut sofort nach.
    Bezuel rappelte sich hoch und klopfte den Staub von seinem Pelzmantel. Dann verpasste er dem Jungen einen kräftigen Tritt in die Rippen. Die anderen Kinder zuckten zusammen und sahen schnell weg.
    Maggie hob eine zitternde Hand. »Bitte«, wandte sie sich an Jangler. »Ist das Erwachsenencamp in der Nähe? Dürfen wir ihr schreiben?«
    »Das Mädchen ist selten dämlich«, murmelte er leise. »Seid nicht töricht. Sie ist weg und damit basta. Ihr hattet zwei Monate lang Zeit, euch zu sagen, was zu sagen war. Wenn ihr das verpasst habt, seid ihr selbst schuld. Und nun, vor dem ersten Kapitel des Tages, die neuesten Nachrichten: Heute Vormittag findet die Gerichtsverhandlung der Pikdame statt. Wird man sie von der Schuld an der Tragödie von Felixstowe freisprechen oder für schuldig befinden? Ganz Europa ist gespannt – vor dem Zentralen Strafgerichtshof in London gibt es bereits einen Massenauflauf. Außerdem habe ich ein paar herrliche Neuigkeiten: Die Hohepriesterin des Lord Ismus, Lady Labella …«
    Während er weiterbrabbelte, zupfte Christina Jody am Ärmel. »Barbie ist weg«, flüsterte sie. »Sie kommt nicht wieder. Jetzt kannst du dich freuen und gesund werden.«
    Jody sah sie mit verschleiertem Blick an. »You ought to see Sally on Sunday«, sang sie. »Dressed up in her dainty Sunday clothes. With her hat on one side, she’s a picture of charm … of charm … of charm …«
    Christina blickte zu Alasdair. Der Schotte schüttelte den Kopf – sie würde nicht zu Jody durchdringen.
    Lee fühlte sich leer. Er fasste es nicht, dass man ihm Charm einfach so weggenommen hatte.
    Maggie konnte es ihm nur zu gut nachfühlen. »Wenigstens lebt sie noch«, versuchte sie ihn während des Frühstücks aufzumuntern.
    »Warum ist ihr Gepäck noch da?«
    »Du hast es doch gehört. Es ist alles ganz schnell gegangen. Bestimmt schicken sie es ihr nach.«
    »Ich hätte den Kerl umgebracht, wenn ich ihn in die Finger bekommen hatte«, schäumte Lee. »Ehrlich.«
    »Meinst du, ich nicht?«
     
    An den Marsch zu den Minchetdickichten an diesem Morgen hatte Lee keinerlei Erinnerung. Er spürte es auch kaum, als Hauptmann Swazzle ihn mit der Peitsche zur Eile antrieb. Finsteren Gedanken nachhängend, erntete er die Früchte, ohne groß zu registrieren, was er überhaupt tat. Er redete sich ein, dass er sich von Charm hätte fernhalten sollen. Nie hätte er zulassen dürfen, dass sie ihm so ans Herz wuchs. Beinahe wünschte er sich, wahnsinnig zu werden wie Jody. Wenigstens würde es dann nicht mehr so wehtun. Er überlegte, ob Charm wohl auch an ihn dachte – wo sie auch war.
    Spencer, der sich zum Glück in derselben Arbeitsgruppe befand, hatte ein Auge auf Lee.
    Kurz nach Mittag kam ein Wagen angerauscht und fuhr links ran. Die Kinder hatten gelernt, sich vor solchen Momenten zu fürchten. Wen würde der Fahrer diesmal quälen?
    Keiner wagte es, sich umzudrehen. Sie wollten möglichst nicht auffallen. Dann hörten sie, wie eine Autotür zugeschlagen wurde und eine Frau die Wächter mit schriller Stimme zu sich rief.
    »Ich gebe Euch eine Flasche Whisky und zwei Stangen türkische Zigaretten ohne Filter, wenn ich dem Stück Dreck da drüben ordentlich die Meinung geigen und eine verpassen darf – diesem miesen Abschaum!«
    Hauptmann Swazzle stimmte eifrig zu.
    Die Absätze der Frau knirschten über den Waldweg. Spencer hielt den Atem an. Er war ein erklärtes Lieblingsziel für diese wütenden Touristen. Nervös schluckend fuhr er fort, eine Minchetfrucht nach der anderen in seinen Korb

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