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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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rief: »Wo seid ihr? Kommt heraus, ihr feigen Ratten, und zeigt eure hässlichen Fratzen! Wie könnt ihr es wagen, mich warten zu lassen?«
    Überrascht schaute Lee die beiden anderen an. Die Stimme gehörte einem Mädchen.
    »Sie meint nicht uns, oder?«, überlegte Spencer laut.
    Lee hielt das für unwahrscheinlich.
    »Raus aus eurem Versteck oder ich lasse die Hunde auf euch los! Sie werden nicht ruhen, bis sie jeden Einzelnen von euch aufgespürt haben. Ich sorge dafür, dass sie nie satt sind – hungrig rennen sie schneller. Sie werden euch in Stücke reißen und eure mickrigen Knochen zermalmen.«
    Aus den Bäumen und den schneebedeckten Dickichten rings um die Lichtung drangen erschreckte Laute und eingeschüchtertes Zwitschern, dann kletterten aus zahllosen Verstecken lauter Winzlinge, die furchtsam vorwärtsschlichen.
    Die Pikdame warf ihre Kapuze in den Nacken und verzog höhnisch den Mund, als sie diese einfachen, ängstlichen Kreaturen betrachtete.
    Es waren Runzelgnome: ein plünderndes, armseliges Völkchen, das Hunters Chase wie Ungeziefer überschwemmte. Sie waren kaum größer als junge Igel und man nahm sogar an, dass sie sich mit ihnen paarten, denn viele waren von Stacheln bedeckt und hatten eine Vorliebe für Schnecken. Aus anderen der widerlichen Exemplare wuchsen zerrupfte Federn und anstelle von Füßen wurden sie von Krallen getragen. Wieder andere ähnelten Nagetieren. Die zwergartigen Wesen waren in Lumpen gekleidet, hatten büscheliges flohverseuchtes Fell oder waren unter einer dicken Dreckschicht ganz nackt. Keiner gab sich mit den Runzelgnomen ab. Immer wieder hatten sie bewiesen, dass sie niedrigster Abschaum waren. Sie waren unehrlich und verschlagen, heimtückisch und gnadenlos – aber nur, wenn ihre Opfer schwächer waren als sie selbst. Denn die Charaktereigenschaft, die sie hauptsächlich auszeichnete, war angeborene Feigheit. Ohne diese wären die Runzelgnome eine wahre Gefahr für jeden, der durch den Wald zog, und ihre Überzahl hätte sie ermutigt, benachbarte Bauernhöfe und Behausungen anzugreifen, vielleicht sogar das Dorf Mooncot.
    Daher betrachtete die Pikdame sie mit nicht weniger Abscheu, als sie verdienten. Es widerte sie an, mit diesen Kreaturen Geschäfte zu machen, doch ihr blieb keine Wahl. Sie hatten etwas, das sie wollte.
    Jill schnitt eine Grimasse. Dieses Ungeziefer war nun überall und in dem jungfräulichen Schnee wirkten sie sogar noch schmutziger. »Wo ist euer Anführer?«, verlangte sie zu wissen.
    Einer aus der lästigen Horde trat zögernd vor. Er stützte sich auf einen verhutzelten Stab und an seinem greisen Kopf war mehr Nase als Gesicht. »Ich bin hier, Eure Majestät«, quiekte er und blinzelte nervös. »Wir haben Eure Nachricht erhalten.«
    Jill machte sich keine Mühe, ihren Ekel zu verbergen. »Nun denn, wo ist es? Wo ist der Gegenstand, den ihr angeblich besitzt? Ihr würdet es doch nicht wagen, mich zu hintergehen, oder?«
    Der Anführer tippte sich an die Nase. Ein Klumpen Dreck fiel heraus. »Oh, aber nicht doch. Wir haben es«, sagte er stolz. »Haben es tief, tief im Wald gefunden – der Schnee ringsum war von Blut getränkt und bedeckt von erfrorenen Wölfen und allerlei Gliedern eines anderen Tiers, das wir nicht kennen.«
    Die Meute schmatzte bei der Erinnerung an das herzhafte Festmahl.
    »Ja, wir haben, was Ihr wollt, seid versichert. Aber was ist mit Eurem Teil der Abmachung? Wir Runzelgnome werden von Euresgleichen stets nur mit Spott bedacht und hinters Licht geführt.«
    »Meinesgleichen?« Sie klang zutiefst gekränkt. »Im ganzen Königreich gibt es niemanden, der mir gleicht. Merkt euch das!«
    Der Hauptmann katzbuckelte entschuldigend. »Wie dem auch sei«, meinte er schmeichelnd. »Wo ist, was Ihr uns im Austausch geben wolltet?«
    Die Pikdame lief zu ihrem Schlitten zurück. Dahinter war ein wesentlich kleinerer angebunden. Die klobige Fracht darauf war unter einem großen Stück Sackleinen verborgen. Sobald Jill den Stoff wegzog, brach auf der Lichtung aufgeregtes Tschilpen und Klackern und Jaulen und Krächzen aus, während die kleinen Wesen übermütig mit den winzigen Füßen stampften.
    Auf dem Schlitten, mit Seilen gefesselt und in großer Pein, befand sich ein riesiger silberner Schwan. Es war der Königsschwan aus dem Burggraben des Weißen Schlosses, das einzige Geschöpf, das es wagte, Mauger, den monströsen Torwächter, herauszufordern. Man munkelte, dass er das mutigste Herz im ganzen Reich hatte.
    Der Kopf

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