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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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Deckel wieder geschlossen hatte, tätschelte sie ihn.
    »Damit sind die Pastete und der Käse vollständig vergolten«, stellte sie trocken fest.
    »Vergolten?« Columbine war anderer Meinung.
    »Dein sehnlichster Traum ist in Erfüllung gegangen! Und du kannst nicht abstreiten, dass du es durchaus genossen hast. Ich habe gesehen, wie verzückt du warst.«
    »Aber es war nicht wirklich! Es war ein hässliches Trugbild!«
    »Das ist die Liebe immer«, belehrte die Hexe sie mit einem wegwerfenden Schulterzucken.
    »Das genügt nicht«, erhob Columbine Einspruch. »Ich habe Euch Essen und Wärme gegeben, doch alles, was Ihr im Tausch getan habt, war, mich zu betrügen und hinters Licht zu führen!«
    »Das Essen hat dir nicht einmal gehört!«
    »Mit den vielen blauen Flecken, die mir Meisterin Slab versetzen wird, werde ich dafür mehr als zur Genüge bezahlen! Malinda hätte mich nie so –«
    »Ich bin nicht Malinda!«, ereiferte die Hexe sich. »Ich schere mich nicht um verliebte Herzen! Mit Sehnsüchten und Glücklich-bis-an-ihr-Lebensende-Schnickschnack gebe ich mich nicht ab! Lauf doch zu der flügellosen guten Fee in ihrem Häuschen, tief in Hunter’s Chase, wenn du es auf einen Trunk abgesehen hast, um deinem Prinzen den Kopf zu verdrehen – aber bitte nicht mich darum! Gift und Flüche und böse Taten sind alles, was ich kann.«
    Sie wollte eben den Korb wieder auf ihren Rücken heben, da hielt sie noch einmal inne und warf Columbine einen Blick von der Seite zu. »Und dennoch«, murmelte sie, »gibt es eine Sache, die ich dir schenken könnte. Eine Gabe, die viel nützlicher ist als der Weg zum Herzen eines Buben.«
    »Was sollte das sein?«, fragte das Mädchen misstrauisch. Haxxentrot tippte gegen den Weidendeckel. Quietschend öffnete er sich und das weiße Gesicht eines Kobolds spähte hervor.
    »Jub«, befahl die Hexe. »Hol mir das Tamburin.«
    Der kleine Gnom verschwand und der Deckel schloss sich wieder. Kurz darauf erschien eine kleine Hand, die eine kleine Schellentrommel hielt. Haxxentrot nahm sie und schüttelte sie kräftig vor Columbines Nase.
    »Wozu soll das gut sein?«, wollte die Magd wissen.
    »Geduld ist eine Tugend«, gab die Hexe gereizt zur Antwort. Sie legte das Tamburin auf den Tisch und wühlte dann in einem Lederbeutel, der an ihrem Gürtel hing. »Hier«, sagte sie, zauberte einen kleinen Samtbeutel hervor und leerte den Inhalt aus.
    Angeekelt schrie Columbine auf, als etwas auf das straffe Pergament des Instruments fiel. Es war das Ohr eines Menschen, getrocknet, schwarz und voll verkrustetem Blut.
    »Was für ein Grauen soll das nun wieder sein?«, wollte die Küchenmagd wissen.
    Haxxentrot setzte ein gehässiges Lächeln auf. »Das Einzige, was von Sir Lucius Pandemian noch über der Erde geblieben und nicht von Wölfen, Blutkröten, Sumpfschlangen oder Kriegskrähen gefressen wurde«, erklärte sie. »Ein kühner Ritter auf Abenteuersuche war er, der tapferste in ganz Mooncaster.«
    »Ich habe nie von ihm gehört.«
    »Nein? Wie schnell die Bewohner von Mooncaster doch vergessen. Und wie das meinen Hass auf sie aufs Neue schürt! Viele lange Jahre ist es nun schon her, damals war die Erinnerung an die Verbannung des Prinzen der Dämmerung noch frisch. Das Land wurde von zahllosen Schrecken geplagt, von Unholden, weit grauenhafter als die, welche heute in den dunklen Wäldern hausen. Eins dieser Übel war die Lamia. Sie plünderte Viehherden und trug kleine Kinder in ihren Klauen davon, um sie in den von Efeu überwucherten Ruinen der Schwarzen Festung, nahe meinem eigenen Turm, zu fressen.« Haxxentrot schnaubte missbilligend und verzog das Gesicht, in dem sich noch mehr Hass widerspiegelte als gewöhnlich.
    »Ein lauter Nachbar war sie«, grummelte die Hexe. »In das Kellergewölbe, wo sie tagsüber schlief, gelangte man nur, indem man hoch oben eine große Bronzeglocke läutete. Doch konnte diese Glocke nicht erklingen, wenn die Lamia nicht den Befehl dazu erteilte. Drei ohrenbetäubende Schläge waren nötig, dann glitt der marmorne Stein, der den Eingang zu ihrer Behausung verbarg, beiseite und sie flog hinaus, auf ihren schwimmhäutigen Schwingen. Im ganzen Land hat man nie wieder einen so lauten Krach wie das Dröhnen dieser Glocke gehört. Deathknelly, die Totenglocke, tauften die Bauern sie. Wann immer ihr grauenerregender Ruf erschallte, erzitterten die Nachtwolken, die Menschen flohen in ihre Häuser und verkrochen sich schlotternd, bis sie das Läuten kurz vor

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