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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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im Verborgenen und Lee wollte die Taschenlampe nur ungern wieder einschalten.
    »Bist du das, Armleuchter?«, murrte er und überlegte, ob Marcus ihm vielleicht gefolgt war. »Ich warn dich, verarsch mich nicht!«
    Doch abgesehen von dem Flüstern der Blätter über ihm, kam keine Antwort. Nur ein kaum wahrnehmbares Geräusch, wie das leise Platzen von Seifenblasen, drang an sein Ohr. Lee wandte sich dem komischen Klang zu. Plötzlich meinte er, einen Schatten aus den Bäumen gleiten zu sehen. Er blinzelte und versuchte, die Dunkelheit mit seinen Blicken zu durchdringen.
    Dann knipste er doch die Taschenlampe an. Der Strahl fiel geradewegs auf die kochende Masse aus schwarzem Schimmel, die vor ihm aufragte.

8
    Alasdair setzte sich mit seiner Gitarre auf die Stufe vor der Hütte und spielte eine Melodie.
    »Bisschen zu depri«, rief ihm ein Mädchen zu. »Aber spielen kannst du ziemlich gut.«
    Als er hochblickte, sah er Jody, die noch immer auf der Veranda hockte, und nickte ihr zu.
    »Wenn man sonst nichts zu tun hat – und auch keine Freunde –, bekommt man jede Menge Übung. Außerdem mag ich depri.«
    »Auf was für Bands stehst du denn so?«
    Alasdair schüttelte den Kopf. »Nee, lass mal. Das Spielchen spiel ich nicht.«
    »Was für ein Spiel?«
    »Musst du so laut schreien? Kannst du nicht rüberkommen und dich ganz normal mit mir unterhalten? Ich hab hier ’ne Hütte voller Winzlinge, die versuchen zu pennen.«
    Jody wickelte die Jacke fester um sich und lief zu ihm.
    »Also, was für ein Spiel?«, wiederholte sie, während sie sich neben ihn setzte.
    »Das Ich-kenne-mehr-schräge-Bands-als-du-Spiel«, antwortete der Schotte abfällig. »Solche Wichtigtuerei ist nicht mein Ding.«
    Jody stand auf. »Ach, vergiss es«, meinte sie sauer. »Ich wollte mich nur unterhalten. Hätte ich mir sparen sollen. Keiner von euch ist die Mühe wert. Ich red mir ja immer wieder ein, dass ich allein besser dran bin – keine Ahnung, warum ich’s nicht auch endlich begreife! Scheiß auf deine blöde Gitarre, deine Trauerliedchen und deine arroganten Ansichten.«
    Sie wollte gehen, aber Alasdair hielt sie zurück. »Tut mir leid. Wenn man monatelang dran arbeitet, ’ne harte Schale aufzubauen, wird man das schwer wieder los. Meine soziale Kompetenz ist wohl ziemlich eingerostet. Fies aus Gewohnheit – schätze, das trifft es am besten. Bitte … setz dich.«
    »Alles nicht so leicht, was?«, sagte Jody etwas versöhnter. »Ich hab schon fast vergessen, wie es ist, sich mit normalen Leuten zu unterhalten.«
    »Aye«, stimmte er ihr zu. »Schau uns an – echt tragisch.«
    »Wundert mich gar nicht, wenn man bedenkt, was wir alles durchgemacht haben: die Aufstände, die Bombenanschläge auf die Buchhandlungen, die Verfolgungen … Und irgendwann hat man einfach genug davon, immer wieder von Leuten enttäuscht zu werden, denen man vertraut hat. Wir haben alle viel zu große Angst, um uns mit jemandem anzufreunden – zumindest geht’s mir so und deshalb bin ich manchmal ein echt gemeines Luder.«
    Der Schotte lachte.
    »Doch, ehrlich!«, beharrte sie. »Erst vorhin war ich voll fies zu einem kleinen Mädchen. Und dabei wünschte ich … Ach, jetzt ist es eh zu spät.«
    »Wir könnten ’ne Menge von den Knirpsen lernen«, meinte Alasdair. »Die haben keinen Schiss, sich neue Freunde zu suchen. Ich wette mit dir, am Montag sind die Jungs da drin die dicksten Kumpel!« Er deutete auf das Blockhaus hinter sich.
    »Am Montag, wenn sie ihre neuen Freunde wieder verlassen und zurück zu ihren Familien müssen, wo sie keiner will«, sagte Jody verbittert. »Vorausgesetzt, man hat sie bis dahin nicht doch in Zombies verwandelt.«
    Alasdair blickte auf seine Gitarre und zupfte die ersten Akkorde eines Songs.
    »Immerhin, ein bisschen weniger depri als der von vorhin«, stellte Jody fest.
    » I am a Rock von Simon and Garfunkel.«
    »Sind die nicht steinalt?«
    »Gute Songs sind gute Songs, egal wie alt sie sind. Ist alles gut für die Ohren – und der hier scheint mir angemessen.« Damit widmete er sich wieder seiner Gitarre und sang die letzten Zeilen mit: »I touch no one and no one touches me. I am a rock, I am an island, and a rock feels no pain; and an island never cries.«
    »Sag bloß, du hast ’ne Playlist für jede Gelegenheit«, bemerkte Jody trocken.
    »Klar, ich bin eine lebende Jukebox, die sämtliche Stimmungen einfängt«, entgegnete er grinsend. »Ich bin Alasdair und – Hilfe! – stell dir vor, ich freunde mich

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