Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
höchstpersönlich meinen Namen nannte.«
»Ich wage es nicht einmal zu hoffen, Ihn eines Tages zu hören oder Seine Majestät in Ihrer Herrlichkeit zu sehen.«
Der Ismus lächelte. »Mit allem, was wir hier tun, Jangler, rückt dieser glorreiche Tag in immer greifbarere Nähe.«
Der alte Mann streckte stolz die Brust heraus. »Und Lady Labella?«, fragte er. »Darf ich mich nach ihrer Gesundheit erkundigen?«
»Sie gedeiht prächtig, Jangler, prächtig!«
»Hoch sei sie gepriesen, die nobelste unter den Ladys! Das sind hervorragende Neuigkeiten, Mylord.«
Der Ismus hob die Hand. »Aber eins nach dem anderen. Heute Nacht müssen sich unsere kleinen abtrünnigen Kaninchen erst einmal ihre Möhren verdienen. Deshalb sind sie schließlich hier.«
Draußen im Feriencamp ertönte ein Konzert aus zuschlagenden Autotüren und startenden Motoren. Die Buben und Damen wurden jeweils von einem schwarzen oder roten BMW erwartet, der sie ins nächste Fünfsternehotel fuhr. Dahinter folgten all die anderen Wagen, die entlang der Waldstraße geparkt hatten.
Jody saß auf der Veranda ihrer Hütte und sah zu, wie das Licht der Scheinwerfer über die Bäume glitt und sich schließlich in der Ferne verlor. Im Blockhaus warteten alle darauf, sich endlich die Zähne putzen und ins Bett gehen zu können, aber Charm blockierte das Bad. Lange bevor sie es endlich verließ, nach einer gefühlten Ewigkeit, waren die meisten, einschließlich Christina, schon tief eingeschlafen.
In Alasdairs Unterkunft hatten sich die Jungs alle gleichzeitig um das Waschbecken versammelt und bettfertig gemacht, sodass nun jeder unter dem raschelnden Leinen der nagelneuen Decken steckte. Der junge Schotte hatte im Halbdunkeln noch eine Weile Gitarre gespielt und die Knirpse mit ruhigen Klängen in den Schlaf begleitet.
In der Hütte von Marcus und Lee ging es dagegen wesentlich wilder zu. Die Jungs waren alle schon älter, und obwohl sie kaum noch die Augen offen halten konnten, wollte keiner zugeben, endlich ins Bett zu wollen. Jim lag auf seinem Bett, las zum x-ten Mal eins seiner liebsten X-Men-Comics und bestaunte die kunstvollen Zeichnungen und die unglaubliche Vorstellungskraft der Autoren.
Spencer hatte seinen tragbaren Mediaplayer hervorgeholt und war ganz in einen Western vertieft. Cowboyfilme waren sein Ein und Alles, weil sie so weit entfernt waren von der Welt Mooncasters und Spencers eigenem unglücklichen, von Furcht geprägten Leben.
Als er noch in Southport wohnte, hatte er Stunden damit verbracht, über die scheinbar endlosen Sandstrände zu wandern und sich dabei vorzustellen, er sei in der Wüste von Nevada. Mit klassischen Western-Soundtracks in den Ohren war er den Pfad entlanggeschlendert, um Kojoten oder Geächtete aufzustöbern. Und er hatte Schießübungen mit seinem Zweifinger-Colt gemacht. Hasen rannten davon, sobald sie das Klirren seiner Sporen hörten, und er pumpte Dutzende von imaginären Kakteen voll Blei. Voll und ganz ging er in seiner Fantasiewelt auf, in der er ein einsamer, zurückgezogener Gesetzeshüter war, während die echte Welt um ihn herum immer mehr überschnappte. Nur so hatte er es geschafft, nicht ebenfalls durchzudrehen und völlig zu verzweifeln. Er hatte sich sogar auf eBay einen Stetson gekauft, und wenn niemand in der Nähe war, trug er ihn während seiner einsamen Spaziergänge. Jeder hatte seine eigene Art, mit den Dingen klarzukommen, und das war eben seine. Auch an diesem Wochenende hatte er seinen Hut dabei, als tröstenden Talisman. Allerdings würde er ihn nicht auspacken – es reichte schon, einfach nur zu wissen, dass er in seiner Tasche war.
Die drei anderen Jungs, Mason, Drew und Nicholas, wollten auf der Spielekonsole zocken, die zur Einrichtung gehörte, aber Marcus hatte sich die Fernbedienung geschnappt und zappte durch die verschiedenen Kanäle.
»Nichts als Dreck«, beschwerte er sich. »DJ ist einfach überall. Sogar Coronation Street haben sie komplett umgekrempelt – das Pub in der Serie sieht jetzt wie ein altes, mittelalterliches Gasthaus aus und sämtliche Häuser sind auf einmal mit Stroh gedeckt! Nicht mal Friends empfängt man mehr … Hey, findet ihr auch, dass ich wie Joey aussehe? Die Mädels sagen das nämlich … Schaut mal, wir sind in den Nachrichten! Das Camp ist im Fernsehen. Das war heute, als wir angekommen sind. Und da ist auch Charm, das heiße Teil, als sie dem Ismus in den Arsch gekrochen ist. Habt ihr schon mal gesehen, dass sich jemand so
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