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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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sich gefreut, eine Stieftochter mit ’ner Essstörung zu haben! Beim Gedanken an die mitleidigen Blicke, die sie ernten würde, hat sie bestimmt schon gesabbert. ›Da läuft Mrs Blessing, die arme Frau, ihre Tochter hat Bulimie, wissen Sie? Nichts als Haut und Knochen, wie hält sie das nur aus? Das muss schrecklich sein für die Arme …‹«
    Mit einem siegreichen Lächeln streichelte Maggie über ihren Bauch. »Also hab ich mir eine Essstörung zugelegt«, schnaubte sie. »Aber nicht die, die sie sich gewünscht hat. In gut drei Jahren habe ich fünfundsechzig Kilo zugenommen, nur, um ihr eins auszuwischen. Wenn man eine Stieftochter hat, die abartig fett ist, kann man den Leuten kein Mitleid aus der Rippe leiern. Dann erntet man nur Schande, Tadel und Spott, weil Nachbarn, Lehrer, Ärzte und auch mein armer Dad glaubten, dass es ihre Schuld war. Und weißt du was? Zu sehen, wie sie jeden Tag ein bisschen kleinlauter, ein bisschen mehr gedemütigt wurde, war jeden Bissen wert, zu dem ich mich zwingen musste, jede fiese Bemerkung, jede Beleidigung – sogar das Risiko, Diabetes zu kriegen.«
    Jody wusste nicht, was sie sagen sollte. Nicht ansatzweise verstand sie, wie sich jemand so etwas antun konnte. Einmal mehr wurde ihr bewusst, wie viel Glück sie gehabt hatte, bevor das Buch auf der Bildfläche erschienen war.
    »Das ist also meine Geschichte«, beendete Maggie die Stille. »Das erwartet mich morgen zu Hause, obwohl inzwischen natürlich alles anders ist. Trotzdem ist sie noch immer eine dämliche Kuh, nur eben eine, der man das Hirn gewaschen hat. Was ist mit dir? Zurück nach Bristol, ja?«
    »Sonst hab ich nichts«, antwortete Jody schlicht.
    »Das gilt für uns alle, Süße.«
     
    Jim Parker stand oben auf der Riesenrutsche und betrachtete das Camp. Von hier aus hatte er alles im Blick. Eine Spätnachmittagsbrise verwuschelte sein Haar und ließ seinen Mantel flattern. Sehnsuchtsvoll schaute er zu den Bäumen ringsum und malte sich aus, wie er darüberflog. Der Ismus hatte bewiesen, dass so etwas möglich war. Seit er nach der Lesung wieder zu sich gekommen war, fühlte sich der Zwölfjährige verändert. Während der vergangenen Monate hatte er es sich angewöhnt, sich selbst zu testen, sich zu zwicken oder in die Haut zu stechen, um zu überprüfen, ob sich seine Unverletzlichkeit schon entwickelte. Seit der Ohnmacht war nun sein rechter Arm taub. Er hatte eine Gabel hineingerammt und rein gar nichts gespürt.
    Dass auch Lee und Alasdair sich darüber unterhalten hatten, kein Gefühl mehr im rechten Arm zu haben, hatte Jim nicht mitbekommen. Die beiden Teenager waren zu dem Schluss gekommen, dass die Nerven irgendwie verletzt worden waren, als ihr Kopf auf einmal zu bluten angefangen hatte, und sie hofften, dass es nur vorübergehend war. Jim jedoch war davon überzeugt, dass seine Verwandlung eingesetzt hatte.
    Er hüpfte auf die Rutsche und flutschte jubelnd und jauchzend im Eiltempo nach unten.
    »Er macht das richtig«, meinte Maggie, die sah, wie er aus der Rutsche schoss und wild mit den Armen wedelnd im Camp herumrannte. »Wir sollten eine Abschiedsparty feiern, so richtig groß.«
    Jody dachte darüber nach. »Weißt du«, murmelte sie, »das ist eine verflucht gute Idee.«
    »Lass uns diesen Schweinestall aufmischen!«, rief Maggie.
     
    Später am Abend nahmen diejenigen, die Maggie für ihren Plan begeistern konnte, den Gemeinschaftsraum im Hauptgebäude in Beschlag. Drew und Nicholas, zwei der Zocker aus Spencers Häuschen, fanden heraus, wie man einen MP3-Player an das Lautsprechersystem anschloss. Durchs ganze Lager dröhnte Musik. Maggie legte sofort los, tanzte und zog Jody und Christina mit sich.
    Marcus hielt sich von all dem fern. Er verschanzte sich in seiner Hütte, wo er schweigend auf dem Bett hockte. Verstecken konnte man es nicht unbedingt nennen. Aus dem Weg gehen traf es besser. Auf peinliche Szenen mit Fettzilla konnte er verzichten. Am Ende warf sie sich ihm vor lauter Verzweiflung noch an den Hals, um mit ihm ein letztes Mal zu knutschen. Allein bei dem Gedanken schauderte er. Schnell konzentrierte er sich wieder auf seine Klamotten, die er ordentlich faltete und in seinem Gepäck verstaute.
    »Gehst du nicht raus?«, fragte jemand.
    Marcus schaute hoch. Er hatte gedacht, er sei der Einzige im Blockhaus, doch jetzt tauchte Jims Kopf an der Treppe auf.
    »Nee. Ich bin zu alt, um mit Kindern zu tanzen. Ich bin eher der Typ, der an der Bar steht und nach heißen Häschen

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