Danger - Das Gebot der Rache
um selbst ein ähnlich brutales Verbrechen zu begehen, das Verwirrung in den eigentlichen Fall brachte.
So etwas kam vor.
Zwei Mörder, die in Zusammenhang mit der katholischen Kirche standen?
Oder einer?
Seine Augen strichen durchs Kirchenschiff, das sich mittlerweile bis auf ein paar Polizeibeamte geleert hatte.
Bentz war nicht religiös und wusste nicht wirklich, wie er zu Gott stand. Trotzdem war er im katholischen Glauben erzogen worden, und St. Lukas war seine Gemeinde in New Orleans. Er war ein-, zweimal an Weihnachten und an Ostern hergekommen und hatte auch dazwischen ab und zu eine Messe besucht, für gewöhnlich mit Kristi. Er war bei den Trauungen von zweien seiner Kollegen gewesen, die an ebenjenem Altar geheiratet hatten, auf dem Mickey Gains gelegen hatte, einmal auch bei einer Beerdigung und bei einer Taufe.
Zwei Mörder?
Das konnte sich Bentz nicht vorstellen.
Wer dann?
Vater Roy O’Hara, der anscheinend pädophil war?
Vater James McClaren, ein Priester, der mit seinem Zölibatsschwur nicht klarkam und Bentz’ Halbbruder war?
Brian Thomas, der junge Mann, der sich für Kristi interessierte, einst das Priesterseminar besucht hatte und ein Problem mit der Kirche und seinen Eltern hatte?
Olivias Bruder, wer zur Hölle er auch sein mochte? Das genetische Bindeglied, das womöglich erklärte, weshalb sie diese Visionen hatte und sozusagen »mit den Augen des Mörders« sehen konnte?
Ein Student von einer der Universitäten, der die Opfer kannte?
Ein Fakultätsmitglied?
Nancoise Franz?
Der Schlüssel lag hier in St. Lukas … Der Mörder war aus einem ganz bestimmten Grund hier gewesen. Aber aus welchem?
Wenn der Killer kein Priester war, warum war er dann in die Kirche gekommen? Um zu beten? Zu beichten? Die Anwesenheit Gottes zu spüren? Oder um sich sein nächstes Opfer auszusuchen?
Bentz sehnte sich nach einer Zigarette und einem Drink. Er hätte sich gern hingesetzt und nachgedacht, eine brennende Camel im Aschenbecher neben sich, dazu ein Glas Jack Daniels auf Eis. Nikotin und Alkohol – gerade so viel, dass er sich entspannte und sich besser konzentrieren konnte … Er kniff die Augen zusammen und blickte auf den Altar mit der riesigen Statue von Jesus am Kreuz darüber, die bis zur Decke der Kathedrale reichte. Die Buntglasfenster glitzerten im hellen Licht, der Altar war blutbefleckt.
Es war ein Mord geschehen.
In einem Gotteshaus.
In Bentz’ Stadt.
Warum ausgerechnet hier? Warum nicht in der St. Louis Cathedral oder in irgendeiner anderen Kirche? Es musste einfach einen Zusammenhang geben!
Bentz fragte sich, was er herausfinden würde, wenn er die Telefone der Priester anzapfte. Er fuhr sich über seinen Bartschatten und überlegte, welche Möglichkeiten er hatte. Er konnte sich an die Staatsanwaltschaft und den Richter wenden, doch er wusste, dass er nicht genügend Beweise hatte. Er wusste aber auch, wie man ein Telefon anzapfte, und hatte die entsprechende technische Ausrüstung dafür. Es würde bloß ein paar Stunden dauern. Außerdem kannte er jemanden bei der Telefongesellschaft. Larry würde ihm helfen, wie schon öfter mal. Für ein Sechserpack Bier.
Wir werden uns an die Vorschriften halten.
Melinda Jaskiels Worte hallten ihm durch den Kopf, aber Bentz entschied, dass die Vorschriften ihnen im Augenblick nicht aus der Patsche halfen. Er verdankte Jaskiel viel. Sie hatte sich verdammt weit für ihn aus dem Fenster gelehnt, und er würde sich bei ihr damit revanchieren, dass er eine illegale Wanze und eine Überwachungskamera anbrachte, den Mörder dingfest machte und das Ganze wieder entfernte. Niemand außer Larry Dillis würde davon erfahren. Nicht einmal Montoya. Wenn er unterging, dachte Bentz, dann allein.
Vielleicht würde die Wanze gar nichts bringen.
Vielleicht aber doch. Als er zu der schweren Doppeltür ging, um nach Olivia zu sehen, redete er sich ein, dass er die Wanze auf keinen Fall anbrachte, um zu wissen, was zwischen ihr und James lief. Das ging ihn verdammt noch mal nichts an. Sein einziges Ziel war, den Killer zu schnappen.
Herrgott, er konnte wirklich eine Zigarette gebrauchen.
Bentz trat hinaus in die Nacht. Draußen war der Teufel los. Polizeiwagen, Pressefahrzeuge, neugierige Nachbarn. Reporter mit Mikrofonen schwirrten mit ihren Dutzenden von Fragen auf ihn zu. Olivia war nicht zu sehen.
»Detective Bentz, können Sie uns Näheres über den Mord sagen?«
»Das Department wird später eine Presseerklärung abgeben.«
»Handelt
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