Danger - Das Gebot der Rache
etwas mit diesem Voodoo-Psycho-Hokuspokus zu tun? Sie wirkte so verdammt normal, wie sie ihm am Tisch gegenübersaß! Ihr feuchtes Haar kringelte sich, ihre Finger waren fettig vom Essen, ihre Augenbrauen zusammengezogen, die Lippen zu einem kleinen O vorgeschoben. Aber es waren ihre Augen, die ihn fesselten, ihr fester Blick, der ihn aufforderte, ihr zu glauben, die gehetzten Schatten direkt unter der Oberfläche. »Könnten Sie die Symbole, die an den Wänden waren, für mich zeichnen?«, fragte er.
»Nicht aus dem Gedächtnis, nein, aber ich habe sie bereits aufgezeichnet. Jede Nacht, wenn dieser spezielle Alptraum wiederkehrte, habe ich notiert, woran ich mich erinnerte. Die Papiere sind zu Hause. Ich könnte sie Ihnen am Montag auf dem Weg zur Arbeit vorbeibringen.«
»Wie wär’s, wenn ich sie morgen bei Ihnen abhole?«
»Es ist eine weite Fahrt.«
Bentz lächelte sie an und signalisierte dann dem Kellner, dass er zahlen wollte. »Ich bin sozusagen Junggeselle. Das Einzige, was ich zu tun habe, ist Football gucken und mich um die Wäsche kümmern.«
»Na schön«, sagte Olivia. »Meinetwegen.« Sie nahm sich einen Shrimp, und er sah ihr zu, wie sie ihn pulte und in den Mund steckte. »Sonst noch was?«, fragte sie und leckte sich fast herausfordernd die Butter von den Lippen. Das war lächerlich. Trotzdem hatte sie etwas an sich, etwas Dreistes, Kokettes, das ihn faszinierte.
Genau wie Jennifer.
»Ja, noch ein paar Dinge. Ich möchte eine Liste mit allen Leuten, die Sie kennen. Familie, Freunde, Arbeitskollegen, Uniprofessoren, Kommilitonen.«
»Sie glauben, meine Freunde haben mit der Sache zu tun?«
»Das ist das Problem. Ich habe keine Ahnung, um wen es sich handelt, aber wenn ich das, was Sie mir erzählen, für bare Münze nehme, dann müssen Sie auf irgendeine Art und Weise mit dem Killer in Verbindung stehen, hab ich recht? Irgendetwas ist zwischen Ihnen beiden … zumindest setze ich voraus, dass es so funktioniert. Es trifft einen ja nicht wie der Blitz aus heiterem Himmel. Und schließlich behaupten Sie, es handele sich in Ihren Visionen stets um ein und denselben Mann.«
Sie nickte. »Manchmal …« Ihre Stimme verklang, noch bevor sie den Satz zu Ende gebracht hatte. Die Geräusche des Restaurants schienen lauter zu werden. Kellnerinnen riefen Bestellungen, Geschirr klapperte, Gespräche waren zu vernehmen, aus den verdeckten Lautsprechern drangen schwache Klänge einer Dixieland-Kapelle.
»Manchmal was?«
»Es klingt verrückt, aber manchmal habe ich ein seltsames Gefühl … es erinnert mich an Eiskristalle, die mein Rückgrat hinabrieseln, und dann spüre ich, dass er mir nahe ist … dass ich irgendwie dicht an ihn herangekommen bin.« Sie musste den Zweifel in Bentz’ Augen gelesen haben, denn sie griff nach ihrem Bier und nahm einen großen Schluck. »Ich habe schon gesagt, dass das abgedreht klingt.«
»Aber womöglich kann es uns helfen. Denken Sie nach. Zu wem könnte eine solche Verbindung bestehen? Wie zum Teufel funktioniert diese Art von Telepathie, oder wie auch immer man es nennen mag?«
»Ich weiß nur, dass es intensiver geworden ist, seit ich in New Orleans lebe, und dass die Morde hier stattfinden, also muss es jemand aus dieser Gegend sein.«
»Dem stimme ich zu«, sagte Bentz, und obwohl es normalerweise einiges brauchte, um ihm ein mulmiges Gefühl einzujagen, verspürte er einen leichten Schauder.
Bentz bezahlte die Rechnung und brachte Olivia zu ihrem in der Nähe des ausgebrannten Hauses geparkten Wagen zurück. Der Regen hatte aufgehört, der Tatort war dunkel und bedrückend. »Sie sagten, Sie wären hergekommen in der Hoffnung, zu spüren, was genau vorgefallen ist, richtig?«
Sie nickte und stieg aus seinem Jeep. Bentz steckte die Schlüssel in die Hosentasche und lehnte sich gegen den Kotflügel.
»Und, haben Sie etwas … empfangen?«
»Es ist nicht dasselbe wie ein Radarsignal«, sagte Olivia, doch sie trat näher an das Absperrband heran und starrte auf das, was einmal ein gemütliches kleines Einfamilienhaus gewesen war. »Nein … nichts.« Sie schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. »Sollte ich etwas ›empfangen‹, werde ich es Sie wissen lassen. Danke für das Abendessen.«
»Es war mir ein Vergnügen«, sagte Bentz automatisch. Sie blickte ihn scharf an und tadelte ihn im Stillen für diese Lüge.
»Für Sie war das doch rein beruflich, Detective Bentz, und ich habe den Eindruck, dass das immer so ist.« Sie kletterte in ihren
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