Dangerous Liaison
schlimmer noch – gar erkannt worden war. Sein Herz raste, die Angst, die er besiegt geglaubt hatte, umklammerte sein Herz und schien es zusammen zu pressen.
Er hörte, dass Marcel ihm folgte, war aber unfähig, anzuhalten. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren.
Das konnte nicht sein! Jesse konnte nicht hier sein! Das war nur jemand gewesen, der ihm unheimlich ähnlich sah!
Atemlos hielt Robin vor Marcels Wohnungstür, die dieser ohne einen weiteren Kommentar aufschloss. Sofort zog er Robin ins Wohnzimmer, drängte ihn zur Couch und goss ihm ein Glas Sekt ein, das der Schriftsteller in einem Schluck leerte. Langsam wurde er ruhiger, seine Hände hörten auf, zu
zittern.
„Wen hast du in der Bar gesehen?“, fragte Marcel und setzte sich neben ihn.
„Nur einen Geist!“, erklärte Robin und schenkte sich erneut von dem Alkohol ein. „Entschuldige bitte!“
Doch Marcel lächelte nur und strich ihm sanft über den Kopf.
„Lass uns doch hier feiern“, schlug er vor, „Zu Trinken habe ich genug, und du kannst auch hier schlafen, wenn du willst!“
Sofort stimmte Robin ihm zu. Er wollte jetzt nicht allein sein.
Sonst würde er noch mehr über Jesse nachdenken, sich vorstellen, wie der langsam sein Haus betrat, ihn dafür bestrafte, dass er ihn verlassen hatte, ihn wieder schlug und vergewaltigte. Wie Jesse ihn vielleicht einmal mehr den anderen Mitgliedern der Loge überließ, die ihre Wut über seinen Verrat an ihm und seinem Körper abreagierten.
Tief in seinem Inneren jedoch wusste Robin, dass Jesse ihn nicht erkannt haben konnte. Er hatte seinen Namen und sein Aussehen verändert, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Er konnte ihn nicht gefunden haben!
Langsam wurde Robin sichtlich ruhiger und nahm schließlich Marcels Angebot, die Nacht bei ihm zu verbringen, an. Seinen Hund konnte er ruhig eine Nacht allein lassen, Savage würde schon zurechtkommen.
Mit der Zeit nahm Robins Ruhe – nicht zuletzt durch den Alkohol – zu, er wurde sichtlich lockerer und unterhielt sich mit Marcel bis spät in die Nacht.
Er fand sogar den Mut, Marcel einiges von sich zu erzählen, doch auch wenn er den anderen mochte, konnte er sich ihm noch nicht ganz anvertrauen.
Irgendwann ging ihnen der Sekt aus, und sie machten sich beide betrunken auf den Weg zum 24-Stunden-Shop an der Ecke, um dort Nachschub zu holen.
Leicht taumelnd stolperten sie schließlich die Treppe wieder hinauf und standen kichernd vor der Wohnungstüre. Marcel hatte Mühe, den Schlüssel ins Loch zu stecken und aufzuschließen.
„Wenn du immer solche Schwierigkeiten mit dem Einlochen hast, wird sich dein Partner bedanken“, grinste Robin mit schwerer Stimme.
Marcel gab ein Knurren von sich, öffnete endlich die Tür und zog ihn am Kragen hinein, bevor er die Tür mit dem Fuß zustieß.
Robin war vom Alkohol benebelt und verspürte kaum Panik. Auch nicht, als Marcel ihn etwas fester als üblich an den Oberarmen fasste, ihn gegen die Wand drängte und sich vor ihn stellte. Ihre Körper berührten sich, und Robin spürte die Hitze, die in ihm aufstieg. Sein Magen fuhr Achterbahn, als Marcel sein Gesicht langsam dem seinen näherte. Und dann spürte Robin dessen Lippen auf seinen. Er schmeckte die Reste des Sektes, süßlich herb. Sanft strich Marcels Zunge über seine Lippen, drängte sich vorsichtig hindurch und berührte Robins Zunge. Robins Knie gaben nach, doch Marcel legte ihm die Hände um die Hüften und hielt ihn fest, während seine Zunge ihr aufregendes Spiel vertiefte, tief in seinen Mund eintauchte und diesen erforschte. Von der Hüfte wanderte seine rechte Hand nach hinten über Robins Rücken, dann hinauf in seine Haare, strich sanft hindurch und legte sich zärtlich um seinen Nacken, zog ihn näher an sich heran.
Robin gab ein leichtes, wohliges Seufzen von sich. Zu sehr hatte er diese Zärtlichkeiten in den letzten Monaten vermisst.
Und Marcel war so zärtlich, so liebevoll, so gar nicht drängend. Er konnte ihm nicht widerstehen. Schwer atmend lösten sie sich schließlich voneinander, beide mit verschleiertem Blick. Marcel fasste Robin an der Hand, verschränkte seine Finger mit denen des Schriftstellers und zog ihn ins Schlafzimmer. Sanft legte er ihn aufs Bett.
„Ich gehe nicht weiter, als du willst“, flüsterte er und beugte sich über ihn, um ihn erneut zärtlich zu küssen.
Die Erwiderung, die auf Robins Lippen lag, wurde so erstickt.
Seine Hände fuhren über Marcels muskulösen Rücken und blieben
Weitere Kostenlose Bücher