Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
verraten. Dieses Lügengebilde lastete auf ihm. Und irgendwie verstrickte er sich tiefer und tiefer da hinein. Was würde noch geschehen? An eine Heilung glaubte er nicht eine Sekunde, egal was man ihm versicherte. Keitler und Sanders hatten ihn sowieso all die Jahre nur belogen. Aber er würde für die Sicherheit von Jana, von seiner kleinen Familie sorgen. Egal wie und wenn er alle verklagen musste.
*
Daniel saß über Unterlagen gebeugt und las den Bericht zum zweiten Mal, als es klopfte. Heidrun stand in der Tür. „Herr Hauptkommissar, ein Herr Neidhold möchte Sie sprechen.“
„Um was dreht es sich?“
„Das möchte er Ihnen persönlich sagen“, grinste sie und verdrehte die Augen.
Jetzt fiel Daniel ein, wer der Mann war. Ein Zuhälter mit einem beachtlichen Vorstrafenregister, obwohl er wohl seit Jahren offiziell als sauber galt.
„Na gut, soll er hereinkommen.“
Daniel schlug die Mappe zu und legte sie beiseite, öffnete sein Schubfach in dem er immer ein Aufnahmegerät parat liegen hatte. Er schaltete es ein.
„Herr Neidhold, was führt Sie zu mir?“
„Es ist etwas verwirrend, aber ich möchte nicht in irgendetwas hinein- gezogen werden.“
„Möchten Sie einen Kaffee?“
„Ja, gern, danke.“
Daniel stand auf, stellte dem Mann die Tasse hin.
„Erzählen Sie“, forderte er ihn auf. Er betrachtete den Mann. Etwa vierzig, sah gut aus. Sehr gepflegt, wirkte irgendwie seriös, wie ein Geschäftsmann. „Ich bin sauber. Nichts mehr! Ich habe eine dreijährige Tochter und in wenigen Tagen einen Sohn. Sie möchte ich aufwachsen sehen. Keine krummen Dinger mehr“, hatte der Mann vor etwa einem Jahr zu ihm gesagt und fast war er versucht, dass zu glauben.
„Wir hatten am Samstag für einige, sehr gut betuchte Gäste, eine private Feier in meinem Club. Einer der Herren hatte Geburtstag. Gestern kam eines der Mädchen zu mir und schilderte mir eine merkwürdige Geschichte. Sie ist sehr zierlich, klein, fast knabenhaft.“
Er trank einen Schluck. „Schmeckt ja sehr gut. Was ist das für eine Sorte?“
„Kenia Auslese.“
„Muss ich meiner Frau sagen, exzellent. Die Kleine erzählte mir, dass sie mit einem der Gäste im Bett war, der war wohl etwas abgefüllt. Bevor es zur Sache kam, äußerte er seine Wünsche. Sie solle sich hinlegen und so tun, als wenn sie von nichts Ahnung hätte. Die Kinder wären noch so unschuldig und passiv, dass liebe er. Er hat von ihr verlangt, dass sie sich die Schamhaare abrasiere, weil er das ekelig finde. Sie weigerte sich. Daraufhin hat der Typ wohl gemeint, dass er so nicht könne. Das würde ihn zu sehr an eine Frau erinnern und er hasse Frauen, weil die alt und verbraucht wären. Er hat sie von hinten genommen und danach hat der Typ geheult. Hat immer was davon gefaselt, wie schlecht er wäre, dass er nur kleine Mädchen lieben könnte und so weiter.“
Einige Sekunden herrschte Schweigen, während Daniel über das Gesagte nachdachte.
„Kann ich mit der Frau sprechen?“
„Ja, sicher. Ich habe ihr gesagt, dass ich das melden werde. Mir kam das ziemlich pervers vor. Ich hab ja über viele Vorlieben erfahren, teilweise abartige und teilweise lustige, aber das geht zu weit. Ich möchte damit nichts zu tun haben, zudem verabscheue ich solche Typen. Man muss sich nur mal vorstellen, dass sich solche Perverse an der eigenen Tochter vergreifen.“
„Wer ist der Mann?“
„Herr Hauptkommissar, wenn ich Ihnen das sage, kommt keiner meiner Gäste mehr in meinen Club. Es ist auf jeden Fall ein hohes Tier, ganz oben auf der Treppe.“
„Herr Neidhold, ich sage bestimmt keinem, dass ich den Namen von Ihnen habe. Daher wer?“ Daniel´s Stimme war kompromisslos kalt und hart.
Der Mann überlegte kurz. „Reden Sie erst mit dem Mädchen, danach sehen wir weiter.“
„Gut, wo finde ich sie?“
„Heute ist Ruhetag.“ Er reichte ihm einen Zettel mit dem Namen, Anschrift, Telefonnummer herüber.
„Danke, dass Sie mir das gesagt haben. Falls noch Fragen sind, melde ich mich bei Ihnen. Auf eine offizielle Aussage verzichten wir zunächst.“
„Danke, das ist sehr freundlich von Ihnen.“
„Eine Hand wäscht die andere. Wie geht es ihren Kindern? Sie haben eine Tochter und einen Sohn, nicht wahr?“
„Inzwischen zwei Söhne und eine Tochter. Aber genug Kinder. Ihnen geht es allen gut. Mein Jüngster heißt übrigens Daniel“, grinste er. „Er wurde vor drei Wochen geboren. Haben Sie Kinder?“
„Ich hoffe bald.“
„Sie werden sehen, wie Kinder Ihr Leben verändern. Man
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