Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Ich wollte ihn nicht töten. Ich könnte nie einen Menschen umbringen. Glauben Sie mir. Er war tot, genau wie das Mädchen. Ich wollte das nicht.“ Der Mann war nun völlig am Boden zerstört.
„Wie hieß das Mädchen?“
„Ich weiß es nicht.“
„Gab es noch mehr solche … Unfälle?“
„Nein, nichts. Ich wollte das nicht.“
„Hatten Sie Jungen im Haus?“
„Nein, nie.“
„Kennen Sie einen Pierre Lorochè?“
„Nein! Wer ist das?“
Daniel´s Handy meldete sich erneut. Man legte ihm nun die Fotos vor, aber er kannte den Franzosen nicht, erkannte dagegen das letzte Todesopfer. Es war das Mädchen, welches seine Frau getötet hatte. Das andere Mädchen hatte er bereits einmal vor ungefähr einem Jahr gesehen, und zwar bei einem Fotografen, der ihn mit pädophilem Material versorgte.
So zog es sich hin, noch über Stunden. Viel Neues hörten sie nicht. Das waren Details, die mehr Rainer interessierten. Daniel ekelte das an und es war Unverstand dabei. Besonders als Rainer nach Details, anderen Männern fragte, schüttelte er den Kopf, riss mehrmals das Fenster auf, um frische Luft einzuatmen.
Nachmittags bekam Rainer Helbich einen vorläufigen Bericht aus Rumänien. In Bukarest hatte man vier Männer und zwei Frauen festge- nommen. Unter Ihnen eben jenen Yannick. Weitere Kinder, Jungen und Mädchen wurden aus einer Wohnung befreit. Endloses musste noch ermittelt werden.
Es fand am frühen Abend eine Pressekonferenz statt. Er schickte Klaus Resser hin, da er angeblich Zahnschmerzen hatte. Es war sowieso mehr der Verdienst von Rainer Helbich und dessen Mitarbeitern. Er hatte im Augenblick nicht die Nerven, sich noch den Fragen der Reporter und Journalisten zu stellen.
Abends duschte er fast eine halbe Stunde, da er das Gefühl hatte, er müsste den ganzen Schmutz, den er im Laufe des Tages gehört hatte, wegspülen.
Am meisten Beschäftigten ihn die zwei Mädchen. Sie waren vorläufig in einem Heim untergebracht. Was für ein Schock musste das für Kinder sein, so urplötzlich aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen zu werden? Konnte man jemals herausfinden, wer ihre wahren Eltern waren? Was war mit denen passiert? Waren sie Geschwister? Aber das wusste man in wenigen Tagen durch die DNA.
Seine eigenen Kinder fielen ihm ein. Wie es Nina und Thies wohl ging, nun wo die Mutter weg war? Sie würden die bestimmt sehr vermissen. Er seufzte. Es war so schief gelaufen. Er durfte sie nicht besuchen, hatte keinen Kontakt zu ihnen. Würden sie ihm später deswegen einmal Vorwürfe machen? Bestimmt sogar.
Und Sandra? Die saß in der Psychiatrie, vermisste die beiden gewiss, obwohl er da nicht so sicher war. Hätte er das Abwenden können, wenn er sich mehr um sie gekümmert hätte? Wäre es anders gekommen, wenn es nicht Jana in seinem Leben gegeben hätte? Ja, Sandra gegenüber hatte er sich schändlich benommen. Er war mit ihr ins Bett, hatte sie danach jedes Mal fallen gelassen, sie permanent beleidigt. War es da ein Wunder, dass diese ausgerastet war? Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn liebte und er? Wäre das alles nicht geschehen, wenn er sich mehr um Sandra gekümmert hätte? Sanders hatte es ihm seinerzeit gesagt, und damit nicht ganz unrecht. Hatte er nicht einen Teil Schuld, dass seine Kinder ohne die Mutter lebten ohne Vater, ohne intakte Familie?
*
Dieser Sumpf beschäftigte ihn die übrige Woche. Sie konnten den Fall des anderen toten Mädchens klären. Der Fotograf hatte das Kind nach den Filmaufnahmen an einen Mann weitergereicht, wie er es ausdrückte. Dort hatte man die Kleine ermordet, da sie aus dem Haus fliehen konnte. Der Mann hatte es je bemerkt und war ihr nachgelaufen, hatte sie in einem Wutanfall umgebracht.
Allerdings war immer noch nicht deren Identität geklärt. Man hatte die rumänischen Behörden eingeschaltet und hoffte, dass man dort weiter ermittelte. Immer noch ungeklärt waren die Morde an dem unbekannten Jungen und an dem Franzosen.
Am Freitagabend traf er sich das erste Mal mit der niedlichen Verkäuferin und er genoss nicht nur das gute Essen, den Wein, sondern die erfrischend ehrliche Art der jungen Frau. Sie war nicht nur sehr hübsch, sondern ihm gefiel das sie natürlich, ungekünstelt redete, gern lachte.
*
Am Samstagabend lief er mit Blumen und einem Geschenk für Carola in der Hand hinunter. Das war er ihr schuldig, zumal er an ihnen einiges gutzumachen hatte. Er wollte nur kurz gratulieren. Ihm war nicht nach Feiern und Geselligkeit. Er sehnte sich nur nach einem
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