Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
ab.
„Daniel, mein Schatz, weshalb kommst du nicht ganz zu mir? Ich hasse es, wenn ich abends allein bin. Du fehlst mir“, säuselte sie mit leiser Stimme. „Eventuell sollten wir uns eine gemeinsame große Wohnung suchen.“
„Bestimmt nicht. Was soll das? Wir haben ein gut funktionierendes Arrangement und das wird so bleiben. Jana, noch einmal, ich habe es dir die letzten Tage mehrmals gesagt. Wir haben Sex und nicht mehr. Niemals!“
„Na gut, kann ich ja verstehen. So kannst du mich wenigstens andauernd betrügen.“
„Du bist beschränkt. Ich kann dich nicht betrügen, weil du nur eine fürs Bett bist. Ich gehe wann und wie oft ich will mit einer anderen Frau ins Bett und damit Ende.“
Sie legte ihm den Finger auf die Lippen. „Pssst, lüg mich nicht an. Du kennst den Spruch, drei ist einer zu viel. Es funktioniert nicht, wenn man jeden Konflikt aus dem Weg geht; niemand wehtun, niemand enttäuschen will. Ich wünsche dir alles Gute und werde mit deiner widerlich, häss- lichen, blöden Larsen glücklich.“ Sie dreht sich um und war im Haus verschwunden. Er stand da, sah ihr nach. Erst als nach einer Weile das Licht im Hausflur erlosch, begriff er, was sie eben gesagt hatte. Sie wusste es also. Von wem? Vermutlich ahnte sie es nur? Aber egal, wie auch immer, er wollte sie nicht verlieren und er fragte sich, weswegen er das gemacht hatte? Bei und mit Jana hatte er alles. Schleppend stellte sich das Gefühl des Ekels bei ihm ein. Aus dem einen Bett heraus, bei der anderen hinein. Wieso tat er das der Frau an, die er liebte, die er wollte und benötigte? Seine Jana! Seine kleine, bezau- bernde, hinreißende Jana. Dieses niedliche, feminine Wesen. Diese wunderschöne, sinnliche Geliebte hatte er betrogen. Seine kleine zarte Latina.
Zuhause fand er erst heute seinen Wohnungsschlüssel im Briefkasten, daneben das Armband, die Ohrringe. Wieso die Kette nicht, fragte er sich für Sekunden. Ja, sie wusste es, war er sicher. Deswegen war sie so anders. Nur woher? Snaksch, sie konnte es nicht wissen, dachte er sofort. Das ist dein schlechtes Gewissen, redete er sich ein. Nein, er brauchte kein schlechtes Gewissen zu haben, da er auch zu ihr keine feste Beziehung hatte.
Er legte sich hin, aber konnte nicht einschlafen, so erhob er sich nach einer Weile und betrat das Wohnzimmer, trank ein Glas Selters, duschte, schlüpfte in den Bademantel, setzte sich auf die Terrasse und genoss die kühle Abendluft.
„Jana! Ich liebe dich und möchte dich nicht verlieren.“ Selbst jetzt fielen ihm diese Worte schwer. Das wollte er nie zu einer Frau sagen, hatte er damals nach der Scheidung geschworen.
*
Die nächsten drei Tage ließ sich Jana verleugnen, ignorierte seine Anrufe und langsam keimte Zorn in ihm hoch. War es eben zu Ende und irgendwann fand er eine andere. Er besuchte abends Meike und Martin und erlebte einen schönen Abend bei ihnen. Mit Bernd ging er Squash spielen und zum ersten Mal dachte er, dass er wegen Jana auf vieles verzichtet hatte, nur weil er den Ärger nicht wollte. Sie regte sich ständig auf, wenn er ihr gesagt hatte, dass er allein wegwollte.
Am Donnerstag meldete man einen weiteren Leichenfund. Eine männ- liche Leiche war aus der Norderelbe geborgen worden, zwar bekleidet, aber ohne persönliche Gegenstände. Eine Identifizierung war daher zunächst ausgeschlossen.
„Daniel, habt ihr euer Betätigungsfeld ans Wasser verlegt?“
„Scheint so. Soviel Wasserleichen haben wir sonst im ganzen Jahr nicht. Eventuell schwimmt ein Kahn voller Toter in der Elbe und die werden nach und nach entsorgt“, lästerte er und sah den Mann an.
„Vielleicht kannst du deine Opfer besser wieder mittels einer einfachen Kugel umbringen lassen, wäre mir angenehmer.“
„Mir wäre das ebenfalls rechter, am besten mit dem Täter am Tatort.“
„Hast du doch gerade erst gehabt.“
„Der Typ stand völlig neben sich. Eine Affekthandlung. Er erwischt seine Frau mit einem anderen im Bett. Kein Wunder, dass er da ausrastet, würde höchstwahrscheinlich fast jedem so gehen. Sein Pech war, dass er eine Pistole im Schreibtisch hatte, sonst hätte er ihr möglicherweise nur eine heruntergehauen.“
„Äußerlich ist momentan nichts zu erkennen. Müssen wir sehen, wenn er offen ist. Eventuell hatte er die Schnauze voll und ist ins Wasser gesprungen.“
„Wäre nicht der Erste und ist nicht der Letzte. Ich könnte mir einen schöneren Tod vorstellen, als in der Dreckbrühe zu ersaufen.“
„Brauchst du ja nicht. Heute
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