Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
ein. Bei deinen tausend Kleider verlierst du langsam den Überblick.“
„Das ist ein Schaden von zig tausend Mark. Ersetzt du mir das?“
„Da ich generell deine Klamotten bezahle, gebe ich dir Geld und du kaufst dir neue Sachen. Reichen fünftausend? Kannst du sogar noch mehr kaufen, als der Plunder wert war. Verrechne es mit deinen Außenständen, dann hast du nur noch 25 000,- Schulden bei mir. Überweise mir das Geld am Montag, sonst klage ich es ein.“
Leise schniefend rannte sie ins Bad.
Es schien oberflächlich alles beim Alten zu sein, zumal sie die Abende gemeinsam verlebten. Sie trafen sich mit Freunden, tätigten die ersten Weihnachtseinkäufe, da sie Weihnachten und Silvester bei seinen Eltern in Bremen verbringen wollten. Er hatte dazu zwar keine Lust, aber Jana hatte das so bereits mit seinem Vater, seinem Bruder geklärt, wie er telefonischen von seiner Mutter und Tina erfuhr. Jana hatte sie mehr oder weniger selber eingeladen, da ihre Eltern dieses Jahr verreisen wollten. Weihnachten sei ein Familienfest und sie wollten das so gern gemeinsam feiern, hatte sie ihnen vorgelogen. Im ersten Moment hatte er vor Wut geschäumt, was sie sich andauernd für Frechheiten herausnahm. Trotzdem hatte er dazu geschwiegen, weil er nicht erneut Streit wollte.
*
Daniel schlenderte an den Weihnachtsständen vorbei, schaute sich die selbst gefertigten Holzsachen an. Hübsche Dinge, die ihm gefielen.
Plötzlich erblickte er Sandra. Er musterte sie eine Weile. Irgendwie sah sie niedlich aus. Sie trug eine Jacke mit Pelzbesatz, Jeans, hohe Stiefel.
„Schönen guten Abend!“
Sie erwiderte den Gruß, ohne sich umzudrehen, dass ihn überraschte.
„Du, wer bist du denn?“ Ein Mädchen zupfte an seiner Hose.
Er hockte sich hinunter. „Daniel und du?“
„Na, Nina Larsen.“
Er blickte Sandra an, die jedoch nichts sagte.
„Isst du Mandeln?“
„Ich wollte mir gerade welche kaufen. Magst du die?“
„Nee, lieber Zuckerwatte, aber Thies mag Nüsse.“
„Thies ist dein Freund?“
„Nee, mein Bruder. Mann, weißt du das denn nicht?“
„Nein, hat die Mama mir nicht gesagt.“
Ein Junge stellte sich zu ihm und ihm fiel die Affinität zwischen den Geschwistern auf: Zwillinge!
„Freut ihr euch schon auf den Weihnachtsmann?“
„Ja“, erschallte es im Echo.
„Und was wünscht ihr euch?“
„Einen Papa.“ Wieder als Echo.
„Oh, ich dachte mehr an Spielzeug.“
„Ein Auto und Bausteine.“
„Ich will eine Puppe und einen Papa.“
„Na, ihr werdet ja sehen, ob eure Wünsche in Erfüllung gehen.“
Nina blickte ihn groß an. „Wir waren immer artig, na so fast.“
„Ich auch“, mischte Thies sich ein. „Immer!“
„Nina, das ist Herr Briester, einer von der Polizei und nun wollen wir weiter.“
„Mama, der hat aber gesagt, dass er anders heißt.“
„Ist egal. Kommt, wir wollen gehen. Ich denke, ihr wollt noch etwas essen.“
„Isst du Fisch?“, Nina nun.
„Ja, sehr gern sogar.“
„Mama, kann er ja mitgehen.“
„Nina, lass es bitte! Herr Briester möchte nicht mit uns zusammen essen.“
„Warum? Duuu, gehst du mit?“
Daniel war inzwischen aufgestanden und sah sie an. „Ich gehe mit, wenn es dich nicht stört.“
„Mama findet das gut, oder?“
„Nina, es reicht.“ Sie hob ihre Tochter auf den Arm und blickte in sein lächelndes Gesicht.
„Na, wenn deine Mama das gut findet, gehen wir zusammen.“
Sandra warf ihm einen so liebevollen Blick zu, dass ihm ganz anders wurde. Sie war eine Liebe, wenn man von den kleinen Wutausbrüchen absah. Vergessen war der Vorfall in seiner Wohnung, vergessen war Jana, mit der er sich gerade versöhnt hatte. Heute war er später mit ihr auf dem Weihnachtsmarkt verabredet, aber nun waren Sandra und besonders diese zwei niedlichen, munteren Kinder da. So konnte er wenigstens einiges gutmachen, da er ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte. Es war nie seine Art gewesen, eine Frau so mitzu- nehmen, um sie danach gleich brüsk abzuschieben.
Diese setzte ihre Tochter ab und ergriff Thies Hand. Als sie Nina an die Hand nehmen wollte, sah sie, dass diese bereits ihre kleine Hand in seine geschoben hatte.
Als sie an einem Stand vorbeischlenderten, wo man Glühwein feilbot, schaute er automatisch zu der Bedienung. Aber sie war es nicht. Es war merkwürdig, schmunzelte er vor sich hin, aber er suchte sie jedes Jahr, wenn er über den Weihnachtsmarkt spazierte: seine kleine Arielle, wie er die schöne Unbekannte vor vier Jahren getauft hat. Ein wunderschönes
Weitere Kostenlose Bücher