Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
konnte er wenigstens den schalen Geschmack aus seinem Mund vertreiben, der andere in seinem Inneren blieb. Sein schlechtes Gewissen, seine Fehler konnte er mit einer Zahnbürste nicht beseitigen. Leise betrat er sein ehemaliges Kinderzimmer, das als Gästezimmer genutzt wurde, hauptsächlich von ihm und seit anderthalb Jahren von Jana und ihm, wenn sie bei seinen Eltern waren.
Er zog sich aus, legte sich seitlich hin und stützte seinen Ellenbogen auf, legte den Kopf auf seine Hand. Nur schemenhaft konnte er sie erkennen, hörte ihre Atemzüge, roch den leicht süßlichen Geruch ihres Parfums. Vorsichtig ergriff er eine Strähne ihrer langen schwarzen Haare, die sich wie Seide anfühlte und leicht nach Pfirsich duftete. Sein Herz schwoll an und er fühlte, wie sehr er diese Frau liebte, benötigte und doch warteten zwei Kinder auf ihren Vater. Dabei machte ihn der Gedanke sich von Jana zu trennen, krank, aber es musste sein. Er musste seiner Verant- wortung nachkommen. Sandra war nicht die Schlechteste und seit der Therapie völlig normal. Eigentlich war es ja nett gewesen, dass sie ihm ein frohes neues Jahr gewünscht hatte. Sie forderte nichts von ihm, hatte über drei Jahre die Zwillinge allein aufgezogen, allein für sie gesorgt. Er musste bei all seinem Frust Sandra gegenüber fair bleiben.
Jana bewegte sich leicht und er ließ die Haarsträhne los. „Du bist wach“, hörte er ihre Stimme, die sich so schön sanft anhörte, aber heute wirkte sie leer.
„Meine Kopfschmerzen haben mich geweckt. Ich habe etwas zu viel Whisky in mich hineingeschüttet.“
„So, schlimm?“
Er antwortete nicht. Nicht heute. Wenigstens die letzten zwei Tage wollte er noch mit ihr genießen, bevor das Chaos über ihn hereinbrach. Er fühlte ihre Hand, weich und warm, wenig später hatte er alles andere vergessen. Es gab nur sie beide, da Jana einmal mehr all ihre Künste zeigte. Sie wusste, nur so konnte sie ihn an sich binden.
Erst am späten Vormittag liefen sie hinunter. Daniel sah seinem Bruder an, dass es dem anscheinen viel besser ging, als ihm.
Nachmittags unternahmen die Brüder einen Spaziergang. Er benötigte nach dem reichhaltigen Whiskygenuss frische Luft.
„Daniel“, brachte er das Gespräch auf die gestrige Nacht. „Ich habe mich nie in dein Leben eingemischt, aber heute gebe ich dir einen Rat. Lass diese Frau ihren Weg allein gehen. Diese Person ist dein Untergang. Die treibt jeden in den Wahnsinn. Denke an dein Leben und was haben die Kinder davon, wenn ihr euch ständig streitet? Zahle, hole sie dir am Wochenende und nicht mehr.“
Daniel sagte nichts, vergrub seine Hände nur noch tiefer in der Tasche.
„Hast du über einen Vaterschaftstest nachgedacht?“
Jetzt sah er etwas erstaunt zu Torsten. „Das glaube ich nicht. Das kommt zeitlich hin. Ich kann rechnen. Sie hat nie etwas von mir gefordert, nichts dergleichen.“
„Machs trotzdem, bevor du etwas unterschreibst.“
„Jetzt kommt der Notar durch, was?“
„Ich versuche, dich vor einem Unglück zu bewahren.“
„Ach ja? Du hast dich sonst nie dafür interessiert, im Gegenteil, nur immer dafür gesorgt, dass du mir eins auswischen konntest. Aber das ist belanglos. Dass es so weit gekommen ist, habe ich vor zwei Monaten selbst verschuldet. Hätte ich die Finger von ihr gelassen, hätte ich Nein gesagt, steckte ich heute nicht in dieser Sackgasse.“
„Ich verstehe nicht, weswegen?“
„Das Schlimme ist, dass es mir mit ihr in dem Moment Spaß bereitet, dass ich es will und Jana dabei vergesse. Danach fühle ich mich schmutzig, haue ab, will sie nie wiedersehen. Dabei hatte ich keinen Notstand, oder Streit mit Jana. Es passiert so. Sie berührt mich und ich will sie.“
„Eventuell bist du sexsüchtig, oder wie das heißt“, grinste er zu Daniel. „Ist ja egal. Jana ist nur eine Liaison, hast du immer gesagt.“
„Bestimmt nicht. Jana und ich haben oftmals wochenlang keinen gehabt, weil ich nur gearbeitet habe und abends hundemüde in das Bett gefallen bin. En passant reicht es mir oft, sie nur im Arm zu halten, zu wissen, dass sie da ist.“
„Rede mit Jana und kläre das mit dieser Frau, dass du den Kontakt zu deinen Kindern willst und vergiss den anderen Quatsch. Wir leben doch nicht mehr in der Steinzeit, wo ein Kind Grund für eine Heirat ist. Warum willst du überhaupt heiraten? Mann, lass es. Zieh mit Jana zusammen und warte ab. Du musst nichts überstürzen.“
„Warten wir ab. Ich werde nicht heiraten, niemals.“
„Daniel, ein kluger
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