Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
wenige Zentimeter größer, die Haare mittelbraun und nicht so breit gebaut, dafür sehr muskulös. Er wirkte vom Wesen her, mehr wie ein Ruhepol, gutmütiger. Daniel dagegen strömte eine gewisse Dynamik, strahlte eine ungezähmte Wildheit, ein starkes maskulines Wesen aus. Das hörte man beim Sprechen. Torsten´s Stimme weicher, langsamer, gediegener, tiefer. Der ganze Habitus von Torsten war kultivierter, galanter. Daniel wusste, dass vieles davon nur Show war. Er kannte die andere Seite zu Genüge. Da redete er in einer Fäkaliensprache, flippte aus, log und hinterging jeden, und benahm sich alles andere, als wie ein seriöser Geschäftsmann. In der Beziehung benahm er sich, sah er aus, wie sein Vater. Torsten konnte sich in Sekundenschnelle von einem friedlichen Mann in einen rücksichtlosen, kompromisslosen Menschen verwandeln. Das hatten viele Menschen zu spüren bekommen, was es hieß, sich mit einem Doktor Torsten Briester anzulegen. Nur, ihm sah man das nicht an. Das war etwas, dass ihn mit seinem Vater verband: Durchsetzungsvermögen, Rücksichtslosigkeit, Härte gepaart mit Diplomatie. Vater und Sohn verband die Sucht nach Anerkennung, nach Erfolg, nach einem Image der braven Familienväter, der Saubermänner. Nur das stimmte nie. Beide betrogen ständig ihre Frauen, fielen durch Bordellbesuche auf, obwohl sie das stets versuchten, geheim zu halten. Torsten war in vielerlei Beziehung wie Heinz, eben nur nicht im Aussehen. Er mochte seinen Bruder, weil er eben sein Bruder war und die Familie versuchte er, wenigstens oberflächlich zu erhalten. Im Grunde wusste er, dass es nie eine Familie in dem Sinne gegeben hatte. Das war zum Teil nur Darbietung für die Öffentlichkeit, für Geschäftspartner. Daniel kam vom Wesen her ganz nach seinem Großvater, vom Aussehen nach seinem Vater, hatte von seiner Mutter allerdings einen großen Brocken zu viel Gefühl geerbt, wie selber behaupten würde, aber was er seit Jahren, exakter gesagt, seit der Trennung von seiner Frau Petra, ignorierte, vereinzelt hasste.
Daniel behauptete stets, ihm fehle das machohafte, teilweise arrogante, oftmals überhebliche Auftreten von den beiden Männern. Er ließ nicht jede Gefühlswallung an die Oberfläche kommen, brülle fast nie herum, drückte sich selbst in Stresssituationen niemals dermaßen vulgär aus. Das machte ihn aber in den Augen von Bruder und Vater zu einem Versager. „Diesen Knacks hat nur dieser Jammerlappen von Mann damals durch diese verrückte und raffgierige Petra abbekommen“, hatte Heinz einmal über ihn hämisch festgestellt. Es gab aber noch einen gravierenden Unterschied. Daniel hatte trotz allem das größere Selbstbewusstsein, wie er meinte. Er hatte es noch nie nötig gehabt, sich in den Vordergrund zu spielen, mit Geld zu prahlen, anzugeben, wer er war. Das taten nur sein Vater und sein Bruder. Er war ein sehr ehrlicher Mensch und präzis deswegen belastete ihn diese ganze unschöne Geschichte mit Sandra permanent. Sie schwebte seit Jahren wie ein Damoklesschwert über seinem Haupt.
„Mit einer bekloppten Frau Zwillinge und dass seit drei Jahren. Ich benötige einen Whisky, damit ich meinen Frust hinunterspülen kann.“
Torsten stellte ihm wenig später ein Glas hin, trank selber.
„War sie das etwa eben? Seit wann weißt du das?“
„Ja.“
„Weiß es Jana?“
„Nein, noch nicht und ich habe Angst es ihr zu sagen.“
„Warum? Das war vor eurer Zeit. Man sei einmal ein Mann und steh einfach dazu. Geht sie deswegen dann eben tschüss. Wieso hast du dich damals mit einer bekloppten Frau eingelassen?“
Daniel kippte sich aus der Flasche nach, trank.
„Nicht nur damals, auch die letzten Wochen.“
Jetzt brauchte Torsten noch einen, sah seinen Bruder eine Weile schweigend an.
„Du willst mir sagen, dass du Jana mit einer Frau, die du als bekloppt bezeichnest, betrogen hast. Wieso geht man mit so einer Frau ins Bett?“
Daniel trank das nächste Glas leer.
„Ja, genauso. Du hast es verstanden und diese Frau denkt vermutlich, ich würde sie heiraten.“
Jetzt tranken sie beide.
„Weißt du, es ist Sandra Larsen. Diese Verrückte, die all den Snaksch verzapft hat: Erst das mit dem Bruder und voriges Jahr bei den Prostituiertenmorden, die mir unterstellt hat, ich sei ein Serienmörder, die Jana, Carola bespitzelt, beschimpft hat.“
Er schenkte abermals ein, trank.
„Die dicke Blondine? Bist du übergeschnappt oder hast du so viel Notstand? Wie kann man eine Frau wie Jana mit sooo einer Person
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