Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Zeit für sie hatte, oder an den Wochenenden? Mit was beschäftigte sie sich? Was mochte sie? Und mit wem war sie zusammen? Ein anderer Mann?
„Wir hatten viele gemeinsame Interessen, haben immer unsere Freizeit miteinander verbracht, weil wir das so wollten. Wir waren eben gern zusammen, haben jede freie Minute zusammen genossen. Er hat mich nicht nur als eine Frau für Sex betrachtet, als eine Frau die ein wenig anders, fremdartig aussieht, als Eroberung, sondern als äquivalenten Partner. Wir konnten über alles sprechen, mal streiten. Wir haben über Politik genauso geredet, wie über unsere Berufe und er schätzte meine Meinung, obwohl das für dich unverständlich ist. Da war die beider- seitige Achtung, die gegenseitige Rücksichtnahme, Kompromissfähig- keit, Aufrichtigkeit, dass Gefühl, dass man ohne den anderen nicht komplett war, dass etwas Elementares fehlte“, hörte er ihre Worte, als sie sich damals über ihren verstorbenen Verlobten unterhalten hatten. Merde, fluchte er. Ich muss mich ändern, sonst ist sie weg und dass wollte er nicht. Noch nicht!
Jana sah ihn durch den schmalen Türspalt an, ließ ihn aber nicht hinein. „Was gibt es? Wie bist du in das Haus gekommen?“
„Jana, ich habe den AB abgehört. Du willst mir wohl nicht sagen, dass du die Unwahrheiten dieser geistesgestörten Person geglaubt hast?“
„Nein, du gehst mit dieser Frau weg, verbringst…“
Daniel schob die Tür auf, sie beiseite und zog sie lachend an sich.
„Jana, du bist so intelligent, und hörst auf so ein Gefasel? Vertraust du mir denn kein bisschen?“ Er sah sie an und in dem Augenblick war aller Ärger verflogen. Er zog sie in den Arm.
„Aber sie hat…“
„Diese Frau ist hirnverbrannt und sie wollte sich nur wichtig machen, weil ich sie vor ein paar Tagen hinausgeworfen habe. Nicht mehr. Vergessen wir sie. Ich möchte duschen und mich ausruhen. Lass uns zu mir fahren.“
Jana schaute ihn an, ließ ihn stehen. „Ich bin noch verschwitzt. Warte, ich gehe duschen und ziehe mich um.“
„Komm ich mit, duschen wir zusammen, das ist wenigsten nicht so langweilig.“
Auf der Autofahrt erzählte er ihr, was passiert war.
„Jetzt hat es also ein Ende“, stellte sie fest, worauf er kurz, völlig perplex zu ihr starrte. „Du denkst, dass das Morden aufhört?“
„Ja!“
Er grübelte einen Moment. „Ich glaube es nicht. Wahrscheinlich hat der Täter etwas von unserer Aktion mitbekommen.“
Jana antwortete nicht und so ließ er das Thema fallen.
Trotz allem verlebten sie noch einen schönen Abend und Daniel war froh, dass sie bei ihm war, dass sie bei ihm blieb.
*
Sonntagmorgen rief er Carola im Krankenhaus an, erklärte ihr das Missverständnis, wie bescheuert Sandra war. Sie erzählte ihm von dem Anruf im Krankenhaus und er fluchte vor sich. „Zeigt die Irre an, ist Ruhe. Am besten das Krankenhaus, das ist schließlich für den Ruf einer Klinik schädlich.“
Dann kam er zum eigentlichen Grund.
„Sag mir nur, wie dieser Mann darein passt, dass andere können wir am Wochenende bequatschen, wenn Jana dabei ist.“
„Es war Samhain. In dieser Neumondnacht soll es möglich sein mit den Seelen der Verstorbenen zu kommunizieren. Im Hexenglauben stirbt der gehörnte Gott an diesem Tag, die Göttin trägt bereits seinen Samen in sich. Jeder, der die Natur und dass Leben achtet, ist ein Freund der Hexen und hat mit keiner Gefahr zu rechnen. Jeder der die Natur schändet, Tiere ohne ausreichenden Grund oder aus Habgier jagt oder tötet, dass Leben nicht achtet oder einer Schwester etwas Böses zuleide tut, ist ein Feind und hat mit Schwierigkeiten zu rechnen, heißt es, so ungefähr jedenfalls. Als gehörnter Gott hat sie den Mann geopfert.“
„Passen da die Karten vom Magier und dem Schicksalsrad dazu?“
Einen Moment war es still.
„Ja, passen. Der Magier bedeutet Aktionen, Ausdauer, als Polarisierung zur Hohepriesterin, die ja eher für Ruhe steht. Er zeigt das Maskuline, Männliche, den Phallus, die Willensstärke, dass auch auf dich zutrifft“, lachte sie. „Aber Spaß beiseite. Er wurde geopfert um die Göttin gnädig zu stimmen, damit sie Mitleid mit den Frauen hat, die der Prostitution nachgingen. Aber ich muss los, Visite steht an.“
Er absolvierte seinen Besuch bei Kriminaldirektor Keitler, der an diesem Sonntag im Büro war, berichtete alles. Da er nicht fragte, erwähnte er Sandra nicht. Vermutlich, überlegte er, sollte man das zunächst auf sich beruhen lassen, sie nicht noch mehr reizen. Wer
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