Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
dabei leicht mit der Fingerspitze ihre Lippe.
„Als Hexen galten im Mittelalter Frauen, die Arzneien herstellten, schreiben und lesen konnten, nichts mit Zaubern. So ein blöder Aberglaube. Anfangs waren sie als weise Frauen hoch angesehen, so wie die heilige Walpurga. Der Begriff Hexe wurde durch den Einfluss der Kirche von einem zunächst bösen, weiblichen Geist auf eine Frau übertragen, die mit dem Teufel im Bunde steht und über magisch schädigende Kräfte verfügt. Die Kirche verfolgte diese Frauen wegen ihrer besonderen Fähigkeiten und ihres Wissens. Frauen mussten stupide, unwissend sein, da man nur den Männern Denken, Intelligenz, Wissen zubilligte. Sie wurden als Hexen verteufelt, verfolgt, auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ab dem vierzehnten Jahrhundert steigerte sich der Hexenglaube zum Hexenwahn. Dabei glauben Hexen nicht an die Dualität von Gut und Böse, demnach nicht an Satan als Verkör- perung des Bösen. Das Bild des gehörnten Gottes ist nicht mit Satan gleichzusetzen, obwohl diese Figur einst davon abgeleitet worden sein mag. Der gehörnte Gott stellt nur den männlichen Aspekt der göttlichen Instanz dar. Manche Hexen feiern ausschließlich die Vollmonde als Esbats, andere die Neumonde.“
„Was sind Esbats nun wieder?“
Daniel hörte zu, spielte dabei mit Jana´s Haaren. Er liebte es die seidenartige, glänzende Haarflut zu berühren, seine Hände darin zu vergraben, etwas was ihn jedes Mal aufs Neue bannte. Überdies wollte er am liebsten, wenn sie da war, ihre Nähe spüren. Zu selten sahen sie sich.
„Kleinere Feiern, die man in engerem Kreis abhält, vielleicht mit Freunden oder dem Zirkel zelebriert. Es sind Feste, die eher dazu dienen in sich zu gehen, Rituale der Erneuerung, der Inspiration, des Wachstums oder der Heilung. Der Ritus findet am Abend vor dem Vollmond statt. Der Vollmond wird benutzt, all das zu erledigen das Kraft erfordert, daneben dient es der Zeit der Wahrsagung, dem Schutz, der Zukunft. Der Neumond hingegen dient neuen Unternehmungen, für Anfänge und Erneuerung. Das Ritual wird entsprechend, bei abnehmendem Mond am Vorabend des Neumondes gefeiert.“
„Was zu den Karten passt. Erneuerung. Man tötet, damit die Tote neu geboren wird.“
„Genau Jana, so sehe ich das , im weitesten Sinne. Was war die dritte Karte?“
„Die Gerechtigkeit.“
„Also die Quersumme erneut die Zwei, wie bei den beiden anderen.“
„Ja und, was bedeutet das?“
Carola trank einen Schluck Wein und überlegte. „Unter Umständen hält sich die Person für die Hohepriesterin, das auf eine Frau hindeuten würde.“
„Was macht sie außer morden?“
Jana schubste ihn leicht in die Seite, worauf er grinste, sie fester an sich zog. Er ersehnte ihre Körperwärme zu spüren. Sie gab ihm innere Ruhe und so ein schönes Gefühl.
„So kennt man Daniel. Die Hohepriesterin wurde als Urmutter, als Göttin, die Quelle des Lebens verehrt. Die Römische Zahl zwei deutet auf eine Vagina hin. Die Vagina ist die Pforte zum Dunkel des Schoßes, dem Geheimnis der Schöpfung. Sie nimmt den Samen des Mannes auf und schenkt Kinder. Vom Dunkel ins Helle. Die Hohepriesterin führt in einen präindividuellen Zustand zurück, ein Gefühl von Allem etwas zu sein. Wenn man sich mit ihr verbindet, besteht die Gefahr, dass man sein eigenes egoistisches Denken vergisst, dass ein jeder von uns hat, denn die Hohepriesterin hat keine Gefühle. Dass hängt mit dem Mond zusammen. Eine schwangere Frau, zur näheren Erläuterung, sieht im Endstadium so aus wie der Vollmond, gleich Zukunft. Die Periode von vielen Frauen richtet sich nach dem Mond. Männer haben diesen Zyklus, nur weniger ausgeprägt.“
„Ich bestimmt nicht. Ich muss mich dafür jeden Morgen rasieren“, lachte Sven und Daniel musste grienen. „Mach’s wie ich, alle zwei, drei Tage.“
„Bei dir sieht das gut aus, ich dagegen würde wie ein Stoppelmonster herumlaufen. Da rennen mir die Patienten weg.“
Daniel wurde ernst. „Carola, klär uns bitte auf.“
„Ihr beide seit doof. Ich mach trotzdem weiter. Zur Hohepriesterin gehört außerdem als Element das Wasser. Das führt uns zum Mond. Denken wir an Ebbe und Flut. Ein ständiges auf und ab. Es sagt kurz, dass man das Dunkel beansprucht, um das Helle zu schätzen. Aus dem Dunkel tritt das helle strahlende Licht hervor. Aus der Nacht wird Tag. Aus dem Samen im Körper einer Frau, dem Dunkel, kommt ein Kind hervor, ins Licht und so weiter.“
„Das Letzte können wir ja streichen, aber was
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