Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
meinen Freunden mit irgendwelchem Gefasel die Ohren vollheulen. Das nennt man Lügen. Aber du wolltest deine Sachen aus meiner Wohnung holen. Also bitte, da ich einen Film anschauen möchte und vergiss nichts.“ Er ging nach hinten und murmelte. „Blöde Weiber, schleppen ihren Krempel her.“
„Daniel, darf ich nicht diese Nacht bei dir bleiben?“, säuselte sie.
Er nickte nur, holte ein Glas Saft, zog sich aus, legte sich hin und verschränkte die Hände unter dem Kopf. Er sah Jana in einem helllila Nachthemd hereinkommen. Sie legte ihren Kopf darauf, eine Hand auf seiner nackten Brust.
„Warum erst der Aufstand, wenn du Sex willst? Versuch nicht mich mit solchen blöden Spielchen zu erpressen.“
Sie antwortete nicht.
Die langen Haare waren wie ein Fächer ausgebreitet. Er roch dass Duschgel, dass Parfum, dass er so an ihr liebte. Es war ein Duft von Vanille, Frühling, Unbeschwertheit, aber sehr verführerisch, aufregend und sinnlich, feminin, geheimnisvoll. Sie drehte sich etwas seitwärts, legte den Arm um ihn, schmiegte sie sich enger an, kratzte mit den lila lackierten Fingernägeln über seine Brust, dass er leicht erschauert.
„Sag mal, mein Schatz, du hast mir nicht erzählt, dass ihr alte Fälle neu aufrollt? Zum Beispiel, den von dieser Thai? Erzähl mir etwas darüber und ich kann dir helfen. Du weißt, ich kann sehr gut kombinieren.“
„Angeberin! Ich glaube kaum, dass dich das etwas angeht. Wie ich so höre, darf man dir nicht zu viel erzählen, da du sofort damit hausieren gehst. Aber lassen wir die Arbeit. Ich will den Film sehen. Gute Nacht.“
Ihr Fuß glitt an seinem Bein entlang, die Hand tiefer und er rückte näher an sie, fand ihren Mund und nun war alles andere vergessen für ihn.
*
Es war fast neun als er sein Büro betrat und sah im vorbeigehen die Blicke seiner Mitarbeiter. Es war ungewöhnlich für ihn so spät zukommen, noch dazu, ohne vorher Bescheid zu sagen, aber das war eben hin und wiederdas Vorrecht, wenn man erster Kriminalhaupt- kommissar und Leiter einer Abteilung für Delikte am Menschen war. Überdies konnte ihm heute Morgen sowieso nichts und niemand seine gute Laune verderben.
Er las die Schlagzeilen der drei Zeitungen die auf dem Schreibtisch lagen, während er auf den Kaffee wartet. Alle drei befassten sich mit dem Frauenmörder, der gestrigen Pressekonferenz und auf zwei Blättern prangte sogar ein Bild von ihm.
Es klopfte und Heidrun betrat das Büro.
„Setz dich und trink einen Kaffee mit mir.“
„Du bist sehr fotogen und warst gestern richtig zahm. Ich habe mich gewundert?“
„Ich mich ebenfalls, obwohl ich am liebsten nach zwei Minuten gegangen wäre. Und, was schreiben sie so?“
„Hast du noch nichts gelesen?“
Er blickte sich kurz um, schüttelte den Kopf.
„Überwiegend positiv und nicht allzu viel Leichen zurücklassend. Die Gerber lobt dein gutes Aussehen, deinen Anzug und stellt fest, dass du gelogen hast, weil du nämlich einen Verlobungsring trägst. Feldmann, Dietrich, Petersen und die Baum objektiv und gut wie immer. Den Rest vergiss. Spekulationen, falsche Wiedergabe. Weißt du, eines Tages sollte man denen Mal sagen, sie sollen die Toten befragen, machen manche Idioten daraus eine Story.“
Daniel hatte den Kaffee abgestellte und lachte laut. „Den Spruch muss ich mir merken und den werde ich bei dem nächsten Spektakel in deinem Namen verwenden. Heidrun, du bist Klasse.“
„Danke, großer Boss. Du bist ja heute blendend gelaunt, sonst hättest du geschäumt.“
„Ja, ich habeglänzende Laune und die werde ich mir nicht verderben lassen.“, grinste er, während er die Zeitungen beiseite schob und die Mappe aufschlug, die sie ihm hingelegt hatte.
„Frau Doktor Behrend?“
„Frau Doktor Behrend“, wiederholte er, während er die erste Seite aufschlug, las und unterschrieb.
„Du hast Glück, dass sie das hingenommen hat. Ich hätte dir einen Tritt gegeben.“
„Sie weiß eben, wie ich es meinte, obwohl es sich gestern blöd angehört hat. Nur, ich möchte sie aus alldem heraushalten und nicht, dass man sie damit belästigt. Weißt du, Heidrun, sie hat etwas an sich, dass mich zur Ruhe kommen lässt, einfach so, ohne dass sie etwas dazu tun muss. Das kannte ich noch nicht einmal von meiner Ex. Ich sehe sie, höre ihre Stimme und mein Frust, Stress, Ärger fällt von mir ab.“
„Daniel, du bist verliebt.“
Er sah kurz auf und schüttelte den Kopf. „Das bestimmt nicht. Das Thema habe ich vor Jahren in den Papierkorb geworfen.
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