Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
klingelte. Aber nichts. Sie legte das Ohr an die Tür, lauschte, es blieb ruhig. Sie riss einen Zettel aus ihrem Notizheft, schrieb ihm eine kurze Nachricht, warf diese durch den Türschlitz und verließ das alte schäbige Wohnhaus. Sie drehte sich nochmals um, eilte hinein, suchte den Brief- kasten, sah dass der leer war, dass bedeutete, dass er hier gewesen sein musste oder war. Aber weswegen hatte er sich nicht bei Volker gemeldet? Sonst hatte er fast täglich bei dem Bruder herumgehangen. Was war los? Wieso diese Funkstille? Sie hatte ihn seit zwei Wochen nicht gesehen und sie hatte gestern Abend vergessen zu fragen, was passiert sei.
Sie setzte sich in ihren Wagen, griff zum Telefon und versuchte Mike zu erreichen. Mist, fluchte sie, als er sich nicht meldete. Abermals rief sie Tim Garnerd an. Der langjährige Schulfreund arbeitete im Dezernat für Kinder und Jugendkriminalität und war ihr mehr als nützlich.
„Hallo Tim! Entschuldige, aber ich konnte nicht frei sprechen. Erzähl mir, warum dieser Briester von Bremen fort ist?“
„Hat sich im Juli beurlauben lassen, keine Gründe vermerkt, vermute aber die Scheidung. Folgend hat er sich für Hamburg beworben. Soll ein sehr guter Mann sein, gutes Durchsetzungsvermögen, hart, manchmal skrupellos, teilweise selbst seinen Mitarbeitern gegenüber, Arbeitstier, Karrieremacher. Hat mit achtzehn geheiratet. Ehe galt nie als glücklich. Sie, älter, hatte ein reges Sexualleben. Bei ihm war es nicht anders. Sie inzwischen neu verheiratet, hat bereits drei Monate nach dem Scheidungstermin einen Jungen zur Welt gebracht.“
„Sein Privatleben?“
„Kein Kommentar.“
„Frauengeschichten?“
„Sandra, dass was ich dir sagte reicht. Nichts mehr. Du weißt, dass ich dir noch nicht mal diese Information hätte geben dürfen.“
„Scheint ein Problem zu haben.“
„Wie geht’s Volker?“
„Mies, wie du dir denken kannst. Der ist total verwirrt, faselt nur Mist zusammen, aber wer weiß, was die mit ihm gemacht haben. Dazu noch ein Bulle, der psychisch labil ist. Super.“ Aber vermutlich war das nicht so schlecht, da sie den so leichter unter Kontrolle brachte und im Notfall konnte sie dem immer noch einen physischen Knacks attestieren. Sie kannte sich bei solchen kaputten Typen aus.
„Wenn ich dir helfen kann, sag Bescheid. Über den Mann nichts. Aber ich bleibe am Ball. Vielleicht noch nicht in der Kartei.“
„Danke Tim, du hilfst mir sehr. Du bist eben mein bester Freund“, säuselte sie.
Nachdenklich blickte sie zum Hauseingang, wartete, aber nichts passierte, so fuhr sie los.
Zuhause las sie die Post, das Schreiben von dem Anwalt und kochte vor Zorn. Nach einer Weile beruhigte sie sich, das war ja nun hinfällig, da diese Gans tot war. Sie rief bei Lothar Rebbin an, der ihr jedoch nichts sagte, der er an eine Schweigepflicht gebunden war, auch ihr gegenüber.
Sandra merkte den aufkeimenden Zorn und sie wollte gerade losbrüllen, konnte sich gerade noch im letzten Moment bremsen.
„Das ist wohl ein blöder, geschmackloser Scherz? Ich bin seine Schwester und wenn ihn dort jemand herausholen kann, dann bin ich es. Die lassen ihn da drinnen verschimmeln und Sie werden sowieso nichts erreichen.“
„Sie überschätzen sich, Frau Larsen, aber ich habe zu arbeiten. Frau Larsen, tun Sie bitte nichts, dass meinen Mandanten schaden könnte, sonst müsste ich gegen Sie vorgehen. Das Schreiben an Sie ist bereits unterwegs.“
„Sie sind ja wohl verrückt geworden. Wissen Sie …“
Er hatte aufgelegt. Sandra warf den Hörer aufgebracht auf die Couch. Sie holte ein Glas Kirschsaft, setzte sich auf einen Stuhl und grübelte. Sie musste mit Volker reden. Der machte anscheinend richtigen Stress. Den musste sie beruhigen und das funktionierte am besten, wenn sie ihn aus dem Knast holte. Ob der diesem Rebbin alles, wirklich alles erzählt hatte? Nein, Volker bluffte nur. Das würde der nie wagen. Sie trank erneut.
Schließlich dieser Briester. Was sollte sie von diesem Kerl halten? Ein Typ, der gut aussah, ein Frauentyp schätzte sie, aber dem Anschein nach depressiv, als sich seine Frau von ihm trennte, oder gab es da noch etwas anderes, dass ihr Tim nicht erzählt hatte? Nein, wenn es wichtig wäre, hätte er ihr das gesagt, soweit kannte sie ihn.
Aufgebracht lief sie hin und her, überlegte, wie sie Volker helfen konnte. Wiederholt klingelte das Telefon, sie sah, dass es ihre Mutter war. Sie ignorierte es. Sie wollte nicht mit der sprechen, sich die blöden Triaden
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