Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
zur Uni, zu der Mutter, zu den Nachbarn und so weiter. Mal sehen, was man da so herausbekommt. Aus den Unterlagen vom Drogendezernat geht nichts Persönliches über ihn hervor.“
Er las die spärlichen Aussagen der Hausbewohner durch. Nur Gutes über Mia Gallert: Sehr hilfsbereit, höflich, ruhig, freundlich, nichts Besonderes.
Er trat zu Kommissar Resser, der wie immer mit ernster Miene zu ihm aufblickte. Irgendwie wirkte der Mann kontinuierlich mürrisch, schlecht gelaunt, schwirrte es ihm durch den Kopf. Dessen schmalen Lippen waren zusammengepresst, die grauen Augen blickten ausdruckslos, gaben ihm durch die buschigen Brauen den Anschein, als wenn die zu klein geraten wären. Sein kantiges Gesicht sah ebenfalls grau aus. Ein Farbton, den die kurzen aschblonden Haare noch verstärkten.
„Holen Sie bitte heute Nachmittag den Tatverdächtigen Volker Larsen her. Er soll sich die Männer ansehen, die mit Drogendelikten vorbelastet sind. Vielleicht findet er den Mann, falls es ihn gibt.“
„Alles Fantasie und verlorene Zeit. Können wir uns sparen. Dieser …“ Er sah seinen Vorgesetzten an und verstummte. „Wird erledigt, Chef.“
„Danke!“
Daniel betrat sein Büro, überlegte, was der Mann wohl für ein Problem hatte.
„Guten Morgen, Chef.“ Lisa Schmitt wirbelte in sein Zimmer. Sie sah aus, als wenn sie ein Schönheitsprogramm absolviert hätte. Geschminkt, Top zurechtgemacht und gestylt. Sie geht bestimmt jeden Tag joggen, dachte er. Das habe ich früher ebenfalls fast täglich absolviert, aber da war Petra … Nein, nicht jetzt, sagte er sich.
„Sie wollten mich sprechen?“
„Wo ist die Aussage von Frau Larsen?“
„Sie war noch nicht hier.“
„Wie bitte?“
Die zuckte nur mit der Schulter. „Hat sich nicht blicken lassen.“
„Fahren Sie bitte mit Herrn Sinner zu der Mutter, Ingrid Larsen und reden mit ihr. Fragen Sie nach der Tochter. Da gibt es massive Probleme. Im Anschluss daran zur Uni. Herr Sinner weiß Bescheid.“
„Mach ich, bis dann.“
Daniel Briester ergriff den Telefonhörer, gab kurze Anweisungen. So nicht, dachte er. Das konnte diese Frau Larsen mit jemand anderen versuchen, aber nicht mit ihm. Kaum hatte er aufgelegt, als sich die Tür öffnete und Kriminaldirektor Keitler sein Zimmer betrat.
„Guten Morgen, Herr Briester. Haben Sie Neuigkeiten im Fall Gallert?“
„Bisher nichts. Wäre ein bisschen früh. Wir haben noch keinen endgül- tigen Bericht der Spusi, der Gerichtsmedizin.“
Claus Keitler setzte sich, sah den neuen Hauptkommissar an. Er war laut Unterlagen ein sehr guter Mann, obwohl er ihn als zu kalt einstufte. Aber vermutlich musste man so sein, wenn man dauernd mit Mördern, Tot- schlägern, Toten zu tun hatte.
„Ich sollte Ihnen einige Informationen geben. Ich bin mit der Familie Larsen befreundet. Heinz Larsen, der Vater der beiden, war mein Schulfreund. Wir haben zusammen die Schule, die Akademie besucht, haben zeitweilig zusammengearbeitet. Nach dessen Tod haben meine Frau und ich uns verstärkt um dessen Frau und die Kinder gekümmert.“
Daniel lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust.
„Haben Sie einen Kaffee?“
Daniel erhob sich, stellte eine Tasse Kaffee ab. „Bitte!“ Unbestimmt hatte er auf einmal ein beklemmendes Gefühl. Er ahnte, dass Herrn Keitler irgendetwas im Schilde führte.
„Ingrid Larsen stand nach dem Tod von Heinz völlig neben sich, hat auf alles geschimpft, dass mit Polizei zu tun hatte. Sie hat ihren Mann sehr geliebt. Die beiden waren ein Herz und eine Seele, große Liebe auch bei ihm, aber für sie war es nicht immer einfach. Das Übliche eben. Er sehr stark engagiert, ständig unterwegs, keine geregelten Arbeitszeiten, wenig Zeit für die Familie. Die Frau zu Hause mit zwei Kindern allein, selten der Mann da und wenn, zum Schlafen. Sandra ist eine sehr starke Persön- lichkeit. Volker kommt mehr nach der Mutter, jedenfalls vom Wesen her. Aber trotzdem ist Sandra nur eine Frau, selbst wenn sie es manchmal überspielt oder es zumindest versucht. Das kann sie bei Fremden hervorragend. Ich kenne sie von Geburt an, mir kann sie nichts vor- machen, versucht es erst gar nicht. Sie will eben jede Situation allein meistern. Sie will von keinem Hilfe annehmen. Wenn sie das absolut nicht umgehen kann, will sie wenigstens die Fäden in der Hand halten.“
Claus machte eine kleine Pause, überlegte, wie viel er erzählen sollte.
„In sehr jungen Jahren hat sie alles das gemacht, dass normalerweise Jungen veranstalten:
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