Daniel Briester - Hass verbindet
nachmittags weg. Er hat ihn kurzer- hand verschrotten lassen, mit Radio, meinen Kassetten, einer Lederjacke und einer Sporttasche mit zwei Tennisschlägern, meiner Kleidung. Dafür hatte ich monatelang in der Gerichtsmedizin für gearbeitet. Ich bekomme von meinen Großeltern Ärger, weil ich ja den teuren Wagen zerstört hätte. Sie fanden, ich hätte diesen Wagen nie verdient und dürfte ihn bezahlen. Ich habe ein Jahr den Wagen abbezahlt, weil den Rest merkwürdigerweise der Mann dazugelegt hat."
"Wieder gelogen, du hast den Wagen von deiner Mami geschenkt be- kommen. Verschrottet hat ihn nachweisbar Erich Briester."
"Doktor Torsten Briester, wo waren Sie an dem Abend?"
"Ich bin gegen halb acht weggefahren. Wir waren in einer Disco, danach war ich mit Sylvie Pizza essen. Wir haben ewig an der Weser gesessen und geredet. Gegen zwei in der Nacht kam ich nach Hause und sah den Schrott. Es hat mich gewundert, wieso er den Wagen blöd stehen gelassen hat und wie es jemand schaffte, idiotisch die Mauer zu treffen. Daniel musste anscheinend mal wieder betrunken gewesen sein, wie schon am Vortag."
"Frau Krüger, Sie haben ja viele Wochen im Krankenhaus verbracht, weil Sie erhebliche Schäden davon getragen haben. Hat Sie der Angeklagte dort besucht?"
"Nein!"
"Ihre damalige Aussage vor den Beamten liegt uns vor. Wie ging es danach weiter?"
"Es geschah nichts. Ich musste nach dem Krankenhausaufenthalt für drei Monate in eine Reha-Klinik, und als ich einigermaßen genesen war, bin ich weggezogen. Ich hatte Angst, dass er es einmal probiert."
"Wer ist er?"
"Heinz. Ich kann es nicht beweisen, aber er war es. Ich lag im Kranken- haus, da bekam ich ein Schreiben, dass man die Untersuchung abge- schlossen habe, weil der Wagen nicht auffindbar sei. Blödsinn. Es gab nicht Tausende von der Sorte. Bevor ich aus Bremen weggezogen bin, habe ich mich mit jemand getroffen, der die Briester´s gut kannte, und habe wegen des Wagens von seinem Sohn nachgefragt und die Frau erzählte mir, der wäre plötzlich weg."
"Wieso sagen Sie jetzt aus und wie viel hat Ihnen Herr Claassen dafür gegeben?"
"Das ist falsch. Herr Wiegand war im Auftrag von Herrn Claassen bei mir. Er hat mich dazu gedrängt, dass ich aussage."
"Herr Claassen, wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass Ihr Auto der Tatwagen war?"
"Es war zwei Tage nach meiner Scheidung von Petra. Der Mann brüllte herum, betitelte mich wie üblich in seinem gehobenen Vokabular. Er nervte. Ich wollte in meine Wohnung fahren, hatte allerdings meine Jacke im Haus vergessen. Ich hinein, da brüllte er gerade meine Mutter an, ich hätte nicht die dumme Kuh umfahren sollen, sondern dich beklopptes Weibsstück. Du kotzt mich an. Hau ab, sonst bringe ich dich um. Entschuldigung, es waren seine Worte. Meine Mutter rannte weinend an mir vorbei, er knallte irgendwo eine Tür zu und ich schnappte meine Jacke und bin weg. Diese Szenen kannte man, waren nichts Besonderes. Erst Wochen später, da war ich bereits in Hamburg, fiel mir dieser Satz ein. Der Auslöser war ein Ebenbild meines damaligen Porsches. Der Wagen sah selbst nach über zehn Jahren wie aus dem Laden aus. An dem Abend rief ich Karsten an und fragte ihn, ob er die Lackpartikel von der Mauer habe. Er lachte mich aus und meinte, er müsste in seinem alten Kinderzimmer nachsehen. Das war fast unverändert geblieben und diente als Gästezimmer für die Enkelkinder. Etwa eine Woche später rief er an und bejahte das."
"Jetzt hat er seine Ex-Frau getötet. Hat sie vorher der alte Kerl gesagt?
Herr Bärlies, wo waren sie in der Zeit vom 15. Bis 27. Juli 1997?"
"Das weiß ich ganz genau, weil das mein erster Auslandsaufenthalt bei der Zeitung war. Ich war mit Doktor Briester und einigen anderen Honoratioren aus Bremen in Japan."
"Ja, ja, Herr Claassen, was er alles gesagt hat? War das per Videokon- ferenz? War es ein paar Wochen später, müssen Sie schnell lügen. Man kann es nicht mehr hören. Warum hatten Sie da Mauerreste und Lack- partikel aufgehoben, Herr Werner?"
"Daniel und ich spielten gern Detektiv. Was wir später beruflich arbeiten wollten, stand seit vielen Jahren fest. Wir waren mitunter zusammen bei Christina und sie hat uns alles Mögliche erklärt. Daniel war öfter da, da ich nicht so viel Zeit hatte, weil ich damals bereits arbeitete. Wir haben das mehr oder weniger automatisch abgekratzt und in einen Gefrier- beutel gesteckt. Torsten hat uns dabei gesehen und gelästert, die Trottel spielen wieder Bullen. Man ihr seid keine
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