Danielle Steel
ilitärflugzeug. Die übrigen Mitglieder der Kommission kamen aus anderen Städten des Landes und würden ihre Reise von anderen Flughäfen aus antreten. Andy küsste Kate und drückte sie fest an sich. Er versprach, sie anzurufen, fürchtete jedoch, dass er nicht allzu häufig die Gelegenheit dazu haben würde.
»Ich schreibe dir«, versicherte er, doch Kate glaubte nicht, dass er überhaupt die Zeit dafür finden würde. Vier endlose, einsame Monate lagen vor ihr. Obwohl sie so lange gezögert hatte, Andy zu heiraten, konnte sie sich nun kaum vorstellen, wie sie einen einzigen Tag ohne ihn aushalten sollte.
Andy küsste Kate und seinen Sohn noch einmal und eilte dann davon, um das Flugzeug nicht zu verpassen. In der Gruppe, die aus New York abreiste, war er der Jüngste. Die Ehefrauen der anderen Männer lächelten Kate verständnisvoll zu. Gemeinsam beobachteten sie, wie die Maschine abhob. Dann wandte Kate sich ab und verließ das Flughafengebäude. Reed war dreieinhalb Monate alt, und er würde sich enorm verändern, bis Andy ihn wieder sah. Kate hatte versprochen, viele Fotos von ihm zu machen.
Der 4. Juli war ein glühend heißer Tag. Seit in ihrer W ohnung eine Klimaanlage installiert worden war, fühlten sich Kate und Reed dort viel wohler. Kate verließ die Wohnung nur selten, denn auch für den Rest des Monats änderte sich das W etter
27 8
kaum. Frühmorgens ging sie mit Reed in den Park und achtete darauf, dass sie spätestens gegen elf wieder zu Hause waren. Erst abends kühlte sich die Luft etwas ab, und in den Straßen wurde es erträglicher. Kate versuchte sich zu beschäftigen, und natürlich hatte sie mit Reed alle Hände voll zu tun. Trotzdem vermisste sie Andy sehr.
Eines Tages, am späten Nachmittag, schob sie Reed im Kinderwagen vor sich her. Sie war mit ihm i m Zoo gewesen und ging nun hinter dem Plaza die 5th Avenue entlang, um einen Blick in die Schaufenster zu werfen. Sie überquerte gerade die Straße, als ihr jemand von der anderen Straßenseite aus entgegengeeilt kam und m it ihr zusammenstieß. Erschrocken hielt sie mitten auf der Fahrbahn inne und schaute nach Reed. Dann blickte sie auf und sah Joe. Kate starrte ihn fassungslos an und brachte kein Wort hervor. So oft hatte sie an ihn gedacht und geglaubt, ihn niemals wieder zu sehen.
»Hallo, Kate.«
Es war, als hätten sie sich erst am Morgen des selben Tages getrennt. Er sah aus wie immer. Nur die Härte, die Kate an jenem letz ten Tag in seinen Z ügen bemerkt hatte, war verschwunden. Sie sah in sein markantes Gesicht und in seine blauen Augen, die sie aufmerksam betrachteten. Es schien fast so, als wollte sein Blick ihr sagen, dass er drei Jahre lang auf diesen Moment gewartet habe. Doch Kate wusste, dies war eine Illusion. Er hätte sie jederzeit anrufen können, aber das hatte er nie getan. Manchmal konnte Joe trotz seiner Schüchternheit unglaublich charmant sein, und das war einer dieser Augenblicke.
Autos hupten, und Joe nahm Kate s Arm und begleitete sie zur nächsten Ecke. Er half ihr mit dem Kinderwagen und lächelte, als er den Säugling darin erblickte.
»Wer ist denn das?«, fragte er amüsiert, denn Reed krähte fröhlich, ganz so, als freute er sich, Joe zu sehen.
27 9
»Mein Sohn Reed«, entgegnete Kate stolz. »Er ist jetzt drei Monate alt.«
»Ein netter kleiner Kerl«, gab Joe nachdenklich zurück und lächelte sie dann zärtlich an. »Er sieht dir ähnlich, Kate. Ich wusste nicht, dass du verheiratet bist, oder bist du’s etwa nicht?« Aus dem M und jedes anderen Mannes wäre diese Frage eine Beleidigung gewesen, doch Joe dachte fortschrittlicher als die meisten. Ein Kind bedeutete für ihn nicht automatisch, dass die Mutter auch verheiratet war.
»Seit fast genau einem Ja hr bin ich verheiratet.«
»Dann hast du ja keine Zeit verschwendet, um endlich ein Kind zu bekommen«, stellte Joe fest, doch das überraschte ihn nicht. Schließlich war es das, was Ka te immer gewollt hatte. Als sie ihn verließ, hatte sie keinen Zweifel daran gelassen. Er hatte sie seit fast drei Jahren nicht gesehen, doch sie hatte sich überhaupt nicht verändert. Sie war sogar noch schöner geworden.
Joe war mittlerweile neununddreißig Jahre alt, doch niemand hätte das vermutet. Mit seinem sandfarbenen Haar, das ihm in die Augen fiel, sah er immer noch wie ein großer Junge aus. Er strich es sich aus der Stirn, so wie er es immer getan hatte. Diese Geste hatte Kate immer gerührt. Tausende Male hatte sie sich nachts,
Weitere Kostenlose Bücher