Danielle Steel
Bett bleiben … Es war wirklich wie im Tr aum,
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als hätten sie sich nie voneinander getrennt. Sie waren in den letzten drei Jahren beide erwachsener geworden. Kate hatte sich durch ihre Ehe und ihr Kind weiterentwickelt. Doch das, was sie mit Joe erlebte, war einzigartig. Ihre Gefühle füreinander waren tiefer, als sie beide begreifen konnten. Es war ein unwiderstehlicher Sog, der sie zueinander hinzog. Sie gehörten einfach zusammen, obwohl sie vollkommen verschieden waren. Sie brauchten nur wenige Worte, wenn sie zusammen waren. Sie mussten und konnten ihre Gefühle nicht erklären.
Reed erwachte schließlich mit einem lauten Schrei. Während Joe unter die Dusche ging, stillte Kate den Kleinen. Dann bereitete sie das Frühstück zu. Joe lächelte hingerissen, als Reed ihn aus seinem Kinderstuhl he raus anlachte. Er hatte am Vormittag eine Sitzung und bekundete sein Bedauern, dass er nun fort müsse. Nur allzu gern hätte er den ganzen Tag mit den beiden verbracht.
»Sehen wir uns zum Lunch? «, fragte er, als er sich erhob und sein Jackett anzog.
»Wo soll das hinführen, Joe?« Kates Besorgnis war offensichtlich. Noch konnten sie damit aufhören. Dieses eine Mal würden sie vergessen können, es war noch nicht zu spät. Kate wusste, dass es an ihr lag, all dem Einhalt zu gebieten, doch sie konnte den Gedanken nicht ertragen, Joe abermals zu verlieren. Tief in ihrem Inneren spürte sie, dass es ohnehin längst zu spät war.
»Ich glaube, mit der Zeit werden wir schon herausfinden, wie es weitergeht, Kate.« Joe hatte die Eigenart, wich tige Dinge, die die Zukunft betrafen, zu verdrängen.
»Das ist gefährlich«, stellte Kate fest. Joe war noch immer so attraktiv wie damals. Kate liebte seine stattliche Figur m it den breiten Schultern, sein ebenmäßiges, kantiges Gesicht, seine Augen, die ihr überallhin folgten, und seinen Gang. Sie fühlte sich regelrecht beschwipst vor Glück. Er war ihr Traum, seit sie
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siebzehn war. Sie hatte nicht die Kraft, dagegen anzukämpfen. Und Joe erging es nicht anders. Von Anfang an hatte Kate ihn fasziniert.
»Das Leben ist immer gefährlich, Kate«, sagte er lächelnd und küsste sie. Sie konnten nicht genug voneinander bekommen. »Sonst würde es sich doch gar nicht lohnen. Das Gute bekommt man nur für einen hohen Preis. Ich hatte immer Angst, für die Dinge, die ich begehre, bezahlen zu müssen.«
Kate zögerte und nickte dann. Sie wollte mit Joe zusammen sein, so lange es möglich war. Es gab keinen Ausweg.
»Ich kümmere mich um einen Babysitter. W o sollen wir uns treffen?«
Joe schlug Le Pavillon vor, eines von Kates Lieblingsrestaurants.
Als Joe gegangen war, gab Kate dem Kleinen noch einm al die Brust und ließ sich dann erschöpft aufs Sofa fa llen. Überall an den Wänden hingen Fotos von ihr und Andy. Eines zeigte sie bei ihrer Hochzeit ein Jahr zuvor. Das Zusammensein mit Joe hatte dazu geführt, dass Andy ihr plötzlich fremd vorkam. Sie liebte ihn zwar, doch noch immer hielt er dem Vergleich mit Joe nicht stand. Jedes Mal, wenn sie Joe begegnete, war sie wie betäubt. Er hatte Recht, das Leben war gefährlich, und Kate spürte, dass es bereits zu spät war, die Gefahr abzuwenden. Aber das Glück, das sie in seiner Gegenwart empfand, war ihr jedes Risiko wert.
Kate legte Reed wieder in die Wiege und rief den Babysitter an. Mittags traf sie sich wie verabre det mit Joe im Le Pavillon. Sie trug ein blassgrünes Seidenkleid und dazu eine Brosche mit Smaragden, die sie vor Jahren von ihrer Mutter bekomm en hatte. Kate war wunderschön. Die Farbe des Kleides unterstrich ihr dunkelrotes Haar. Joe starrte sie an, während sie durch das Lokal ging, so wie er es zehn Jahre zuvor schon einmal getan hatte. Es war nicht ungefährlich, wenn sie sich gem einsam in
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der Öffentlichkeit zeigten, doch sie hatten entschieden, dass ein gemeinsames Mittagessen nicht allzu verdächtig war. Natürlich konnten sie nicht sicher sein, dass sie nicht beobachtet wurden. »Sind Sie nicht Joe Allbright?«, flüsterte Kate, als sie sich neben Joe setzte.
Er grinste. Alles an ihr wa r einfach entzückend: ihre Erscheinung, wie sie es verstand, ihn auf den Arm zu nehmen, ihr Duft, ihre graziösen Bewegungen und ihre natürliche Art. Sie schien nicht einmal zu ahnen, welche Ausstrahlung sie besaß. Kate und Joe waren ein außergewöhnliches Paar, sie passten perfekt zueinander. So war es v om ersten Augenblick an gewesen.
»Wie wär’s mit einem Rundflug am
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