Danielle Steel
nicht zurückdrehen. Sie hatte sich die Kinder so gewünscht … Und nun hatte sie nichts Besseres zu tun, als Joe in die Flucht zu schlagen. Sie konnte noch nicht einmal sagen, warum sie sich immerzu so abscheulich verhielt. Es gab niemanden, mit dem s ie darüber hätte sprechen können. Vor sechs Monaten war sie in ein finsteres Loch gefallen und fand nicht mehr hinaus. Niemand konnte sie retten. Kate wusste, dass es ihr selbst gelingen musste, doch sie hatte keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte.
Am nächsten Tag kehrte Joe in die Wohnung zurück. Er wollte jedoch nur seine Tasche für die Reise nach Los Angeles packen. Kate geriet in Panik.
Joe verhielt sich kühl und unnatürlich beherrscht. »Ich rufe dich dann an, Kate.« Mehr wusste er nicht zu sagen.
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Kate wusste, dass sie ihm ihre Liebe nicht zeigen konnte. Sie hatte so schreckliche Dinge zu ihm gesagt. Und Joe begann sich zu fragen, ob sie jem als wieder zueinander finden würden. Sie hatte ihm die Schuld an allem gegeben, und er wollte nichts weiter als einfach verschwinden. Er war vollkommen ausgelaugt und hatte sich noch nie in seinem Leben so elend gefühlt. Einen Monat lang blieb Joe in Los Angeles und leitete die Firma von dort aus. Wenn es notwendig war, flog Hazel an die Westküste, um ihn dort zu unterstützen. Erst kurz vor Thanksgiving kehrte Joe nach Hause zurück. Leise öffnete er die Wohnungstür und war überrascht, als Reed sich sofort in seine Arme warf.
»Joe! Du bist wieder da!«
Auch Joe freute sich, den Jungen wieder zu sehen. Er liebte die Kinder, und in diesen Tagen fiel es ihm besonders schw er, sich von ihnen zu trennen. Er hatte sie in den letzten Wochen sehr vermisst.
»Du hast mir gefehlt, Großer«, entgegnete Joe mit einem breiten Grinsen.
Auch Kate hatte er vermisst, viel mehr als er erwartet hatte. Seine Sehnsucht hatte ihn nach Hause getrieben.
»Wo ist eure Mutte r?«
»Die ist ausgegangen. Ins Kino, mit Freunden. Sie ist jetzt dauernd weg.« Reed war fünf Jahre alt, und er hielt Joe für den Größten. Er m ochte es nicht, w enn Joe auf Reisen war. Außerdem weinte seine Mutter dann sehr oft. So war es jedenfalls lange Zeit gewesen. Stevie war erst drei und schlief bereits, als Joe eintraf.
Als Kate nach Hause kam, war sie überrascht, dass Joe bereits da war. Sie sah entspannt aus. Vorsichtig nah m Joe sie in die Arme. Nie wusste er, wann sie zu m nächsten Angriff übergehen würde. Wenn er fort war, telefonierten sie nur selten miteinander.
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»Ich habe dich vermisst«, sagte er aufrichtig.
»Ich dich auch«, entgegnete Kate, klammerte sich an ihn und begann zu weinen. Es war, als ob sie allmählich wieder die Alte würde.
»Ich habe dich schon vermisst, bevor ich fortging«, fügte Joe hinzu.
Kate wusste, woran er d achte. »Ich weiß nicht, was mit mir los war … offenbar hat mich das alle s doch mehr mitgenommen, als ich dachte.« Sie hatte wirklich Schlimmes hinter sich. Es war einfach zu viel gewesen. Hinzu kam, dass Elizabeth nichts unversucht gelassen hatte, um ihre Tochter gegen Joe aufzuwiegeln. Joe wäre es am liebsten gewesen, wenn Kate den Kontakt mit ihrer Mutter eingestellt hätte, doch das konnte er natürlich nicht verlangen.
Kate ging es tatsächlich besser, und beide entspannten sich allmählich. Über die Feiertage würden sie zu Hause bleiben und nicht wie jedes Jahr zu Kates Eltern nach Boston fahren. Joe war erleichtert, denn er f and die Vorstellung eine s Fam ilientreffens unerträglich. Er verlor jedoch kein Wort darüber. Er gab Kate lediglich zu verstehen, dass er es für besser hielte, wenn sie in diesem Jahr zu Hause bliebe n. Zu seiner grenzenlosen Erleichterung war Kate sofort einverstanden. Aber das Glück war nicht auf ihrer Seite. Drei Tage vor Thanksgiving erhielt Joe ein Telegramm aus Japan. Dort war es zu ernsthaften Schwierigkeiten gekommen, und Joes Anwesenheit war unbedingt erforderlich. Ihm stand zwar überhaupt nicht der Sinn danach, aber um der zukünftigen Geschäftsbeziehungen m it Japan willen hatte er keine W ahl. Es fiel ihm sehr schwer, Kate davon in Kenntnis zu setzen.
Sie war entsetzt. »Warum sagst du ihnen nicht einfach, dass hier ein Feiertag ist? Es ist wi chtig für die Kinder, Joe, dass wir zusammen feiern.« Sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen. Aber beide bemühten sich darum, einen Streit zu verm eiden, da
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die letzten Tage äußerst harmonisch verlaufen waren.
»Aber meine Firma ist auch wichtig, Kate«,
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