Danielle Steel
schmückten ihn. Zum ersten Mal seit langer Zeit war Kate fröhlich wie in a lten Tag en, ihre lebh afte Art war zurückgekeh rt. Das vergangene Jahr war für sie nicht leicht gewesen, doch endlich sch ien sie sich von den Strapazen erholt zu haben. Joe sah Licht am Ende des Tunnels, und das erfüllte ihn mit großer Freude. Denn auch er hatte unsäglich unter der Situation gelitten.
Drei Tage vor Weihnachten wurde er nach Los Angeles gerufen. Es schien keine größeren Probleme zu geben, und durch einige Besprechungen würde die Angelegenheit gewiss innerhalb eines Tages erledigt werden können. Anschließend würde er sofort nach Hause zurückkehren. Er versprach, spätestens an Heiligabend zurück zu sein. Kate nahm es gleichmütig auf . Vielleicht ha tte sie sich endlich an sein Kommen und Gehen gewöhnt. Und Los Angeles lag schließlich nicht so weit entfernt. Sie war entspannt und freundlich, als Joe aufbrach, und zum ers ten Mal fühlte er sich nicht schuldig dabei. Am selben Morgen waren sie s ich sog ar wieder näher gekommen …
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In Los Angeles liefen die Dinge tatsächlich völlig reibungslos. Doch in New York sah es ganz anders aus. Seit Joes Abreise hatte es ununterbrochen geschneit, und an Heiligabend tobte morgens ein schlimmer Schneesturm. Joe vertraute noch immer darauf, dass er in New York landen konnte und mit ein bisschen Glück rechtzeitig zu Hause sein w ürde. Doch dann wurde der Flughafen geschlossen, und sein Flug wurde wenige Minuten vor dem Start abgesagt. Das Flugzeug rollte zurück zum Flugsteig. Joe konnte nichts tun, er steckte fest.
Er rief Kate an, und sie nahm die Nachricht ohne Klagen hin. In New York war der gesamte Verkehr zum Erliegen gekommen. Im Central Park la g mehr als ein halber Meter Neuschnee.
»Ist schon gut, Liebling, ich verstehe«, sagte Kate, und Joe war sehr er leichtert. Schließlich ko nnte er das W etter nicht ändern, und Kate wollte auf keinen Fall, dass er sein Leben riskierte, um nach Hause zu gelangen. Er müsste in Chicago oder Minneapolis landen und von dort aus einen Zug nehmen. Das hatte wirklich keinen Sinn. Kate versprach, den Kindern alles zu erklären. Die drei verlebten auch ohne Joe ein schönes Weihnachtsfest. Als Kate später darüber nachdachte, stellte sie fest, dass Joe in den drei Jahren, in denen sie jetzt miteinander verheiratet waren, an zwei von drei Weihnachtsfesten nicht zu Hause gewesen war. Als sie ihren Eltern am Telefon sagte, dass Joe in Los Angeles feststecke, sagte ih re Mutter nur: »Natürlich.« Das war bitter. Immerzu brachte Kate für Joe Entschuldigungen vor, erklärte, warum er zu wichtigen Anlässen nicht daheim war. Manchm al fragte sie sich, ob er es b ewusst vermied, an Feiertagen oder während der Ferien zu Hause zu sein, weil gerade dies e Familienfeste ihn an sein e Kindheit erinnerten. Aber das spielte im Grunde gar keine Rolle. Kate war jedes Mal aufs Neue verletzt, wenn er es nicht rechtzeitig nach Hause schaffte. Es war vollkommen gleichgültig, wie sehr er sich auch bemühte. Der Einzige, den all dies nicht
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beeindruckte, war Reed. Joe konnte gar nichts falsch machen, Reed liebte ihn abgöttisch.
Joe nutzte die Zeit in Los Ange les, um zu arbeiten. Zu Silvester kehrte er schließlich nach Hause zurück. Sie hatten geplant, mit Freunden auszugehen, doch als Kate bemerkte, wie erschöpft er war, sagte sie die Verabredung ab. Sie gingen früh zu Bett. Sie konnte nicht verlangen, dass er sich auf der Stelle schick anzog und mit ihr die Nacht durchfeierte. Das war ihr Schicksal. Alles drehte sich um Joe und seine Geschäftstermine. Er war oft unfähig, Vereinbarungen einzuhalten. Kate beklagte sich nicht mehr, doch die Enttäuschungen hinterließen ihre Spuren.
Sie feierten gemeinsam ihren Hochzeitstag, und dann begann alles wieder von vorn. Joe war beinahe den ganzen Januar über fort, und während der folgenden vier Monate war er genau zwei Wochen zu Hause. Nur manchmal beschwerte Kate sich darüber, und als sie im Juni nach zählte, stellte sie fest, dass sie während eines halben Jahres drei Wochen mit Joe verbracht hatte. Er lief vor ihr da von. Es war einfach nicht nachvollziehbar, dass jemand so viel unterwegs sein musste. Sie versuchte, mit ihm darüber zu sp rechen, und sofort stellten sich bei Joe die üblichen Schuldgefühle ein. Er konnte es Kate einfach nicht recht machen. Es schien unmöglich zu sein, ihre Wünsche und die geschäftlichen Erfordernisse in Einklang zu bringen. Im Grunde
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