Danielle Steel
Gesprächs war. Sie beide hatten sich in den Briefen immer mehr geöffnet, und nun war es ein merkwürdiges Gefühl, mit Joe zu sprechen.
»Mir geht es wirklich bestens! Morgen fahre ich nach Hause. Eigentlich hatte ich d amit gerechnet, dass meine Mu tter am Apparat ist … Ich werde das ganze Wochenende über bei meinen Eltern verbringen.« Das hatte sie ihm zwar bereits geschrieben, aber sie wollte ke ine Gesprächspause entstehen lassen.
»Ich weiß.« Joe war ebenso nervö s wie Kate. Trotz sein er Bemühungen, ihr gegenüber unbefangen aufzutreten, fühlte er sich unbeholfen wie ein kleiner Junge. »Was halten Sie denn davon, mit mir zum Dinner auszugehen? « Er hielt den Atem an, während er auf ihre Antwort wartete.
»Dinner?« Kate war vollkommen durcheinander. »Wo denn? Und wann? Komm en Sie denn aus Kalifornien hierher?« »Ich bin schon da. Es hat sich in letzter Minute so ergeben. Charles ist hier, und ich brauche seinen Rat in einer wich tigen Angelegenheit. Ich treffe ihn heute Abend, aber am Wochenende könnte ich mir für einen Tag freinehmen und Sie von New York aus besuchen.« In Wirklichkeit hätte er auch auf Charles’ Rückkehr nach Kalifornien warten können, doch er war
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auf der Suche nach einem Vorwand für eine Reise in den Osten gewesen und hatte ihn schließlich gefunden. Er redete sich ein, dass er sich lediglich mit einer Freundin treffen wolle. Wenn sie keine Zeit hatte, würde er eben nach Kalifornien zurückfliegen. Mit der unvermittelten Ankündigung wollte er Kate überraschen und dazu bringen zuzusagen. Das war ein durchaus kluger Schachzug gewesen, den er jedoch gar nicht nötig hatte. Kate war ohnehin begeistert von sein em Vorschlag. Je tzt bemühte sie sich darum, ihrer Stimm e einen ruhigen Klang zu verleihen. »Ich würde Sie sehr gern wieder sehen. Wann wollen Sie denn kommen?« Sie verstand es vorzüglich, ihre Freude zu verbergen. Beide spielten ihre Rollen perfekt und verstanden diese Situation durchaus als Herausforderung. Es war für beide ein unbekanntes Spiel. Noch nie hatte sich ein erwachsener Mann für Kate interessiert, und Joe hatte noch nie zuvor jemandem s o intensive Gefühle entgegengebracht.
»Ich kann, wann immer es Ihnen passt.« Joes Stimme klang jetzt unbefangen.
Kate dachte einen Augenblick lang nach. Vielleicht passte es ihrer Mu tter nicht, aber Clarke war sich er begeistert, also riskierte sie es. »Hätten Sie nicht Lust, an Thanksgiving zu uns zu kommen?« Sie hielt den Atem an.
Am anderen Ende der L eitung herrschte zunächst Schweigen. Als Joe schließlich antwortete, klang er skeptisch. »Glauben Sie denn, dass Ihren Eltern das recht wäre?« Er wollte die Jam isons auf keinen Fall in Verlegenheit bringen. Andererseits verspürte er große Lust, mit Kate Thanksgiving zu feiern. Nor malerweise verbrachte er solche Tag e alle in, und auch für dieses Jahr hatte er noch keine Pläne.
»Ganz bestimmt!«, versicherte Kate und betete im Stillen, dass ihre Mutter angesichts des unvorhergesehenen Gastes nicht allzu ungehalten sein würde. Aber schließlich waren auch andere Leute eingeladen, und trotz Joes zurückhaltenden Wesens wäre
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er beim Dinner sicher eine Bereicherung. »Möchten Sie denn kommen?«
»Ja, sehr gern! Am Donnerstagmorgen könnte ich einen Flug bekommen. Wann essen Sie denn zu Abend?«
Kate wusste, dass die Gäste für fünf Uhr nachmittags eingeladen worden waren und dass man gegen sieben Uhr essen würde. »Die anderen werden um fünf erwartet, aber Sie können auch früher kommen.«
»Fünf Uhr ist wunderbar«, gab Joe zurück. Er wäre auch um sechs Uhr morgens gekommen, wenn Kate ihn darum ge beten hätte! Er sehnte sich danach, sie wieder zu sehen. »Ist es denn ein formelles Essen?«, fragte er plötzlich ne rvös. Er wollte nicht im Anzug erscheinen, wenn alle anderen einen S moking trugen. Wenn ein Smoking angebracht war, würde er sich einen von Charles leihen.
»Nein, mein Vater trägt normalerweise einen dunklen Anzug, der allerdings ein bisschen spießig ist. Sie können anziehen, was immer Sie wollen.«
»Großartig, dann komme ich in m einem Fliege ranzug?«, witzelte Joe, und Kate lachte. »Das würde ich zu gern sehen!« »Vielleicht können wir ja am Wochenende zu dritt einen kleinen Ausflug machen …«
»Aber kein Wort darüber zu meiner Mutter! Sie bricht über dem Truthahn zusammen und wirft Sie während des Essens aus dem Haus.«
»Von mir erfährt sie nichts. Also dann, bis
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