Danielle Steel
wenn ein älterer Mann einen umwarb. Irgendetwas an Joe Allbright beunruhigte sie. Er war so unnahbar und zurückhaltend und verfügte gleichzeitig über eine besondere Ausstrahlung. Er gehörte zu jenen Männern, die auf den zweiten Blick geradezu überwältigend waren. Kate hatte einfach noch nicht genügend Erfahrung und war einem solchen Abenteuer sicherlich nicht gewachsen. »Es stört mich nicht, wenn er zum Dinner komm t«, sagte sie ehrlich. »Aber es würde m ir gar nicht gefallen, wenn er an dir interessiert wäre, Kate. Er is t viel älter als du u nd sicher n icht der Mann, in den du dich meiner Meinung nach verlieben solltest.« Doch was wollte sie machen? In wen verliebte man sich und in wen nicht? Dies e Dinge konnte man unmöglich kontrollieren!
Kate nickte nur. »Ich bin nicht in ihn verliebt. Er kommt einfach zum Truthahnessen.«
»Manchmal entwickeln sich die Dinge erst noch. Man ist befreundet, wird sich immer vertrauter …«, deutete Elizabeth an.
»Er lebt doch in Kalifornien«, gab Kate besänftigend zurück. »Ich gebe zu, dass mich das beruhigt. In Ordnung, ich sag’s
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deinem Vat er. Mir gefällt es zwar nicht, abe r er wird begeistert sein. Doch ich schwöre dir, wenn Mr. Allbright auf die Idee kommt, deinen Vater in einem seiner gefährlichen Flugzeuge mitzunehmen, werde ich Arsen in sein Essen geben. Das kannst du ihm ruhig sagen!«
»Danke, Mom.« Kate schenkte ihrer Mutter ein Lächeln un d schlenderte gleichmütig aus der Küche.
»Ich dachte, du wolltes t m ir helfen!«
»Ich muss für Montag noch eine Arbeit schreiben. Dam it fange ich besser schon mal an«, rief Kate über die Schulter. Elizabeth hatte den Ausdruck in den Augen ihrer Tochter wahrgenommen, als sie eingewillig t hatte. Einst hatte sie selbst diesen Ausdruck in den Augen gehabt, als ein Freund ihres Vaters ihr heimlich den Hof gemacht und ihr das Herz gebrochen hatte. Glücklicherweise waren ihre Eltern d ahinter gekommen und eingeschritten, bevor Schlimmeres geschehen war. Wenige Wochen später hatte Elizabeth Kates Vater k ennen gelernt. Jetzt war sie wegen des Besuchs von Joe Allbright sehr besorgt.
Später am Abend sprach sie im Schlafzimmer m it Clarke darüber. Sie erzählte ihm, dass Joe zum Dinner kommen würde, doch Clarke teilte ihre Befürchtungen nicht.
»Er kommt doch nur zum Esse n, Elizabeth. Er ist ein interessanter Mann und nicht so dumm, hinter einem achtzehnjährigen Mädchen herzulaufen. Außerdem ist er ein attraktiver Typ. Der kann jede Frau haben.«
»Ich glaube, du bist ein wenig naiv! Kate ist ein wunderschönes Mädchen, und sie ist fasziniert von ihm. Er ist eine romantische Gestalt. Die Hälfte aller Frauen in diesem Land würden hinter Charles Lindbergh herlaufen, wenn sich ihnen die Möglichkeit dazu böte. Bestimmt haben schon einige versucht, ihn sich zu angeln. Mr. Allbright ist genauso geheimnisvoll und hat die gleiche Ausstrahlung. Seine
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Zurückhaltung und die Tatsache, dass er Pilot ist, machen aus ihm für jedes junge Mädchen einen Helden.«
»Befürchtest du denn, dass Kate m ehr für ihn empfindet?« Clarke schaute seine Frau entsetzt an. Imm erhin war Kate ein intelligentes Mädchen, doch ihre M utter schien nicht darauf zu vertrauen.
»Vielleicht. Aber im Gr unde bin ich eher darüber beunruhigt, dass er vielleicht ein Auge auf sie geworfen hat. Warum hat er denn sie angerufen? Er hätte s ich doch genauso gut bei dir im Büro melden können.«
»Ja, schon, aber Kate ist nun mal viel hübscher als ich. Außerdem i st sie klug, und Mr. Allbright macht wirklich den Eindruck, als wäre er ein sehr anständiger Kerl.«
»Und was soll werden, wenn sie sich ineinander verlieben?« »Es gibt Schlimmeres. Er ist schließlich nicht verheiratet und durchaus ehrenwert. Sehr ehrenwert, wenn du mich fragst. Er hat eine Arbeit. Zugegeben, er ist kein Banker aus Boston. Aber vielleicht he iratet Kate eines Tages einen Mann, der weder Arzt noch Anwalt noch Banker ist. Damit müssen wir rechnen, nicht wahr? S ie könnte in Harvard genauso gut einen orientalischen oder indischen Prinzen kennen lernen, sogar einen Franzosen oder, schlimmer noch, einen Deutschen und sich entschließen, irgendwo auf der Welt zu leben. Wir können sie nicht für immer hier einsperren. Wenn Joe Allbright tatsächlich derjenig e sein sollte, wenn er sie glücklich macht und gut zu ihr ist … ich könnte damit leben. Er ist ein anständiger Mann, Elizabeth, und, ehrlich gesagt, ich glaube nicht,
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