Danielle Steel
müssen sehr behutsam mit ihr um gehen. Schaffen Sie ihr ein Heim! Wenn Sie gut zu ihr sind, wird sie Sie reich belohnen, Joe. Doch Sie müssen über ihre Situation Bescheid wissen. Sie bedarf all Ihrer Fürsorge. Kate ist eine ideale Partnerin, und sie wird alles für Sie tun. Und ich bin sicher, dass Sie alles richtig m achen, jetzt, da Sie wissen, was sie erlebt hat.«
Joe starrte eine Weile schweigend vor sich hin und dachte über Clarkes W orte nach. Es war n icht leicht zu verdauen, was er an diesem Somm ertag nach zwei Gläsern Bier und zwei Gläsern Gin zu hören bekam. Doch Clarke hatte Recht. Dieses Ereignis bildete einen wichtigen Teil von Kate, und es erklärte vieles, zum Beispiel ihre Angst, wenn er sie verließ. Sie hatte nie darüber gesprochen, doch jedes Mal, wenn er sich von ihr trennte, konnte er es in ihren Augen lesen. Manchmal hatte ihn dieser verstörte Ausdruck irritiert. Er empfand dann jenes Gefühl der Enge, das er sein ganzes Leben lang gefürchtet hatte. »Was erwarten Sie jetzt von mir, Clarke?«, fragte Joe schließlich.
»Ich finde, Sie sollten sie heiraten, Joe. Sie müssen nicht Liz’ Auflagen erfüllen, wenn Sie nicht wollen. Liz hat natürlich ebenfalls in ers ter Linie Kates Wohl im Auge. Aber sie will
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auch Aufsehen erregen, m it einem großen Fest und dergleichen. Ich will lediglich, dass Kate ein Heim hat. Sie verdient es, Joe, mehr als die meisten anderen. Ihr Vater nahm ihr e twas, das niemand von uns ihr je zurückgeben kann. Sie könnten es - wenigstens zum Teil – ausgleiche n. Ich möchte, dass Kate sich sicher fühlt, dass Sie für sie da sind.«
»Und was ist mit mir?«, hätte Joe am liebsten gerufen. Vor nichts fürchtete er sich so sehr wie vor einer Ehe. Schon bei dem Gedanken daran fühlte er sich in einen Käfig gesperrt, wie in der Falle. Es spielte gar keine Rolle, wie sehr er Kate liebte – und das tat er. Die Ehe selbst stellte eine Bedrohung für ihn dar. Clarke konnte sich das wahrscheinlich gar nicht vorstellen. »Ich weiß nicht, ob ich dazu im stande bin«, bekannte Joe endlich, und der Gin war ihm bei diesem Geständnis eine enorme Hilfe.
»Warum denn nicht? «
»Die Ehe kommt mir vor wie eine Falle. W ie eine Schlinge um meinen Hals. Meine Eltern starben und überließen mich Menschen, die sich kein Stück für mich interessierten. Sie w aren gemein zu mir, und immer, wenn ich auch nur an eine Fam ilie denke, würde ich am liebsten davonlaufen.«
»Kate wird gut zu Ihnen sein, Joe. Ich kenne sie. Sie ist ein wunderbares Mädchen, und sie liebt Sie mehr als ihr eigenes Leben.«
»Auch davor habe ich Angst«, gab Joe offen zu. »Ich kann es nicht ertragen, so sehr geliebt zu werden.«
Clarke beobachtete Joes angstvollen Gesichtsausdruck. Erst jetzt wurde ihm der Ernst der Lage bewusst.
»Ich bin nicht sicher, ob ich Kate die Liebe geben kann, die sie braucht und sich wünscht. Ich will sie nicht enttäuschen, Clarke, oder sie gar im Stich lassen. Be i ihr zu versagen, das könnte ich nicht aushalten. Ich lieb e sie viel zu sehr, als dass ich ihr so etwas antun könnte.«
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»Wir alle versagen von Zeit zu Zeit. Und wir lernen daraus. Kate tut Ihnen gut. Ihr werdet voneinander lernen, auch wenn es manchmal schmerzt. Liebe heilt viele Wunden. Ich weiß das aus meiner Beziehung zu Liz.«
Über Elizabeths gute Seiten hatte Joe noch nie nachgedacht, doch er glaubte Clarkes Worten gern.
»Wenn Sie nicht zulassen, dass jemand Sie liebt, Joe, werden Sie eines Tages ein sehr einsamer Mann sein. Das ist ein hoher Preis für Ihre Freiheit.«
»Kann sein«, entgegnete Joe unverbindlich und starrte in sein Glas.
»Ihr braucht einander, Joe. Kate braucht Ihre Kraft und das Wissen, dass Sie nicht vor ihr davonlaufen. Sie muss spüren, dass Sie sie genug lieben, um sie zu heiraten. Und Sie brauchen Kates Stärke und ihre Wärme. Wenn m an allein ist, kann es dort draußen sehr kalt werden. Nachdem meine Frau gestorben war, war ich lang e Zeit allein. Es ist ein traurig es Leben. Mit einem Mädchen wie Kate an Ihrer Seite kann Ihnen nichts passieren. Wenn Sie es nur zulassen … Sie werden sicherlich Dispute austragen, doch Kate wird Ihnen nicht das Herz brechen. Sie sind viel stärker, als Sie glauben, Joe! Außerdem sind Sie doch kein Kind mehr. Niemand kann Ihnen noch einmal antun, was Ihre Verwandten Ihnen zugefügt haben. Das gehört der Vergangenheit an. Lassen Sie doch nicht zu, dass die Vergangenheit über Ihr Leben bestimmt!«
»Aber
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