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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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krank gewesen? Oder hatte sie je davon gehört, dass der Krieg zwischen England und Fra nkreich kaum beendet war, als die sogenannten Rosenkriege das englische Königreich erschütterten?
    Richard Plantagenet sammelte 1455 seine Getreuen unter dem Zeichen der weißen Rose gegen den Herzog von Somer set, welcher mit der roten Rose für König Heinrich VI. siegen wollte. Irland geriet erneut ins Blickfeld englischer Politik, als es in der Folge machtpolitischer Auseinandersetzungen in England zu einer Art Nebenkriegsschauplatz wurde. Sowohl das Haus York als auch das Haus Lancaster erfreuten sich nämlich der Unterstützung der großen anglo-normannischen Familien Irlands. Beide Zweige der FitzGeralds, die von Desmond und Kildare, waren Anhänger Yorks, die Butlers von Ormond hingegen Verbündete des Hauses Lancaster.
    Es folgte eine ausführliche Darstellung des nahezu grotesken und vor allem blutigen Gerangels während der Rosenkriege. Suse überflog das ermüdende Hin und Her zwischen den Butlers und den beiden FitzGeralds im Kampf um den Titel des Gouverneurs von Irland. Viel mehr interessierte sie nämlich, was aus Robert de Vieuxchamps nach dem Tod seines Vaters geworden war.
    Nachdem die verwitwete Cecily de Vieuxchamps ihren Besitz an die Normannen verloren hatte, folgte sie ihrem Bruder auf dessen Güter nach England. Der verheiratete sie umgehend mit einem Ritter aus dem Gefolge von Richard Plantagenet, während der junge Robert de Vieuxchamps im Haus des Herzogs von York erzogen wurde. Als Richard Plantagenet und sein jüngerer Sohn Edmund 1460 ermordet wurden, Heinrich VI. wenig später besiegt und Richards ältester Sohn als Edward IV. zum neuen König von England gekrönt wurde, war Robert zu einem stattlichen Ritter herangewachsen. Edward setzte Thomas FitzGerald, den Grafen von Desmond, als Generalstatthalter über Irland ein und sandte Robert de Vieuxchamps auf die Insel mit dem Befehl, sich eine Tochter aus dem Hause FitzGerald zur Frau zu nehmen.
    Um seinen Einfluss zu festigen und die Grenzen seiner im Südwesten Irlands gelegenen Besitzungen gegen die nördlichen Herrschaftsbereiche zu sichern, vermachte der Graf von Desmond Robert de Vieuxchamps nicht nur eine Nichte, sondern gab ihm obendrein im Norden gelegene Ländereien zum Lehen.
    Desmonds Besitzungen befanden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu kelt-irischen Clans, was im Laufe der Zeit sowohl zu ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen als auch zu zahlreichen familiären Bindungen führte. So vollzog sich allmählich eine ganz natürliche Entwicklung: Iren, Anglo-Normannen und Anglo-Iren veränderten die Grenzen zwischen ihren Herrschaftsbereichen durch Mischehen. Die inner-irischen Abgrenzungen fielen nicht bloß geografisch, sondern ebenfalls genealogisch – und schließlich sogar in den Köpfen. Letztlich beeinflusste die kelt-irische Kultur die Lebensweise der Desmonds derart, dass sich beispielsweise das gälische Sean Garraí gegenüber dem englischen Oldfield als Name für den Herrschaftssitz der Vieuxchamps’ durchsetzte.
    Die anglo-irische Opposition im Osten der Insel jedoch betrachtete diese Gälisierung mit tiefem Misstrauen, was letztendlich darin gipfelte, dass Thomas FitzGerald 1468 des Hochverrats – nämlich der Verletzung der Statuten von Kilkenny – angeklagt wurde. Gegen diese war seit ihrer Verabschiedung im Jahr 1366 tausendfach verstoßen worden, ohne dass die Dubliner Administration je eingegriffen hätte, und auch nach der Hinrichtung FitzGeralds ging das Leben auf Sean Garraí unbeeindruckt davon weiter. Man verheiratete seine Kinder mit denen der Nachbarn, um Machtpositionen zu festigen, Streit beizulegen und manchmal sogar der Liebe wegen und scherte sich bei der Wahl der Schwiegerkinder nicht um deren Herkunft, solange es einen Vorteil für beide Seiten brachte. Und daran änderten weder der Treueid, den sie hundert Jahre später Königin Elisabeth I. leisten mussten, um im Gegenzug ihren Besitz als englisches Lehen zurückzuerhalten, noch die „Bepflanzung“, Plantation , der Provinz Munster mit englischen Siedlern oder das Gemetzel von Oliver Cromwell an den Katholiken Mitte des siebzehnten Jahrhunderts etwas.
    Cromwell konfiszierte das Land von Sean Garraí und gab es einem seiner Offiziere, den er für seine Verdienste außerdem in den erblichen Grafenstand erhob. Ungeachtet seiner blutigen Vergangenheit lebte der neue Earl of Oldfield von da an friedlich mit seinen katholischen Pächtern und

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