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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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vermisste?
    Andererseits … jetzt, wo sie schon mal da war …
    Und den Schlüssel in der Hand hielt …
    Sie wusste ja nicht mal, wohin er gehörte!
    Da trippelte sie bereits zur soeben entdeckten Geheimtür, den Bücherstapel unters Kinn geklemmt. Sie wunderte sich nicht, dass der Schlüssel wirklich in das Schloss passte. Lautlos drehte sie ihn um, worauf sich die Tür von alleine öffnete, und schlüpfte, noch ehe sie überhaupt darüber nachdenken konnte, was sie da tat, durch den schmalen Spalt.
    Einen Wimpernschlag später flog die Tür zur Bibliothek auf.
    Aus! Sie war erledigt!
    Mindestens ebenso wie Clausings Erscheinen erschreckte sie die plötzliche Dunkelheit, die sie hinter der Tür verschluckte. Für Sekunden verharrte sie reglos auf dem Treppenabsatz, während sie Augen und Ohren anstrengte. Clausings p olternde Schritte waren jetzt deutlich zu hören, als kämen sie direkt auf sie zu. Ihr stockte der Atem. Dann allerdings hörte sie ihn aufgebracht reden. Offenbar telefonierte er, da er immer wieder in seiner Rede innehielt, Suse jedoch keine zweite Stimme vernehmen konnte. Von seinen Worten war kaum etwas zu verstehen. Sie war nicht einmal sicher, ob er überhaupt Deutsch redete. Englisch?
    Sie vernahm das Klirren von Glas. Typisch! Das durfte ja nicht fehlen! Alter Schluckspecht! Das war das sicherste Indiz dafür, dass er sich länger in der Bibliothek aufzuhalten gedachte. Wenn er es sich erst einmal auf diese Weise gemütlich gemacht hatte, war er vor dem Abendessen nicht wieder aus diesem Raum hervorzulocken.
    Suse holte tief Luft und straffte die Schultern. Worauf wartete sie also noch? Sie konnte unmöglich zurück. Ihr Anblick würde ihn wahrscheinlich in eine Bestie verwandeln.
    Halt suchend tastete ihre freie Hand über die unverputzten Wände. Das einzige Licht drang durch kaum handbreite Öffnungen, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit Schießscharten hatten. Der Höhlung der Fenster nach zu urteilen, war das Gemäuer fast einen Meter dick! Sollte dieser Teil des Schlosses allen Ernstes aus der Zeit stammen, als sich seine Bewohner mit Pfeil und Bogen ihrer Feinde erwehren mussten? Sie hatte die Gebäude schon Dutzende Male umrundet und sich deshalb eingebildet, jeden Winkel zu kennen, dennoch konnte sie sich nicht erinnern, von außen je diese Steine gesehen zu haben. Vermutlich war das Haus in seiner jetzigen Gestalt auf den Mauern und rund um diesen uralten Teil der Burg errichtet worden, der in der Chronik von Sean Garraí ausführlich beschrieben war.
    Sie zuckte zurück, als ihr Blick auf ein kunstvolles Spinnennetz fiel, welches sich zwischen Wand und Decke spannte. Sein Architekt war entweder in die ewigen Jagdgründe eingegangen oder aber auf Reisen, denn das Netz war wenig appetitlich mit einigen mumifizierten Fliegen und Motten geschmückt.
    Als sich ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, erkannte sie vor sich die Stufen einer schmalen Wendeltreppe aus Naturstein, die aus der finsteren Tiefe des Kellers nach oben führte. Suse schauderte es. Da ihr der Sinn keineswegs nach unliebsamer Bekanntschaft eines weiteren düsteren Bewohners des Hauses stand, stieg sie nach oben, eine Hand an das dünne Eisengeländer geklammert, in der Hoffnung sich nicht hilflos zu verirren. Mehrmals stolperte sie über die ungewöhnlich hohen, völlig schief gelatschten Stufen. Wie viele schwere Stiefel mussten nach oben und unten gelaufen sein, bis die Steinplatten derart ausgetreten waren?
    Bei jedem weiteren Schritt war ihr, als könnte sie die Jahrhunderte spüren, während derer anglo-normannische Eroberer, gälische Fürsten und englische Soldaten in diesen Mauern zugebracht hatten, bis sie alle in den heute hier lebenden Iren aufgegangen waren. Sie hörte ihre Stimmen, ihre Musik, das Klirren von Schwertern und das Donnern der Kanonen, Kinderlachen und das Weinen der Frauen. Und sie hätte schwören können, den Duft von gebratenem Wild in der Nase zu haben.
    Die Wendeltreppe endete schließlich vor einer weiteren Tür, in der ein ganz ähnlicher Schlüssel steckte wie der, den sie in der Hand hielt. Überraschung, dachte sie und drückte auf die Türklinke. Da stand sie in ihrem eigenen Ankleideraum!
    Zornesröte stieg ihr ins Gesicht, als ihr bewusst wurde, was das bedeutete: Seine Lordschaft hatte für ungehinderten und heimlichen Zugang in das Gästezimmer gesorgt!
    „Das schlägt ja wohl dem Fass den Boden aus!“, keifte sie und stampfte mit dem Fuß auf, ohne sich darum zu

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