Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
Nachbarn und nahm sich obendrein eine Ururenkelin des letzten Desmond, der 1583 ermordet wurde, zur Frau. Als der Ehe keine Söhne entsprangen, die das Kindesalter überlebten, verheiratete der Earl seine älteste Tochter mit einem gälischen Chief aus dem Clan Mac Conmara, den man Aonghas Cleasach nannte. Der schlaue, listige Angus, Sohn des Seehunds.
    Cl easach . Inzwischen wusste Suse, dass dieses Wort „klasech“ ausgesprochen wurde. Im Laufe der Zeit war daraus „Clausing“ geworden, was in den Ohren der Engländer nicht mehr nach der primitiven, gälischen Sprache klang, von der sie sich mit der Namensänderung eindeutig distanzierten.
    Cl easach. Matt’n sollte eigentlich wissen, wie seine Familie zu dem Namen Clausing gekommen war. Gleichwohl wäre Susanne jede Wette eingegangen, dass er bis zu diesem Tag nicht die geringste Ahnung davon hatte.
    Ihr schwirrte der Kopf von den vielen Namen und Informationen. Welch ein multikulturelles Durcheinander auf diesem Land! Wie konnte angesichts der unbestreitbaren Tatsache, dass der erste Graf von Sean Garraí zwar Engländer war, sich seine Kinder und Kindeskinder jedoch munter mit Gälen, Anglo-Normannen, Anglo-Iren und hin und wieder sogar mit einem Engländer verheirateten, jemand auf die Idee kommen, Matthias Clausing als Engländer zu bezeichnen? Seine Mutter war von rein keltischem Geblüt, falls es so etwas überhaupt gab, aber von väterlicher Seite war er nicht mehr oder weniger Engländer als all die anderen Bewohner von Killenymore.
    Matthias musste sich seiner Herkunft wahrlich nicht schämen (so es überhaupt einen Grund gab, sich für englische Vorfahren zu schämen).
    S use lächelte versonnen, als sie weiterblätterte und hier und da einen Absatz überflog. Wie schade, dass ihr keine Zeit blieb, alles gründlich bis zum Schluss zu lesen. Sie suchte vergeblich nach Eintragungen jüngeren Datums. Matthias hatte sich also tatsächlich nie bemüßigt gefühlt, die Chronik dieses Hauses weiterzuführen.
    Mit einem Seufzer der Missbilligung schüttelte sie den Kopf. Seine Ahnen würden vermutlich in ihren Gräbern rotieren angesichts dieser Ignoranz. Ob er wollte oder nicht, er war und blieb der Graf von Sean Garraí und damit den Traditionen verpflichtet.
    Schließlich war sie bei der letzten Eintragung angekommen, die beinahe sieben Jahre zurücklag und demnach noch von Lord Tomás stammen musste.
    Ü berschrieben war sie mit: „Meinem Sohn Mathew!“
    Suse schloss für einen Moment die Augen, so sehr fühlte sie sich von dieser Notiz überrumpelt. Die Hand auf ihr Herz gepresst, musste sie einige Male tief durchatmen, ehe sie die Blätter dort verstaute, wo sie herausgefallen waren. Damit wollte sie wahrlich nichts zu tun haben! In die uralten Zwistigkeiten von Vater und Sohn hatte sie sich nicht einzumischen. Dieser Brief war nicht für sie bestimmt, zumindest nicht bevor ihn derjenige gelesen hatte, an den er gerichtet war.
    Lord Tomás hatte bis zu seinem Tod auf seinen Sohn gewartet , wusste sie von Máire, und dass er Matthias um Vergebung bitten wollte. Vermutlich hatte er damals bereits mit dessen Schweigen gerechnet, sodass seine letzten Worte, geschrieben schon mit zittriger, schwacher Hand, seinem Erben galten. In der Tat ein kostbarer Schatz, den sie da entdeckt hatte. Ob Matt’n wirklich nichts davon wusste? Máire hatte sie vorgewarnt, er hätte nichts mit der ruhmreichen Geschichte seiner Ahnen am Hut.
    Mit einem Gefühl des Bedauerns strich sie die Blätter der Übersetzung glatt. Ein bisschen mehr Ruhe zum Lesen hätte sie sich schon gewünscht, allerdings befürchtete sie, Matthias könnte jeden Augenblick zurückkehren.
    Da glitten i hre Finger plötzlich über eine Unebenheit im Buchdeckel, der sich eigenartig anfühlte und ihr ungewöhnlich dick vorkam. Ein Geheimfach womöglich? Nicht einmal ihr schlechtes Gewissen konnte sie jetzt noch daran hindern, das obere Blatt vorsichtig vom Deckel abzulösen und einen Schlüssel aus der passgenauen Aussparung zu klauben. War ja nicht mal richtig festgeklebt! Also, daraus konnte ihr nun echt niemand einen Vorwurf machen.
    Und w as sollte sie jetzt damit anfangen? Ein Schlüssel, von dem vielleicht niemand weiß, wo er hingehört, sinnierte sie, während sie ihn von allen Seiten betrachtete. Matthias würde ihr nicht weiterhelfen können. Hatte er nicht sogar behauptet, er wüsste nicht einmal, wo sich die Chronik befand? Möglicherweise gab es irgendwo eine Schatztruhe. Oder wusste

Weitere Kostenlose Bücher