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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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als würden sie sich ihrer Herkunft regelrecht schämen.“
    Während sich Máire noch eine Weile über die Bürde ausließ, die Matthias mit dem gräflichen Erbe aufgeladen worden war, schlug sie die Sahne steif und verteilte sie auf dem Tortenboden.
    „Vielleicht erwische ich ihn ja mal, wenn er friedlich gesinnt ist. Dann werde ich ihn danach fragen. Zweifellos gibt es irgendwelche historischen Schriftstücke in diesem Gemäuer. Verfassen nicht alle Aristokraten langweilige Traktate über ihre Ahnen, um damit anzugeben?“
    „Matty ist anders. Er entspricht in keiner Weise dem Bild, das du dir von einem Adligen machst. Und ich kann höchstens Vermutungen darüber anstellen, warum dir Matty bestimmte Dinge nicht erzählt. Aber sei versichert, er überlegt genau und wägt ab, ob es nicht von größerem Nutzen ist, manche Sachen nicht zur Sprache zu bringen. Denn geschadet hat er dir nicht, indem er dir zum Beispiel seinen Titel verschwieg, oder?“
    „Das wäre ja noch schöner!“
    „Und die Wohnung in Rostock ist auch recht hübsch. Ich war dort, bevor du und Adrian eingezogen seid. Matty wollte sich nicht allein auf seinen – zugegeben exzellenten – Geschmack verlassen, wenn es um die Einrichtung für die Wohnung einer Frau geht.“
    „Das war zwar nett von ihm gewesen, trotzdem bleibe ich dabei: Er ist oberflächlich, gefühllos, herrschsüchtig und eigensinnig. Und das sind, wohlgemerkt, nur seine Tugenden. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass er die emotionale Tiefe einer Bratpfanne besitzt.“
    Suse rieb sich mit einem abschließenden Kopfnicken die Hände. Für diese Erklärung konnte sie sich getrost die volle Punktzahl zuerkennen. Das sollte ihr erst mal einer nachmachen!
    „Also, da muss ich doch widersprechen. Herrschsüchtig und eigensinnig, ja, das mag sein. Das liegt wohl daran, dass er gern alle Fäden selbst in der Hand behält und immer alles zur Perfektion bringen will. Gefühllos? Das müsstest du besser wissen.“ Máire riss beschwichtigend die Hände in die Höhe und lachte. „Schon gut, du hast behauptet, dass nichts zwischen euch läuft, und ich habe es nicht vergessen. Oberflächlich allerdings? Mein Matty? Der, den ich meine, ist so berechenbar wie der Sonnenaufgang, stetig wie dieses Land und zuverlässig wie der Wind über der Insel. Niemals würde er ein einmal gegebenes Wort brechen. Und er hat uns von jeher so behandelt, wie er selbst behandelt werden möchte.“
    „Euch. Das glaube ich gern. Mit mir dagegen scheint er ein echtes Problem zu haben. Können wir jetzt das Thema wechseln? Am frühen Morgen und auf nüchternen Magen erscheint mir so etwas allergieerzeugend.“
    „ An bhfuil clann mhór agat ? Hast du Kinder?“
    „Drei. Drei Jungen. Hat Matt’n das nicht erzä hlt?“, murmelte Suse zwischen zwei Schlucken Kaffee über den Tassenrand hinweg und fragte sich im selben Moment, warum sie wie selbstverständlich davon ausging, er hätte einem Klatschweib gleich ihre Familiengeschichten unter diesen Menschen verbreitet.
    „Ich musste sie bei meinen Eltern zurücklassen, die mit den Jungs für einige Zeit verreisen wollen. Sie sind im Ruhestand und besitzen eine Ferienwohnung im sonnigen Süden, in der für mich angeblich kein Platz mehr ist. Dabei weiß ich genau, dass sie dort unten ein Hausmädchen beschäftigen, um mit den Quälgeistern zurechtzukommen. Aber nein, mich konnten sie dabei ja nicht gebrauchen! Ich wollte die Kinder nicht alleine lassen. Wirklich. Ich wollte eigentlich überhaupt nicht mitkommen, hierher, in den hohen Norden. Bin viel mehr ein Sonnentyp. Mir kann es gar nicht warm genug sein. Sonne, weißen Strand und blaues Wasser, mehr brauche ich nicht. Vielleicht noch so ein, zwei Dutzend Bücher, dann bin ich der glücklichste Mensch auf Erden.“
    Sus e verdrehte die Augen. „Der überaus gütige Matthias Emanuel indes war der Meinung, jetzt sei der beste Zeitpunkt für eine Generalüberholung unserer Wohnung und mir selber würde etwas Erholung fernab der Familie gut tun. Und meine Eltern, diese Verräter, haben aus einem unerfindlichen Grund in dieselbe Kerbe gehauen. Urlaub ausgerechnet in Irland mit seinem Schmuddelwetter!“ Frustriert warf sie eine Hand in die Luft und lachte bitter. „Meine Güte, als wäre seine Gegenwart Erholung für mich! Aber selbstverständlich weiß er immer alles besser, sogar, was andere Menschen brauchen und was gut für sie ist. Er muss ein Hellseher sein. Gerade er, der nichts anderes auf dieser Welt

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