... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
nicht das Geringste zu tun gehabt. Im Gegenteil, die beiden hatten sich damals heftig deswegen gestritten, sogar angebrüllt, während Adrian unbeirrt seine Tasche gepackt hatte, um mit Frithjof Peters nach Gabun zu fliegen. Matthias musste geahnt haben, in welche Gefahr sich die Freunde bringen würden. Nichtsdestotrotz hatte Adrian ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen und sich auf den Weg gemacht, um ihre entführte Freundin Beate nach Hause zu holen.
Und trotzdem! beharrte Suse auf ihrem Standpunkt. Clausing lebte und Adrian war tot!
„Ich bin auf ihn hereingefallen wie ein blinder Trottel mit Plüschohren“, knurrte sie widerwillig. „Diese eine verdammte Nacht war ein Ausrutscher und hatte keinerlei Bedeutung. Weder für ihn und noch weniger für mich. Viel schlimmer war, dass dieser Vorfall beinahe die Freundschaft zwischen den beiden Männern gekostet hätte. Und das kann ich mir wirklich nicht verzeihen. Und ihm erst recht nicht!“
Mit ernster Miene hatte Máire s ie beobachtet. Ihr war der bittere Zug um Suses Mund nicht entgangen. Niemand konnte ihr erzählen, für Susanne sei die Geschichte mit Matty ohne Bedeutung gewesen. Die Frau musste erst geboren werden, auf die er keinen Eindruck machte!
Andererseits wäre es zu wünschen, wenn der junge Graf endlich seinen Meister fand. Er war alt genug, um sich ernsthafte Gedanken um seine Zukunft zu machen. Es ging sie zwar nichts an – zumindest versuchte Pádraig, ihr das ständig einzureden –, aber sie hatte ein Recht darauf, sich eine Gräfin und Kindergeschrei in diesen tristen Gemäuern zu wünschen. Matty hatte Susanne doch nicht aus eigensüchtigen Gründen nach Sean Garraí eingeladen wie all die Frauen zuvor! Er hatte sich sehr viel mehr dabei gedacht.
„Was immer auch zwischen euch vorgefallen ist, diese vergleichsweise harmlose Entgleisung hat der Freundschaft von Matty und Adrian nichts anhaben können. Keiner von euch muss sich irgendwelche Vorwürfe deswegen machen.“ Máire tätschelte beruhigend Suses Hand. „Susanne, ist es dir wirklich unmöglich, Nachsicht mit ihm zu üben? Matty hatte es nie leicht gehabt. Nach allem, was ihm in seiner Jugend widerfahren ist, fällt es ihm schwer, mit seinen Gefühlen richtig umzugehen. Er hatte wenig Gelegenheit, ehrliche Empfindungen von gespieltem Interesse unterscheiden zu lernen. Erst mit Adrian fand er in Deutschland einen Spielkameraden, der von dem alten Grafen zumindest toleriert wurde. Er hat es nicht gern gesehen, wenn die Jungs aus dem Dorf hierher kamen, um mit Matty und meinen vieren zu spielen, obwohl er natürlich nie ein Wort darüber verlor. Selbstverständlich hatte Matty Kindermädchen und Hauslehrer um sich, und wenn er die Ferien in Killenymore verbrachte, habe ich mein Bestes getan, um ihn wie ein gleichwertiges Mitglied unserer Familie mit allen Rechten und Pflichten zu behandeln. Doch wir konnten niemals liebende Eltern ersetzen, die für ihn da waren, wenn er sie brauchte.“
Suse stockte der Atem. Wusste Máire womöglich von …
„Seine Kindheit war eine einzige Tragödie und es stand außerhalb seiner Macht, etwas daran zu ändern. Diese Unfähigkeit macht ihm noch heute zu schaffen. Also entwickelte er im Laufe der Jahre den Ehrgeiz, sich konkrete Ziele für sein Leben zu stecken, die er mit aller Konsequenz verfolgte.“
„ Wobei er vermutlich sogar über Leichen geht.“
„Er hat sich so viel aufgeladen, woran andere längst gescheitert wären. Nimm bloß seine Karriere als Schiffsoffizier, die er nicht einmal dann beenden wollte, als er bereits die Verantwortung für Sean Garraí übernehmen musste. Und dann die Güter in England, die er wenigstens einmal im Quartal aufsucht. Dieses tolle Haus in Rostock. Das alles lässt sich nur bewältigen, wenn man klare Vorstellungen von seinem Leben hat und den Willen und die Disziplin aufbringt, danach zu handeln.“
„Und irgendwann ist ihm das derart in Fleisch und Blut übergegangen, dass er mittlerweile nicht einmal mehr auf den Gedanken kommt, er würde anderen ungebeten vorschreiben, was sie zu tun haben.“
„Es gibt ihm ein Gefühl von Sicherheit, wenn alles nach seinem Willen ge schieht. Die Sicherheit, die er als Kind nie empfand.“
„Er traut uns nicht zu, dass wir selbständig denken und handeln, weil wir ja mit eigenen Entscheidungen seinen Lebensplan durcheinanderbringen könnten“, ätzte Suse.
„Matty hat Angst davor , dem zu trauen, was er nicht kontrollieren kann. Seine momentanen
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