Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
Gefühle haben ihn vollkommen aus dem Tritt gebracht. Ich denke, es kann nicht schaden, wenn ihm diejenigen, die ihn lieben, ein bisschen auf die Sprünge helfen.“
    Dieses Thema wollte Suse unter keinen Umständen vertiefen. Emotionen wie Zuneigung oder gar Liebe hatten zwischen ihr und Matt’n keine Überlebenschance.
    „ Er hat da was erzählt. Vor ein paar Jahren“, äußerte Suse vorsichtig. Wenn jemand davon wusste, dann Máire. „Dass sein Vater nach dem frühen Tod seiner Frau nicht wieder geheiratet hat.“
    „ Mmmh“, machte Máire mit ebensolcher Zurückhaltung.
    Eine gefühlte Ewigkeit sahen sie sich schweigend an.
    „Er hatte bestimmt niemals vorgehabt , darüber zu reden. Schon gar nicht mir. Deshalb stand er wie vom Blitz getroffen, als er es doch tat, noch bevor ihm überhaupt bewusst wurde, was er da sagte und er sich eines Besseren besinnen konnte. Mich hat das tatsächlich dermaßen schockiert, dass ich es bis heute nicht vergessen habe.“
    „Du meinst die Geliebte seines Vaters?“
    Suse nickte bloß, denn sie spürte, dass Máire mehr wusste, als Matthias ihr damals gestanden hatte.
    „Es war ein furchtbares Erlebnis, das seinen Charakter und seine Entschlossenheit geprägt hat. Er ist bis auf die Knochen entblößt worden, gezwungen, seine persönlichen Charakterzüge abzulegen und neue, überlebenswichtige Fähigkeiten zu erlangen. Übrig geblieben ist dieser harte, pure Kern, dem du so wenig abgewinnen kannst, unzerbrechlich und über jedes normale Maß hinaus belastbar. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es für mich damals war, ihm zu zeigen, dass er uns vertrauen konnte. Es hat eine unerträglich lange Zeit gedauert, bis er andere wieder in seiner Nähe duldete und einfache Berührungen zuließ. Und selbst dann kam es mitunter vor, dass er bei einem bloßen Streicheln über sein Haar zusammenzuckte. Er erstarrte, wenn ihm jemand die Hand freundschaftlich auf die Schulter legte. Einmal hat er sogar vor Schreck die Luft so lange angehalten, bis er ohnmächtig geworden ist.“
    Máire zupfte sich ein Tuch von der Küchenrolle und schnäuzte sich geräuschvoll.
    „Und er hat sich nie wieder einen Gute-Nacht-Kuss bei mir abgeholt. Dabei war ich … Nein“, seufzte sie. „Ich habe es mir so manches Mal gewünscht, aber ich war eben nicht seine Mutter. Wenn sich meine anderen Kinder jeden Abend vor dem Zubettgehen auf mich stürzten, stand er ganz still an der Tür und beobachtete mit traurigen Augen dieses Tohuwabohu. Er fühlte sich wie ein Außenseiter. Seiner Meinung nach gehörte er nach dieser Tragödie nicht mehr dazu, er war kein unschuldiges Kind mehr und verdiente folglich keine unschuldige, reine Liebe. Also hat er dafür gesorgt, dass seine eigenen Gefühle unter Verschluss blieben.“
    „Wo er sie vermutlich noch immer versteckt hält.“
    „Er wurde zu einem Mann, der eine Niederlage nicht hinnimmt – der nicht einmal weiß, was eine Niederlage bedeutet.“
    Die Haare auf Suses Arm stellten sich auf , weil ihr klar wurde, was dies für sie bedeutete. Oh, Matt’n, wie konntest du diese Einsamkeit ertragen? Wie konntest du so leben?
    Allmählich begann sie zu begreifen, dass sich an seiner Überzeugung von damals nicht viel geändert hatte. Er würde in seinen Frauen nie mehr als lediglich ein Mittel zur Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse sehen. Er benutzte sie derart skrupellos, wie er einst selbst benutzt worden war. Und dafür musste er nicht einmal einen Finger krumm machen, fielen ihm die Frauen doch wie reife Früchte vor die Füße. Seine männliche Schönheit und sein unnahbares Auftreten hatten ihn für seine Bewunderer noch faszinierender gemacht und seinen Feinden einen weiteren Grund für ihren Hass gegeben. Wie ein Elfenprinz, den man niemals wirklich erreichen konnte, und er betonte diese oberflächliche Attitüde und eine gewisse Arroganz, damit Fans und Frauen nicht näher an ihn herankamen, als er wollte.
    Zugegeben, s ein Charme und seine Eloquenz waren bezaubernd und entwaffnend, doch wenn man sich ein klein wenig Mühe gab, spürte man auch den Schmerz, hinter dem sich eine tiefe Sehnsucht verbarg.
    Sie wollte lieber nicht wissen, wie viele Herzen er gebrochen und damit Rache an diesen hohlköpfigen Dingern geübt hatte für den Missbrauch seiner kindlichen Zuneigung, die er einst zu der Geliebten seines Vaters empfand. Die aber nicht im Geringsten daran dachte, die Mutter für ihn zu spielen. Die von ihm viel mehr wollte.
    Und w o,

Weitere Kostenlose Bücher