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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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zur Hölle, war sein Vater, der ihn vor diesem rücksichtslosen Weib hätte schützen müssen? Er war der Einzige, der Matt’n hätte helfen können! Wo war er, als das passierte?
    Erst als Máire ihr antwortete, wurde ihr bewusst, dass sie diesen Vorwurf laut ausges prochen hatte. „Lord Tomás hat sich bis an sein Lebensende Vorwürfe wegen dieser Versäumnisse gemacht. Er war so mit sich und seiner Trauer nach dem Tod seiner Frau beschäftigt, dass er Matty völlig vernachlässigte. Als ich ihn auf diesen unhaltbaren Zustand aufmerksam machte, wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte. Er erinnerte sich nicht mehr, wie man mit einem Kind redet, wie man es tröstet oder in die Arme nimmt, denn er hat es selbst nie erlebt.“
    „Und deswegen hat er ihn krankenhausreif geschlagen?“
    „Oh nein, das hat er nicht getan! Wie kommst du denn darauf? Lord Tomás hat nie die Hand oder auch nur die Stimme gegen seinen Sohn oder das Personal erhoben. Er war ein friedfertiger, sensibler Mensch, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte.“
    „Aber Matt’n hat doch behauptet, er hätte eine Woche lang im Krankenhaus gelegen , bevor Adrian in seine Familie kam.“
    „Das hatte er dem Gatten dieser … dieser liederlichen Person zu verdanken. Um die Sache nicht an die Öffentlichkeit zu zerren und dem Jungen damit noch mehr Schaden zuzufügen, hat der Graf alle Schuld auf sich genommen und sich bei der Polizei angezeigt. Matty litt eine Weile unter Amnesie und erzählte später lediglich weiter, was er von Dritten hörte, bis er vermutlich irgendwann selbst glaubte, sein Vater hätte ihn geschlagen.“
    Ach Matt’n, womit hattest du das verdient? Und wie konntest du deinem Vater so etwas antun? Er hat dich geliebt!
    „ Weißt du mehr von Matthias’ Mutter?“
    „Ich habe sie kaum gekannt. Sie hatte sich, nachdem sie mit Matty schwanger war, völlig aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Manchmal kam sie tagelang nicht aus ihrem Zimmer. Es ist eine traurige Geschichte, an die Matty höchst ungern erinnert wird. Er gibt sich die Schuld am Tod seiner Mutter. Schließlich ist sie bei seiner Geburt gestorben. Er war schon damals sehr groß. Viel zu groß, wie es heißt.“
    „Oh!“
    Oh Gott, das hatte ihr gerade noch gefehlt, dass sie jetzt Mit leid mit ihm empfand! Gleichwohl hatte Máire etwas in ihr geweckt, das nicht unbedingt dazu beitragen würde, Matt’n bis in alle Zeiten böse sein zu können.
    „Wo steckt er eigentlich? Ich hatte angenommen, wir würden uns beim Frühstück sehen.“
    Máire blickte von ihrer Einkaufsliste auf und tat, als würde auch sie ihn suchen. „Er ist ein ausgesprochener Frühaufsteher, wusstest du das nicht?“
    Sie beeilte sich mit dem Weiterreden, als sie Sus annes finstere, unverkennbar zum Streiten aufgelegte Wieso-glaubst-du-ich-müsste-das-wissen-Miene bemerkte. „Das war er bereits als Kind und selbst später hat er diese Marotte nicht abgelegt. Im Gegenteil, ich kenne niemanden, der weniger Schlaf benötigt als Matty. Er arbeitet bis spät in die Nacht und meist ist er schon längst aus dem Haus, wenn unsereins gerade erst aufsteht. Er sagt nie, wo er ist oder warum er sich verkrümelt, ganz zu schweigen davon, dass er sich festlegen würde, wann er zurück sein wird. Er hasst es sogar, danach gefragt zu werden. Jemandem Rechenschaft über sein Tun ablegen zu müssen, kann er auf den Tod nicht ausstehen, denn als der Hausherr besteht er ganz selbstverständlich darauf zu kommen und zu gehen, wie es ihm passt.“
    „Ist sein gutes Recht, nicht wahr?“
    „Dennoch muss ich wissen, wann ich das Essen für ihn auf den Tisch bringen soll“, beharrte Máire trotzig. „Morgens kocht er sich seinen Kaffee schon immer selber. Dazu ein Stück Kuchen oder ein Brötchen vom Vortag, mehr braucht er angeblich nicht. Er – ein Mann wie ein Baum! – gibt sich mit einem trockenen Brötchen zufrieden, also wirklich, wo gibt ’s denn so was? Deswegen bin ich der Meinung, er sollte wenigstens ordentlich zu Mittag und Abend essen. Bei all der Arbeit, die er sich aufhalst! Es gibt eine Menge für ihn zu tun und seit Lord Tomás nicht mehr ist …“
    Die Haushälterin seufzte und drehte sich zur Spüle um.
    Doch Susanne hatte das Zittern ihrer Hände bemerkt, als Máire ihre Kaffeetasse unter dem laufenden Wasserhahn ausspülte.
    „ War Matthias bei ihm, als er starb?“
    „Der Graf hat nach ihm gefragt, immer und immer wieder. Noch ein einziges Mal wollte er ihn sehen , mit

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