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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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eine hämische Stimme in seinem Inneren. Du hast gehofft, sie würde an diesem Abend dich erwählen. Dumm gelaufen, offenbar hatte sie bisher noch nicht mal Gelegenheit, dich zu vermissen.
    Mit versteinerter Miene verfolgte er, wie Suse überschwänglich von Fearghais und Ean umarmt wurde. Trotz des Alkohols breitete sich Eiseskälte in seinem Magen aus. Er beneidete die Brüder um den lockeren Umgang mit Suse und fühlte sich von deren Freundschaft seltsam bedroht. Denn es war nicht lediglich Bewunderung, die er auf den Gesichtern der Männer erkannte.
    Es war Begehren.
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten, bis die Knöchel weiß hervortraten. Eifersucht. Dieses Gefühl war genauso beunruhigend wie das drängende Verlangen, das er stets in Suses Nähe verspürte.
    Keines dieser Gefühle konnte er sich erlauben.
    Erneut drang schallendes Lachen an sein Ohr. Aha! Fearghais und Ean stellten Suse ihren unzähligen Freunden vor. Dabei schienen die Ó Briains vor Besitzerstolz fast zu platzen, was den Kamm des Grafen allmählich bis zum Bersten anschwellen ließ. Krüge wurden herumgereicht, Becher mit goldfarbenem, süßem Wein gefüllt und die üblichen blumigen Trinksprüche ausgebracht.
    Susanne nippte vorsichtig an dem süffigen Mead , während Clausing sie aus der Ferne betrachtete. Wenn sie vorhatte, in dieser Nacht mit jedem anzustoßen, würde sie eine volle Stunde damit beschäftigt und anschließend hoffnungslos betrunken sein. Er sollte sie besser vor der Wirkung des Weines warnen.
    Zur Hölle, was war nur los mit ihm? Sie war alt genug, um auf sich selbst aufzupassen! Wie oft hatte sie ihm das klarzumachen versucht? Warum konnte er nicht akzeptieren, dass er sich nicht in ihre Angelegenheiten einzumischen hatte? Hatte sie überhaupt schon etwas gegessen? Er würde zu ihr gehen und sie zum Essen …
    Suse einzuladen , hatte ihm in just diesem Moment Fearghais abgenommen. Mit vor grenzenloser Dankbarkeit strahlenden Augen riss sie ihm den Teller förmlich aus den Händen und stürzte sich ausgehungert auf Fleisch und frisches Brot.
    Der Graf unterdrückte einen wütenden Aufschrei. War er dazu ver dammt, zeit seines Lebens bei Suse zu spät zu kommen?
    Immer wieder wanderten seine Blicke zu ihr, lauschte er ihrer Stimme, nahm er das perlende, fröhliche Lachen in sich auf. Seine Augen glitten wie Hände über den tiefen Ausschnitt ihrer Bluse, folgten dem Faltenwurf des weiten Rockes, der ihre zarte Gestalt erahnen ließ, hinab zu den schlanken Beinen. Schweiß trat ihm auf die Stirn, als ein verräterisches Drängen in seinen Lenden aufstieg. Jäh wandte er sich ab und stopfte voll Unmut seine Hand in die Hosentasche. Er verstand sich selbst nicht mehr, sich und das schmerzende Gefühl in seiner Brust, welches ihn daran erinnerte, dass er allen Unkenrufen zum Trotz ein Herz besaß.
    Er bückte sich zu dem Tonkrug am Boden, um seinen Becher e in weiteres Mal mit dem flüssigen Gold zu füllen. Es war zweifellos das Beste, was er machen konnte: sich abfüllen, bis der nagende Schmerz nachließ.
    Wie aus dem Nichts tauchte dicht neben seinem Kopf eine Schuhspitze auf, die gegen den Krug stieß.
    „Hoppala! Was für ein dummes Missgeschick aber auch.“
    Der Mead schwappte an Clausings Hosenbein und lief hinab zu seinem Stiefel, von wo der Wein ins Gras tropfte. Langsam hob der Graf den Kopf und blickte in das unverschämt grinsende Gesicht eines jungen Mannes.
    „Du?! Was willst du hier, Máirtín?“
    „Was wohl? Einen alten Freund begrüßen, a Shasanach . Mich amüsieren. Tanzen und trinken. Nach hübschen Mädchen Ausschau halten. Ganz einfach Spaß haben, so richtig mit allem Drum und Dran. Was hat man sonst an Beltane vor?“
    Der hakennasige Mann mit den grauen Augen blickte in die Runde. Mit dem Kinn deutete er auf die Gruppe junger Männer, die sich um Susanne scharte. „Wieder mal eine Neue?“ Er wackelte bedeutungsvoll mit den Augenbrauen und leckte sich die Lippen.
    „Das geht dich nichts an!“
    „Und was für ein en süßen Käfer du da eingefangen hast. Nicht mehr ganz frisch, wie ich das sehe, aber offensichtlich sind dir unsere Mädchen nicht länger gut genug. Komm schon, ein Machtwort von dir sollte doch genügen, dass sich heute Nacht noch ein, zwei Jungfrauen für den tiarna auftreiben lassen.“
    „Scher dich zum Teufel!“
    „Was, was, was? Warum so unhöflich, hä? Wenn du keinen Anspruch auf sie erhebst, a Shasanach , dann werde ich mich wohl ein wenig um sie kümmern dürfen.

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