Dann eben nicht, Jeeves
ein Mann! Ich werde ihn bitten, sich dieser Sache anzunehmen. Jeeves ist einmalig.«
Meine Haltung wurde noch abweisender.
»Ich erlaube mir, Einspruch zu erheben, Tante Dahlia.«
»Was erlaubst du dir?«
»Einspruch zu erheben.«
»Soso?«
»Ja, allerdings. Jeeves ist völlig unbrauchbar.«
»Wie bitte?«
»Total ungeeignet. Er hat keinen Durchblick mehr. Erst vor wenigen Tagen mußte ich ihm einen Fall entziehen, weil er sich so dumm anstellte. Und außerdem verwahre ich mich entschieden gegen die Insinuation – falls ›Insinuation‹ hier das passende Wort ist –, daß nur Jeeves etwas auf dem Kasten hat. Ich wehre mich dagegen, daß alles gleich ihm vorgelegt wird, ohne daß ich vorher um Rat gefragt werde.«
Noch ehe sie darauf etwas sagen konnte, gebot ich ihr mit einer Handbewegung zu schweigen.
»Es stimmt zwar, daß ich es in der Vergangenheit hie und da für richtig erachtet habe, Jeeves zu konsultieren. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß ich es mal wieder tun werde. Aber ich wünsche, daß man mich persönlich an Probleme heranläßt, sobald sie auftreten, und daß nicht immer so getan wird, als ob Jeeves die Problemlöserei für sich gepachtet hätte. Ich gebe zu, daß er nicht ohne Erfolg war, aber ich glaube, daß er dabei mehr Glück als Verstand hatte.«
»Hast du mit Jeeves Streit gehabt?«
»Überhaupt nicht.«
»Du scheinst einen ziemlichen Rochus auf ihn zu haben.«
»Kein bißchen.«
Dennoch muß ich gestehen, daß sie damit nicht ganz unrecht hatte. Ich war schon den ganzen Tag nicht gut auf den Mann zu sprechen gewesen, und ich will Ihnen auch sagen, warum.
Sie erinnern sich doch, daß er mit dem Gepäck den Zug um 12.45 Uhr genommen hatte, während ich noch dablieb, weil ich zum Mittagessen verabredet war. Na, und während ich noch ein bißchen in der Wohnung herumschlenderte, bevor ich zum Essen ging, da fiel mir ein – ich weiß nicht warum, aber vielleicht hatte da etwas im Blick dieses Burschen gelegen, das mich mißtrauisch machte – da fiel mir ein, ich könnte doch mal einen Blick in den Kleiderschrank werfen.
Und es war, wie ich es mir schon gedacht hatte. Der weiße Samtblazer hing noch auf seinem Bügel. Dieser Schurke hatte ihn nicht eingepackt.
Na, jeder aus dem Drohnen-Club wird Ihnen bestätigen, daß es gar nicht so leicht ist, Bertram Wooster zu übertölpeln. Ich stopfte das Ding in eine große Tüte und legte es in den Kofferraum meines Autos, und jetzt befand es sich auf einem Stuhl in der Halle. Aber das änderte nichts an der Tatsache, daß Jeeves versucht hatte, mich hereinzulegen, und deshalb hatte sich wohl eine gewisse Wiesagtmandochgleich in meine obigen Worte geschlichen.
»Es hat kein Zerwürfnis gegeben«, sagte ich. »Man könnte von einer gewissen Abkühlung der Beziehungen sprechen, nicht mehr. Wir waren bezüglich des weißen Samtblazers mit den Messingknöpfen verschiedener Meinung, und ich sah mich gezwungen, meine Persönlichkeitsrechte zu verteidigen. Aber …«
»Na, ist ja auch egal. Fest steht jedenfalls, daß du Quark redest. Jeeves hätte keinen Durchblick mehr? So ein Quatsch! Ich hab ihn doch selbst gesehen, als er hier ankam. Seine Augen sprühten förmlich vor Intelligenz. Da hab ich mir gleich gesagt: ›Jeeves kannst du vertrauen‹, und das werde ich auch tun.«
»Du wärst viel besser beraten, wenn du mich mal machen ließest, Tante Dahlia.«
»Um Himmels willen, misch dich da bloß nicht ein. Dann wird alles nur noch schlimmer.«
»Ganz im Gegenteil. Es wird dich vielleicht interessieren zu hören, daß ich mich auf der Fahrt hierher intensiv mit Angelas Problem beschäftigt habe, und es ist mir gelungen, einen individualpsychologisch fundierten Plan auszuarbeiten, den ich in Kürze in die Tat umzusetzen gedenke.«
»O Gott!«
»Meine Menschenkenntnis sagt mir, daß er funktionieren wird.«
»Bertie«, sagte Tante Dahlia mit einem, wie mir schien, cholerischen Unterton, »halte dich da heraus! Um alles in der Welt, halte dich da bloß raus! Ich kenne diese Art von Plänen. Wahrscheinlich hast du vor, Angela in den See zu stoßen und dann den jungen Glossop hinterherzuschubsen, damit er sie retten soll, oder irgend so was in der Preislage.«
»Nichts dergleichen.«
»Es würde dir aber ähnlich sehen.«
»Mein Plan ist viel raffinierter. Ich werde ihn dir erklären.«
»Nein, ich danke.«
»Ich habe mir gesagt …«
»Aber mir nicht.«
»Hör mir doch mal zu.«
»Ich denke nicht daran.«
»Na schön.
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