Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
weiter; und während ich mir noch den Glimmstengel ansteckte, war ich schon drauf und dran, damit herauszurücken. Aber dann dachte ich, es wäre vielleicht besser, darauf zu verzichten. Herumzuposaunen, daß ich vorhatte, ihr Glück in die Hand zu nehmen, war vermutlich unklug. Manche Leute haben es nicht gern, wenn man an ihrem Glück herumfingert.
    »Das kommt darauf an«, sagte ich. »Vielleicht bleibe ich, vielleicht fahre ich auch weiter. Ich habe keine festen Pläne.«
    Er nickte teilnahmslos wie jemand, dem es völlig Wurst war, was ich tat, und starrte hinaus auf den sonnenbeschienenen Garten. Tuppy sieht sowieso ein bißchen wie eine Bulldogge aus, aber jetzt wirkte er wie eines von diesen edlen Tieren, wenn man ihm ein Stück Hundekuchen verweigert hat. Für einen Menschen mit Scharfblick war es nicht schwer zu erraten, was ihm durch den Kopf ging, und deshalb war ich nicht überrascht, als er jetzt das Thema anschnitt, das rot angekreuzt ganz oben auf der Prioritätenliste stand.
    »Du hast sicher schon gehört, nicht? Von mir und Angela?«
    »Ja, hab ich, Tuppy, alter Freund.«
    »Wir haben uns zerstritten.«
    »Ich weiß. Wie ich höre, hat es wegen Angelas Hai gewisse Unstimmigkeiten gegeben.«
    »Ja. Ich sagte, es müsse eine Flunder gewesen sein.«
    »Das sagte man mir.«
    »Wer denn?«
    »Tante Dahlia.«
    »Sicherlich hat sie mich von Herzen verflucht?«
    »Durchaus nicht. Sie hat dich nur einmal einen Waldesel genannt. Ansonsten war sie sehr maßvoll für eine Frau, die früher regelmäßig an Fuchsjagden teilgenommen hat. Trotzdem war klar – wenn ich das mal so sagen darf, alter Freund –, daß sie fand, du könntest etwas taktvoller gewesen sein.«
    »Taktvoller!«
    »Und ich muß gestehen, daß ich ihr recht gebe. Das war nicht nett von dir, Tuppy, das war wirklich nicht nett, Angelas Hai derart abzuwerten. Du darfst nicht vergessen, daß dieser Haifisch Angela sehr viel bedeutet. Konntest du dir denn nicht denken, daß es für sie ein Schlag ins Kontor sein würde, wenn der Mann, dem ihr Herz gehört, das Biest als Flunder abtut?«
    Ich sah, daß er heftig bewegt war.
    »Und was ist mit mir?« fragte er mit heiserer Stimme.
    »Mit dir?«
    »Du glaubst doch nicht etwa«, sagte Tuppy mit wachsender Heftigkeit, »daß ich diese dämliche Haifischattrappe als die Flunder entlarvt hätte, die sie in Wirklichkeit war, wenn es dafür keine Gründe gegeben hätte. Ich habe das nur deshalb gesagt, weil Angela, diese freche Kröte, äußerst schnöde Bemerkungen gemacht hatte und weil ich mich dafür rächen wollte.«
    »Schnöde Bemerkungen?«
    »Außerordentlich schnöde. Nur weil ich mal beiläufig gefragt hatte – einfach, um das Gespräch in Gang zu halten –, was Anatole uns wohl zum Abendessen kredenzen würde, sagte sie, ich sei ein Materialist und dächte immer nur ans Essen. Ich und ein Materialist! Ich bin der geistigste Mensch von der Welt.«
    »Richtig.«
    »Ich finde gar nichts dabei, wenn man sich mal fragt, was Anatole wohl zum Abendessen kredenzen wird. Du etwa?«
    »Natürlich nicht. Damit hast du doch nur den Leistungen eines großen Künstlers Anerkennung gezollt.«
    »Genau.«
    »Trotzdem …«
    »Was denn?«
    »Ich meine, es wäre doch schade, wenn das zarte Pflänzchen der Liebe einfach einginge, wo doch schon ein paar Worte der Reue …«
    Er sah mich groß an.
    »Willst du damit sagen, ich soll zu Kreuze kriechen?«
    »Du würdest damit Großmut beweisen, alter Knabe.«
    »Ich denke gar nicht daran, zu Kreuze zu kriechen.«
    »Aber Tuppy …«
    »Nein, kommt nicht in Frage.«
    »Aber du liebst sie doch noch, oder?«
    Das war seine empfindliche Stelle. Er zitterte merklich und verzog den Mund, ganz die gemarterte Seele.
    »Ich sag ja nicht, daß ich die alberne Gans nicht liebe«, sagte er, offensichtlich bewegt. »Ich liebe sie leidenschaftlich. Aber deshalb glaube ich dennoch, daß sie nichts auf der Welt so nötig braucht wie einen kräftigen Tritt in den Hintern.«
    Dergleichen konnte ein Wooster unmöglich durchgehen lassen.
    »Aber, aber, Tuppy!«
    »Du brauchst gar nicht ›Aber, aber, Tuppy‹ zu sagen.«
    »Und trotzdem sage ich ›Aber, aber, Tuppy‹. Ich bin schockiert über deinen Ton. So was sagt man doch nicht. Wo bleibt da die vielgerühmte Ritterlichkeit der Glossops?«
    »Die vielgerühmte Ritterlichkeit der Glossops soll bleiben, wo sie will. Wo bleiben denn die Feinfühligkeit und das weibliche Zartgefühl der Angelas, wie? Mir ins Gesicht zu sagen, ich

Weitere Kostenlose Bücher