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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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bekäme ein Doppelkinn!«
    »Hat sie das gesagt?«
    »Hat sie.«
    »Ach, weißt du, das sind solche weiblichen Redensarten. Vergiß es, Tuppy. Geh zu ihr und begrab das Kriegsbeil.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, dazu ist es zu spät. Es sind Bemerkungen über meinen Bauch gefallen, die ich unmöglich ignorieren kann.«
    »Aber Bauchy … ich meine Tuppy, nun sei doch mal nicht so. Du hast ihr ja auch schon mal gesagt, daß sie in ihrem neuen Hut aussieht wie ein Langhaardackel.«
    »Sie hat damit ja auch ausgesehen wie ein Langhaardackel. Das war doch keine abschätzige Schmähung, sondern wohlüberlegte, konstruktive Kritik. Dahinter stand einzig und allein der wohlmeinende Wunsch zu verhindern, daß sie sich lächerlich macht. Aber einem Mann böswillig zu unterstellen, er schnaufe beim Treppensteigen – das ist doch was ganz anderes.«
    Mir wurde klar, daß dieser schwierige Fall meiner ganzen Pfiffigkeit und Raffinesse bedurfte. Wenn in der Dorfkirche von Market Snodsbury jemals die Hochzeitsglocken läuten sollten, dann mußte Bertram offenbar rangehen wie Hektor an die Buletten. Tante Dahlias Worten hatte ich zwar schon entnommen, daß es zwischen den beiden Kontrahenten zu einer recht freimütigen Aussprache gekommen war, aber daß es so ernst war, wurde mir erst jetzt klar.
    Es war wirklich ein Jammer. Tuppy hatte ausdrücklich zugegeben, daß die Liebe noch im Glossopschen Herzen wohnte, und ich war sicher, daß auch Angela trotz allem, was passiert war, nicht aufgehört hatte, ihn zu lieben. Selbst wenn sie momentan vielleicht am liebsten mit einem stumpfen Gegenstand auf ihn losgegangen wäre, so hätte ich doch jederzeit gewettet, daß irgendwo im verborgenen noch immer die alte Zuneigung schlummerte. Es war nichts als gekränkter Stolz, was zwischen den beiden stand, und meiner Ansicht nach wäre alles wieder gut, wenn Tuppy den ersten Schritt täte.
    Ich knöpfte ihn mir noch einmal vor.
    »Sie ist ganz geknickt wegen dieses Zerwürfnisses, Tuppy.«
    »Woher willst du das wissen? Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Nein, aber ich wette, daß es so ist.«
    »So sieht sie aber nicht aus.«
    »Sie verstellt sich nur. Jeeves tut das auch, wenn ich ihn zusammenstauche.«
    »Jedesmal wenn sie mich sieht, rümpft sie die Nase, als wäre ich ein verstopftes Abflußrohr.«
    »Alles Verstellung. Ich bin überzeugt davon, daß sie dich immer noch liebt und daß du ihr nur was Nettes sagen müßtest.«
    Ich merkte, daß er sich das zu Herzen nahm und mit sich rang. Er scharrte mit dem Fuß. Als er dann sprach, bemerkte ich ein gewisses Tremolo in seiner Stimme.
    »Glaubst du wirklich?«
    »Unbedingt.«
    »Hm.«
    »Wenn du zu ihr gehen würdest …«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Das kann ich nicht. Dann wäre ich geliefert. Mein ganzes Prestige wäre mit einem Schlag dahin. Ich kenne doch die Frauen. Wenn man vor ihnen kapituliert, steigt ihnen das gleich in die Krone.« Er dachte nach. »Man könnte ihr höchstens indirekt zu verstehen geben, daß ich zu Verhandlungen bereit bin. Vielleicht sollte ich ein bißchen seufzen, wenn ich sie sehe. Was meinst du?«
    »Dann glaubt sie, du schnaufst.«
    »Da hast du recht.«
    Ich steckte mir noch eine Zigarette an und ging mit mir zu Rate. Und wie das bei uns Woosters so geht: zack! kam mir auch schon eine Idee. Mir fiel ein, was ich Gussie bezüglich Cornflakes und Schinken geraten hatte.
    »Ich hab’s, Tuppy. Es gibt eine todsichere Methode, um einem Mädchen zu verstehen zu geben, daß man es liebt, und sie funktioniert auch, wenn es einen Krach gegeben hat und man sich wieder versöhnen will. Iß heute nichts zu Abend. Du wirst sehen, wie sie das beeindruckt. Sie weiß doch, daß du ein leidenschaftlicher Esser bist.«
    Er fuhr auf.
    »Ich bin kein leidenschaftlicher Esser!«
    »Nein, nein.«
    »Ich bin überhaupt kein leidenschaftlicher Esser!«
    »Schon gut. Ich meinte ja nur …«
    »Dieses blöde Gerede«, sagte Tuppy hitzig, »daß ich ein leidenschaftlicher Esser sei, muß endlich aufhören. Ich bin jung und gesund und habe einen guten Appetit, aber deswegen bin ich doch noch längst kein leidenschaftlicher Esser. Ich bewundere Anatoles Könnerschaft und bin gerne bereit, das, was er mir vorsetzt, wohlwollend zu prüfen; aber wenn du behauptest, ich sei ein leidenschaftlicher Esser …«
    »Schon gut, schon gut. Ich meinte ja nur, wenn sie sieht, daß du dein Abendessen nicht anrührst, wird sie merken, daß dein Herz schwer ist, und dir die Hand zur

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