Dann eben nicht, Jeeves
ist?«
»Möglicherweise gibt der von mir konzipierte Plan in gewisser Hinsicht Anlaß zu dieser Kritik, Sir, aber faute de mieux …«
»Das verstehe ich nicht, Jeeves.«
»Eine französische Redensart, Sir, die soviel besagt wie ›in Ermangelung eines Besseren‹.«
Eben noch hatte ich für diese Ruine eines ehemals brillanten Denkers nichts als Bedauern empfunden. Diese Worte aber gingen mir gegen den Woosterschen Stolz und hatten eine merkliche Barschheit meinerseits zur Folge.
»Ich weiß sehr wohl, was ›faute de mieux‹ heißt, Jeeves. Nicht umsonst habe ich schließlich gerade erst zwei Monate bei unsern gallischen Nachbarn verbracht. Außerdem kenne ich diesen Ausdruck noch aus der Schule. Was auf mein Unverständnis gestoßen ist, war die Tatsache, daß Sie diesen Ausdruck überhaupt gebraucht haben, obwohl Sie wissen, daß es eines Bessern mitnichten ermangelt. Wie kommen Sie bloß auf diesen Unfug von wegen ›faute de mieux‹? Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß unser Vorgehen klar ist?«
»Doch, Sir, aber …«
»Wieso ›aber‹?«
»Nun, Sir …«
»Nur zu, Jeeves. Ich warte – nein, ich brenne darauf, Ihre Meinung zu hören.«
»Nun, Sir, gestatten Sie mir, darauf hinzuweisen, daß Ihre Pläne in der Vergangenheit nicht alle gleichermaßen von Erfolg gekrönt waren.«
Es entstand eine Pause – eine äußerst bedeutungsschwere Pause –, während der ich mir demonstrativ die Weste zuknöpfte. Erst als ich die Schnalle am Rücken in die richtige Stellung gebracht hatte, sprach ich wieder.
»Ich gebe zu, Jeeves«, sagte ich förmlich, »daß ich in der Vergangenheit den einen oder anderen Bock geschossen habe. Das war jedoch reines Pech.«
»Tatsächlich, Sir?«
»Diesmal wird nichts schiefgehen, und ich werde Ihnen auch sagen, warum nicht. Weil mein Plan auf Einsichten in die menschliche Natur fußt.«
»Tatsächlich, Sir?«
»Er ist sehr einfach. Überhaupt nicht kompliziert. Und außerdem berücksichtigt er die Individualpsychologie.«
»Tatsächlich, Sir?«
»Jeeves«, sagte ich, »sagen Sie nicht andauernd: ›Tatsächlich, Sir‹? Zweifellos haben Sie sich nichts dabei gedacht, aber die Art und Weise, wie Sie das ›tat‹ dehnen und das ›sächlich‹ betonen, läßt das Ganze so klingen, als wollten Sie sagen: ›Wer’s glaubt, wird selig‹. Unterlassen Sie das.«
»Sehr wohl, Sir.«
»Also, wie gesagt, unser Vorgehen ist klar. Möchten Sie hören, was ich veranlaßt habe?«
»Sehr gerne, Sir.«
»Dann passen Sie auf. Ich habe Tuppy empfohlen, heute beim Abendessen die Nahrung zu verweigern.«
»Sir?«
»Na, kommen Sie, Jeeves, das werden Sie doch kapieren, auch wenn Sie nie von selbst auf diese Idee gekommen wären. Haben Sie denn mein Telegramm an Gussie Fink-Nottle vergessen, in dem ich ihn vor Cornflakes und Schinken gewarnt habe? Hier geht es um dasselbe. Sein Essen unberührt auf dem Teller zu lassen wird international als Zeichen von Liebe verstanden. Das wird ganz groß ankommen. Na, fällt jetzt der Penny?«
»Nun, Sir …«
Ich zog die Brauen zusammen.
»Bitte glauben Sie nicht, daß ich andauernd an Ihrer Aussprache herummäkeln will, Jeeves«, sagte ich, »aber ich finde, daß Ihr ›Nun, Sir‹ in vieler Hinsicht genauso unangenehm klingt wie Ihr ›Tatsächlich, Sir?‹. Es hat so einen Beiklang von erhöhter Skepsis, als wollten Sie Zweifel an meinem Mutterwitz anmelden. Nachdem Sie es nun ein paarmal gesagt haben, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, Sie wollten damit sagen, ich redete hochkarätiges Blech und nur Ihr ausgeprägter Sinn für gute Manieren hielte Sie davon ab, statt dessen den Ausdruck ›Quatsch mit Soße‹ zu verwenden.«
»Aber nein, Sir.«
»So klingt es aber. Warum glauben Sie denn, daß dieser Plan nicht funktioniert?«
»Ich fürchte, Miss Angela könnte Mr. Glossops Abstinenz lediglich einer Verdauungsstörung zuschreiben.«
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, und ich gestehe, daß ich für einen Augenblick verunsichert war. Aber dann beruhigte ich mich wieder, denn ich merkte, was dahintersteckte. Aus Mißgunst angesichts seiner eigenen Unzurechnungsfähigkeit – oder Zurechnungsunfähigkeit – versuchte der Mann jetzt, mir die Tour zu vermasseln. Deshalb beschloß ich, ihm unverzüglich die Flügel zu stutzen.
»Ach?« sagte ich. »Was Sie nicht sagen. Nun, wie dem auch sei, Tatsache ist jedenfalls, daß Sie mir das falsche Jackett herausgelegt haben. Seien Sie bitte so freundlich, Jeeves«, sagte ich
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