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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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leisten. Also bitte ihn doch einfach um das Geld für die Druckerei.«
    »Das habe ich ja getan. Kurz bevor ich nach Cannes fuhr.«
    »Und hat er es dir nicht gegeben?«
    »Doch. Er hat die Zeche bezahlt, ohne mit der Wimper zu zucken. Das war das Geld, das ich beim Bakkarat verloren habe.«
    »Oh, das wußte ich allerdings nicht.«
    »Was weißt du denn überhaupt?«
    Neffenliebe ließ mich dieses spitze Tantenwort überhören.
    »Ts-ts!« sagte ich nur.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich sagte ›Ts-ts!‹«
    »Wenn du das noch mal sagst, kriegst du eine verpaßt. Du bist schon ohne dein ›Ts-ts‹ schwer genug zu ertragen.«
    »Verstanden.«
    »Wenn hier jemand ›Ts-ts‹ macht, dann bin ich das klar? Und das gilt auch für Seufzen und Kopfschütteln, falls du dergleichen vorhattest.«
    »Durchaus nicht.«
    »Dann ist es ja gut.«
    Eine Weile stand ich gedankenverloren da und machte mir jede Menge Sorgen. Mein Herz hatte, wie Sie sich erinnern werden, an diesem Abend schon einmal für Tante Dahlia geblutet. Jetzo blutete es mir wieder in der Brust, und bittre Tränen hätt ich weinen mögen. Ich wußte, wie sehr sie an ihrer Gazette hing. Wenn dieses Blatt jetzt vor die Hunde ginge, wäre das für sie genauso, als wenn sie zusehen müßte, wie ihr Herzliebstes im Gartenteich versinkt. Andererseits bestand kein Zweifel daran, daß Onkel Tom eher hundert ›Boudoirs‹ in die Binsen gehen lassen würde als dieselbe Rechnung zweimal zu bezahlen – es sei denn, man stellte es sehr pfiffig an.
    Und dann fiel mir ein, wie man es anstellen könnte. Diese Tante mußte es genauso machen wie meine anderen Klienten. Tuppy Glossop würde das Abendessen verschmähen, um Angela weichzukriegen. Gussie Fink-Nottle würde das Abendessen verschmähen, um die Bassett zu beeindrucken. Am besten würde auch Tante Dahlia das Abendessen verschmähen, um Onkel Tom milde zu stimmen. Das schöne an diesem Verfahren war, daß die Zahl der Mitwirkenden keine Rolle spielte. Immer hereinspaziert, die Herrschaften. Je mehr, desto besser. Jedes Los gewinnt.
    »Ich hab’s«, sagte ich. »Es gibt nur eine Möglichkeit. Nulldiät.«
    Sie sah mich bittend an. Ich will nicht beschwören, daß ihre Augen feucht waren von unvergoßnen Tränen, aber ich glaube es schon. Auf jeden Fall rang sie flehentlich die Hände.
    »Mußt du denn schon wieder faseln, Bertie? Kannst du es nicht wenigstens einmal lassen? Nur heute, deiner Tante zuliebe.«
    »Ich fasele nicht.«
    »Na ja, für einen Mann von deinem geistigen Format kommt das wahrscheinlich noch nicht unter ›Gefasel‹, aber …«
    Jetzt wußte ich, was passiert war. Ich hatte mich nicht klar genug ausgedrückt.
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Sei guten Muts, Tantchen. Bei mir liegst du richtig. Wenn ich ›Nulldiät‹ sage, dann meine ich damit, daß du heute beim Abendessen die Lebensmittel stehenlassen sollst. Setz dich einfach mit einer Leidensmiene an den Tisch, und jedesmal, wenn ein neuer Gang serviert wird, lehnst du mit einer matten Handbewegung ab. Du sollst sehen, Onkel Tom wird deine Appetitlosigkeit bald bemerken, und ich wette, daß er am Ende des Abendessens zu dir kommt und sagt: ›Liebste Dahlia‹ – ich nehme an, er nennt dich Dahlia – ›Liebste Dahlia‹, wird er sagen, ›mir ist aufgefallen, daß du gar nichts gegessen hast. Ist dir etwas, liebste Dahlia?‹ – ›Ja, liebster Tom‹, wirst du dann antworten. ›Es ist nett, daß du fragst, Liebster. Weißt du, Liebster, ich mache mir schreckliche Sorgen.‹ – ›Meine Liebe‹, wird er darauf antworten …«
    An dieser Stelle unterbrach mich Tante Dahlia, um mir mitzuteilen, daß diese Traversens, nach ihrem Dialog zu urteilen, ein reichlich gefühlsduseliges Paar zu sein schienen. Außerdem begehrte sie zu erfahren, wann ich endlich zur Sache käme.
    Ich sah sie strafend an.
    »›Meine Liebe‹, wird er zärtlich antworten, ›kann ich irgend etwas für dich tun?‹ Und ob er das könne, wirst du ihm sagen, und er solle doch mal gleich sein Scheckheft zücken und zu schreiben anfangen.«
    Ich hatte sie genau beobachtet, während ich sprach, und zu meiner Freude bemerkte ich, wie jetzt so etwas wie Hochachtung in ihren Augen schimmerte.
    »Aber Bertie, das ist ja großartig!«
    »Ich sagte dir ja, daß nicht nur Jeeves Grütze im Kopf hat.«
    »Das könnte tatsächlich klappen.«
    »Das wird todsicher klappen. Dasselbe habe ich Tuppy empfohlen.«
    »Dem jungen Glossop?«
    »Um Angelas Herz zu

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