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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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erweichen.«
    »Fabelhaft!«
    »Und auch Gussie Fink-Nottle, der die Bassett erobern möchte.«
    »Donnerwetter! Da hast du ja dein Köpfchen mächtig angestrengt.«
    »Immer im Einsatz, liebe Tante, immer im Einsatz.«
    »Du bist gar nicht so doof, wie ich dachte, Bertie.«
    »Wann dachtest du denn, daß ich doof sei?«
    »Ach, irgendwann im letzten Sommer. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich darauf kam. Also wirklich, Bertie, dein Plan ist brillant. Wahrscheinlich hast du die Idee von Jeeves, wie?«
    »Die Idee habe ich nicht von Jeeves. Ich verwahre mich gegen diese Unterstellung. Jeeves hat damit nicht das geringste zu tun.«
    »Schon gut, kein Grund zur Aufregung. Doch, ich denke, das wird klappen. Tom hängt ja sehr an mir.«
    »Wer tut das nicht?«
    »So werd ich’s machen.«
    Und dann lief der Rest der Belegschaft ein, und wir gingen hinunter zum Abendessen.
    So, wie die Dinge in Brinkley Court standen – ich meine, angesichts der Tatsache, daß die Grundmauern des Hauses unter der Last schwer bedrückter Herzen ächzten und für zerrissene Seelen nur noch ein paar Stehplätze zur Verfügung standen –, hatte ich natürlich nicht erwartet, daß das Abendessen besonders kurzweilig verlaufen würde. Und das tat es denn auch nicht. Eher freudlos. Das Ganze erinnerte mich sehr an eine Weihnachtsfeier auf der Insel der Verdammten.
    Ich war heilfroh, als das Essen vorüber war.
    Tante Dahlia, die zusätzlich zu ihrem sonstigen Kummer jetzt noch gezwungen war, bei Tisch totale Abstinenz zu üben, ging auf meine geistvollen Plaudereien gar nicht ein. Onkel Tom, auch sonst schon einem sorgenvollen Flugsaurier sehr ähnlich, wirkte jetzt, da er fünfzig Pfund nachzuzahlen hatte und mit dem Untergang des Abendlandes rechnete, noch melancholischer. Die Bassett übte sich im stummen Brotzerkrümeln. Angela saß da wie aus Stein gehauen. Tuppy sah aus wie ein Verurteilter in der Todeszelle, der die traditionelle Henkersmahlzeit zurückgehen läßt, bevor er sich zum Galgen auf die Socken macht.
    Und was schließlich Gussie Fink-Nottle betrifft, so hätte sich manch ein erfahrener Bestattungsunternehmer von seinem Aussehen täuschen lassen und gleich mit dem Einbalsamieren begonnen.
    Ich sah hier Gussie zum erstenmal wieder, seit wir uns in meiner Wohnung verabschiedet hatten, und ich muß sagen, sein Verhalten enttäuschte mich. Ich hätte von ihm ein bißchen mehr Pep erwartet.
    Bei dem bewußten Zusammentreffen in meiner Wohnung hatte er mir, wie Sie sich erinnern werden, praktisch in die Hand versprochen, daß er nur ein wenig Landluft brauche, um in Fahrt zu kommen. Aber jetzt vermochte ich keinerlei Anzeichen dafür zu entdecken, daß er im Begriff sei, zu Höchstform aufzulaufen. Er war der Miesepeter in Person, und ich brauchte nicht viel Zeit, um zu begreifen, daß meine erste Tat nach dem Verlassen dieser Familiengruft darin bestehen müsse, diesen Unglückswurm beiseite zu nehmen und ihm Mut zuzusprechen.
    Wenn es hier irgendein Ego gab, das es nötig hatte, aufgebaut zu werden, dann war es das Fink-Nottlesche.
    Beim allgemeinen Auszug der Leidtragenden verlor ich ihn dann aber aus den Augen, und da Tante Dahlia mich für eine Partie Backgammon in Beschlag nahm, konnte ich meine Fahndung nach ihm nicht sogleich einleiten. Aber als wir ein Weilchen gespielt hatten, kam der Butler herein und bat sie hinaus zu einem Gespräch mit Anatole, so daß ich mich endlich verdrücken konnte. Und zehn Minuten später, nachdem ich im Haus keine Spur von ihm hatte entdecken können und nun den Garten durchkämmte, stöberte ich ihn zwischen den Rosenbüschen auf.
    Er schnüffelte gerade an einer Rose, hob aber sein Riechorgan, als ich mich näherte.
    »Na, Gussie«, sagte ich.
    Bei diesen Worten bleckte ich ihn freundlich an, wie das so meine Art ist, wenn ich einen alten Kumpel treffe; aber anstatt freundlich zurückzublecken, warf er mir einen äußerst abweisenden Blick zu. Ich war perplex. Das sah ja ganz so aus, als ob er sich nicht freute, Bertram wiederzusehen. Er stand einen Augenblick da und ließ diesen abweisenden Blick auf mich einwirken, bevor er das Wort an mich richtete.
    »Du mit deinem ›Na, Gussie‹!«
    Er stieß das zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, was immer sehr unliebenswürdig wirkt, und ich war noch ratloser als zuvor.
    »Wie meinst du das – ich mit meinem ›Na, Gussie‹?«
    »Du hast vielleicht Nerven, hier herumzulatschen und ›Na, Gussie‹ zu sagen. Ich hab die Nase voll, Wooster,

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